nungen nach Olympiaden und von der Er
bauung Roms.
Die christliche A. ist von Dionysius
Eriguus im 6. Jahrh, eingeführt, aber
erst im 8., namentlich durch die Bemühun
gen von Be da Ve nerab ili s, allgemeiner
in Aufnahme gekommen. Als Lag der
Geburt Christi nahm Dionysius den
25. Dez. des Jahrs 754 nach Erbauung
Roms an, und als Anfang der Zeitrech
nung wurde der Anfang dieses Jahrs,
also nach heutigem Gebrauch der 1. Jan.,
festgesetzt. Dürfte indessen auch das Da
tum 25. Dez. feststehen, so sind doch gegen
das Jahr 754 gewichtige Bedenken erhoben
worden. Auch unser großer deutscher
Astronom Kepler hat sich eingehend mit
dieser Frage beschäftigt, und schon der Ti
tel einer 1613 gedruckten Schrift desselben
lehrt uns verschiedene Beantwortungen
derselben kennen. Es lautet nämlich dieser
Titel: »Widerholter Ausführlicher Teut
scher Bericht, das vnser Herr vnd Hailand
Jesus Christi nit nuhr ein Jahr vor dem
Anfang vnserer heutiges Tags gebrauchi
gen Jahrzahl geboren sey: wie Herr D.
Helifanus Röslinus, Hanowischer Medi-
cus zu Buchsweiler in seinem jüngst auß-
gangenem anrichtigen Bericht an die Röm.
Kap. Mag. neben Henrico Buntingo Chro-
nologo und anderen fürgibt: auch nicht
nur zwey Jahr, wie Scaliger und Calvi-
sius Chronologi mit vielen alten Kirchen-
Scribenten dafür halten, sondern fünfs
gantzer Jahr«. Andre haben die Geburt
Christi noch weiter zurückrücken wollen,
so der Kamaldulenserabt Sanclemente,
dem zufolge unsre Zeitrechnung um sieben
Jahre zu kurz ist. Bei diesen Untersuchun
gen spielt namentlich die Deutung des
Sterns, der nach dem biblischen Bericht die
Magier aus dem Morgenland zur Wiege
Christi führte, eine Rolle. Die meisten,
auch Kepler, hielten diesen Stern für eine
Konjunktion der beiden großen Planeten
Saturn und Uranus, die den Tafeln
Delambres zufolge 747 nach Erbauung
Roms stattfand. Am 20. Mai genann
ten Jahrs standen beide Planeten vor
Sonnenaufgang am Morgenbimmel, nur
1° voneinander entfernt. Jupiter ging
dem Saturn nördlich vorbei. Im Sep-
tember kamen beide in Opposition zur
Sonne und waren um Mitternacht im S.
sichtbar; sie näherten sich jetzt in rückläu
figer Bewegung einander wieder, und
27. Okt. fand wieder eine Konjunktion
statt. Als hierauf Jupiter wieder direkte
Bewegung annahm, fand eine dritte Kon
junktion statt, bei welcher die scheinbare
Entfernung wieder nur 1° betrug. Auf
diese von Jdeler in seinem »Handbuch
der Chronologie« aufgeführten Thatsachen
hin hat die auch noch durch andre Gründe
gestützte Ansicht, daß Christus 7 Jahre vor
Anfang unsrer Zeitrechnung geboren sei,
ziemlich allgemeine Annahme gefunden.
Neuerdings hat indessen Lauth eS als
-wahrscheinlich hingestellt, daß mit der Er
scheinung des Sterns der Magier im O.
der Frühaufgang des Sirius gemeint unb
daß daher die Geburt Christi auf das Jahr
3 vor Beginn unsrer Zeitrechnung zu
setzen sei. In der Praris hat man von
diesen Erörterungen nicht Notiz genom
men und es bei der Dionysischen Rech
nung bewenden lassen.
Weltschöpfungsären oder Welt
ären gibt es sehr verschiedene. Die wich
tigsten sind die: neu jüdische, die mit 26.
März 3762 v. Chr. beginnt; die kon-
stantinopolitanische oder byzan
tinische (Anfang 1. Sept. 5509 v.Chr.);
die von Sextus Julius Africanus im 3.
Jahrh, erfundene und erst im 15. Jahrh,
bei den Patriarchen von Konstantinopel
außer Gebrauch gekommene alerandri-
nische (Anfang 1. Sept. 5505 v. Chr.);
die antiochenische oderneue aleran-
drinis che, vom griechischen Mönch Pano-
doros im 5. Jahrh, erfunden (Anfang 1.
Sept. 5494 v. Chr.).
Die A. der Erbauung Roms be
ginnt nach Ausweis der I'asti Capitolini
(der auf dem Kapitol im alten Rom auf
bewahrten steinernen Geschichtstafeln) in
der letzten Hälfte von 753 v. Chr., nach
der Berechnung des TerentiuS Varro (um
140 v. Chr.) aber mit dem Frühling des
JahrS 754 v. Chr.
Die A. der Olympiaden, nach den
Kampsspielen benannt, welche aller vier
Jahre bei der dem Zeus geweihten Stadt
Olympia in Elis abgehalten wurden, be-