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Parallaxe (Bestimmung durch Venusdurchgänge).
aber erscheinen sie im Fernrohr als Punkte,
wodurch eine schärfere Einstellung und
Messung ermöglicht wird. Galle machte
zuerst darauf aufmerksam, daß der Plane
toid Flora im Oktober und November
1873 der Erde bis auf 0,87 Sonnenfernen
nahekomme, und daß seine Beobachtung
in dieser Stellung ein gutes Mittel zur
Bestimmung der Sonnenparallare biete.
Auf diese Anregung hin wurden auf ver
schiedenen Sternwarten der nördlichen
und südlichen Erdhälfte Florabeobach
tungen angestellt, aus denen Galle den
Wert 8,879" für die Sonnenparallare be
rechnete. Ebenso hat Lord Lindsay aus
Beobachtungen der Juno in ihrer größten
Erdnähe im Herbst 1874 (Abstand 1,03
Sonnenweite) den Wert 8,77" berechnet.
In neuester Zeit hat endlich W i n n e ck e
den Vorschlag gemacht, die Bedeckung klei
ner Fixsterne durch die Venus an verschie
denen Orten zu beobachten und aus den
sich herausstellenden Verschiedenheiten die
P. der Venus, aus dieser dann die der
Sonne zu berechnen. Derselbe Planet, die
Venus, hat bereits früher in andrer Weise
zu dem gleichen Zweck gute Dienste ge
leistet, wie wirjetzt näher anzugeben haben.
Sta- 6.
Halleys Methode zur Bestimmung der Sonnenparallaxe.
Die erste Bestimmung der Sonnenpa
rallare aus Oppositionöbcobachtungen des
Mars batte ein Resultat geliefert, welches
der Wahrheit sehr nahe kam. Dessenun
geachtet wurde die Richtigkeit desselben
vielfach in Zweifel gezogen, und man griff
daher gern zu einem andern Hilfsmittel
zur Bestimmung dieses wichtigen Ele
ments. Sckon 1663 hatte der englische
Mathematiker James G r e g o r y in seiner
Schrift »Option promotn« auf die Mög
lichkeit aufmerksam gemacht, die untern
Planeten Merkur und Venus zu diesem
Zweck zu benutzen; aber diese glückliche
Idee wäre wohl von den Astronomen nicht
beachtet worden, hätte nicht Edmund
H a l l e y, zuerst in einem 1677 von St. He
lena aus an Sir JonaS Moore gerichteten
Brief und nachher in ein paar 1691 und
1716 in den Schriften der Königlichen Ge
sellschaft inLondon veröffentlichtenAbhand-
lungen, die Wichtigkeit dieser Methode in
das rechte Licht gestellt. Jene beiden Pla
neten kehren uns, wenn sie am nächsten
bei uns stehen, ihre dunkle Seite zu; wir
können sie daher nicht sehen, außer wenn
sie gerade vor der Sonnenscheibe stehen
und als kleine schwarze Scheiben vor der
selben vorüberziehen. Diese sogen. »Durch
gänge« der Venus und des Merkur durch
die Sonne müssen nun je nach dem Stand
punkt des Beobachters auf der Erdober
fläche verschieden erscheinen, und hierin
liegt eben ein Mittel zur Bestimmung der
Sonnenparallare. Doch sind nur die
Venusdurchgänge dazu geeignet, da Mer
kur auch zur Zeit eures Durchgangs zu
weit von der Erde entfernt ist.
Halley ging von dem einfachen Ge
danken aus, daß zlvei Beobachter, ^.und B
(Fig. 6), auf der Erde, deren Standorte
möglichst weit in Rich
tung der Breite vonein
ander entfernt sind, die
Venus V an verschie
denen Stellen über die
Sonnenscheibe 8 gehen
sehen, wie dies in Fig.
3 angedeutet ist (links
von der Seite, rechts
von vorn gesehen).
Während für den Be
obachter in A die Venus sich als ein
schwarzer Punkt längs der Sehne DE be
wegt , beschreibt sie für den Beobachter in
B die Sehne GF. Da letztere weiter vom
Mittelpunkt der Sonnenscheibeentferntist,
so ist sie kürzer als DE, und der Beobachter
in B sieht daher die Venus weniger lange
vor der Sonne als der in A. Aus dem Ver
hältnis der Zeiten, während welcher A und
B die Venus auf der Sonne sehen, undaus
dem Breitenunterschicd der Orte A und B
läßt sich nun der Unterschied der Parall
axen von Venus und Sonne und daraus