Planeten (Allgemeines). 39V
Planeten nennt man diejenigen Him
melskörper, welche in nahezu kreisförmi
gen Bahnen um die Sonne laufen und,
au sich dunkel, von dieser beleuchtet wer
den. Die dem bloßen Auge sichtbaren
Körper dieser Art sind an Glanz nur den
hellsten Fixsternen vergleichbar; ja Venus
erreicht nach Zöllners Angabe die 18-
fache Helligkeit des Sirius, Jupiter die
3fache, Mars die 2Vzfache, und selbst Mer
kur kann unter günstigen Umständen
ebenso hell erscheinen wie jener glänzendste
Fixstern am Himmel, wogegen der bleiche
Saturn nur etwa Vs der Lichtintensität
des Sirius erreicht. Dabei ist das Licht
der P. ruhig, sie zeigen nicht das für die
Fixsterne charakteristische Funkeln (vgl.
Funkeln der Sterne); nur bei dem hellsten
P., bei der Venus, ist dasselbe ebenfalls
wahrzunehmen. Ein weiterer Unterschied
zwischen Fixsternen und P. ergibt sich bei
der Beobachtung mit dem Fernrohr. Je
vollkommner das letztere ist, desto mehr
erscheint ein Fixstern bei guter Einstellung
als ein bloßer Lichtpunkt, während ein
Planet sich als deutliche runde Scheibe
zeigt. Das letztere gilt freilich nicht mehr
von den kleinen P. oder Planetoiden, die,
abgesehen von ganz seltenen Ausnahmen
(vgl. Planetoiden), auch bei den stärksten
Vergrößerungen nur den Anblick leuch
tender Punkte darbieten. Wo man aber
eine Planetenscheibe beobachtet, da erscheint
dieselbe je nach der Entfernung des P. zu
verschiedenen Zeiten verschieden groß. Beim
Merkur schwankt der scheinbare Durch
messer zwischen 1,4 und 12 Bogensekunden,
bei der Venus zwischen 9,5 und 62, beim
Mars zwischen 3,3 und 23, bei Jupiter
zwischen 30 und 46, beim Saturn zwischen
15 und 20 Sekunden. Auch zeigt das
Fernrohr auf diesen Planetcnscheiben
allerlei Einzelheiten, Flecke, Streifen rc.,
die entweder der Oberfläche des P. oder
der ihn umgebenden atmosphärischen Hülle
angehören (vgl. die Artikel über die ein
zelnen größern P.). Bei einer spektrosko
pischen Untersuchung der P. erkennt man
die bekannten dunkeln Linien des Sonnen
spektrums. Außerdem aber gewahrt man
in den Spektren des Mars, Jupiter und
Saturn, besonders aber in denen des Ura
nus und Neptun noch andre dunkle Strei
fen, welche im Spektrum der Sonne sicht
bar werden, wenn dasselbe bei niedrigem
Sonnenstand durch eine dicke Atmosphä
renschicht gegangen ist, und welche man
deshalb als Zeugnisse für eine atmosphä
risch: Umhüllung dieser P. anzusehen hat.
Als reflektiertes Ncht zeigt sich das Plane
tenlicht auch bei der Untersuchung mit
dem Polariskop, indem es polarisiert ist
(vgl. Astrophotometrie, S. 44). Endlich zeigt
uns das Fernrohr bei einzelnen P. noch
Begleiter, welche man im Gegensatz zu
den Hauptplaneten Nebenplane
ten, Monde, Trabanten oder Sa
telliten nennt; es haben nämlich Erde
und Neptun je einen, Mars 2, Jupiter
und Uranuö je 4, Saturn 8 Monde, nnd
der letztgenannte wird noch außerdem von
einem Ringsystem umgeben.
1)AnzahlundEntdeckung derP.
Der Name P. kommt von dem griechi
schen planstes, »umherwandelnd«, Wan
delstern oder Jrrstern. Man bezeichnete
mit demselben zuerst fünf Sterne, näm
lich Merkur, Venuö, Mars, Jupiter und
Saturn, welche unter den übrigen Ster
nen des Himmels ziemlich rasche ilnd teil
weise sehr verwickelte Bewegungen machen,
während diese übrigen ihre relativen Stel
lungen wenn auch nicht in aller Strenge,
so doch mit solcher Annäherung beibehal
ten, daß mauJahrtausende hindurch keine
Veränderungen in der Gruppierung der
selben wahrzunehmen vermocht hat. Diese
Sterne erhielten daher den Namen Fix
sterne (s. d.), d. h. feste Sterne, im Gegen
satz zu jenen fünf. Es ist der Neuzeit vor
behalten geblieben, auch an den Fixsternen
Bewegungen wahrzunehmen (vgl. Eigen
bewegung der Fixsterne). Außer jenen fünf
sterilartigcn Körpern erkannte man auch
schon im frühesten Altertum den Mond
und die Sonne als beweglich in bezug
auf den Firsternhimmel. Die Erde be
trachtete man damals als das Zentrum
der Welt, und in diesem Sinn hat P l a t o n
in seinem »Timäos« geschrieben: »Um die
im Zentrum des Kosmos ruhende Erde
bewegen sich der Mond, die Sonne und
fünf andre Sterne, welche man P. nennt«.
Die Vorstellung von der Fünfzahl der P.