Full text: Lexikon der Astronomie

398 Planeren (Entdeckungsgeschichte). 
hatten die Griechen schon von den Chal 
däern empfangen, und sie erhielt sich noch 
lange Zeit, denn selbst Ptolemäos, im 
2. Jahrh. n. Chr., spricht immer von fünf 
P. In der Folge aber wurden auch Mond 
und Sonne mit zu den P. gerechnet, deren 
Zahl nunmehr sieben betrug. So finden 
wir es bei Julius Firmicus dargestellt, 
einem Schriftsteller aus der Zeit Kon 
stantins d. Gr., und so blieb es auch das 
ganze Mittelalter hindurch. Erst Köper- 
nikus (1543) wies der Sonne ihre zen 
trale Stellung an und ordnete die Erde 
in die Reihe der P., während er in dem 
Mond einen Begleiter der Erde, einen 
Nebenplaneten, erkannte. 
Die Erfindung des Fernrohrs führte eine 
beträchtlicheErweiterung unsrer Kenntnis 
der planetarischen Himmelskörper herbei. 
Zunächst waren es allerdings nur Neben 
planeten, welche entdeckt wurden. Der 
b randenburgische Hofmathematikus Si 
mon Marius in Ansbach beobachtete 
die vier Jupitermonde schon 29. Dez. 
1609, während Galilei dieselben erst 
7.—10. Jan. 1610 in Padua entdeckte; 
indessen hat Marius seine Entdeckung erst 
mehrere Jahre später (1614) bekannt ge 
macht, während Galileis Bericht in seinem 
»Sternboten« (»Nuncius sidereus«)nod) 
1610 veröffentlicht wurde. Galilei bemerkte 
auch im Juli desselben Jahrs an dem 
Saturn eigentümliche Hervorragungen, 
und er bezeichnete ihn deshalb als »drei 
fach« (tergeminum); aber weder er noch 
der Danziger Hevelius, welcher 1656 
in seinem Fernrohr zwei Seitenstäbe an 
dem Saturn erblickte, erkannte die wahre 
Bedeutung dieser Erscheinung. Erst der 
Niederländer Huygens entdeckte die 
wahre Gestalt des Saturnrings. Derselbe 
hatte schon früher, 25. März 1656, den 
6. Mond des Saturn (Titan) entdeckt; 
später fand Dom. Cassini den äußer 
sten (Iapetus) im Oktober 1671, den 
5. (Rhea) 23. Dez. 1672, den 3. und 4. 
(Tethys und Dione) Ende März 1684. 
Fast ein Jahrhundert verging noch, ehe 
ein neuer Hauptplanet entdeckt wurde; 
erst 13. März 1781 fand Wilhelm Her 
schel in Bath den Uranus. Demselben 
genialen Astronomen verdanken wir auch 
die Entdeckung der beiden äußersten Ura 
nusmonde (Titania und Oberon)11.Jan. 
1786 sowie die Auffindung des 1. und 2. 
Saturntrabanten (Mimas und Encela- 
duö)28. Aug. und 17. Sept. 1789, während 
der 7. Saturnmond (Hyperion) erst 16.— 
19. Sept. 1848 von Bond zu Cambridge 
in den Vereinigten Staaten und gleichzei 
tig 19.—20. Sept. von Lasset! zu Star- 
field bei Liverpool entdeckt wurde. Herschel 
glaubte übrigens 1790—94 außer den zwei 
erwähnten noch vier andre Monde des Ura 
nus gesehen zu haben; während es ihm 
aber bei jenen zwei gelang, durch neun 
monatliche Beobachtung ihre Umlaufs- 
zeitenfestzustellen, war dies beiden andern 
nicht möglich. L a s s e l l hat im Mai 1851, 
als er mit seinem großen Spiegelteleskop 
auf Malta beobachtete, nur vier Uranus 
monde finden können, nämlich außer den 
zwei zuerst von Herschel entdeckten noch 
ein Paar innere, die er Ariel und Um- 
briel nannte. Durch die Beobachtungen, 
die seit 1873 von Newcomb und Hol 
den mit dem großen Refraktor der Stern 
warte in Washington angestellt worden 
sind, ist auch sichergestellt, daß der Ura 
nus in der That nur vier Monde hat, 
nicht sechs, wie man längere Zeit aus 
Herschels Autorität-hin glaubte. 
Eine neue Periode planetarischer Ent 
deckungen begann mit dem 19. Jahrh., in 
dessen erster Nacht, 1. Jan. 1801, der ita 
lienische Astronom Piazzi in Palermo 
die Ceres auffand, den ersten Himmels 
körper aus der Reihe der kleinen P. oder 
Planetoiden zwischen Mars und Jupiter. 
In rascher Folge wurden noch drei weitere 
Glieder dieser Gruppe entdeckt, nämlich 
Pallas durch O l b e r s in Bremen 28. März 
1802, Juno durch Harbing in Lilien 
thal 1. Sept. 1804 und Vesta durch Ol- 
b e r s 29. März. Wiederum trat eine län- 
ere Pause ein, bis Hencke in Driesen 
. Dez. 1845 einen neuen Planetoiden 
fand. Derselbe entdeckte 1. Juli 1847 
noch die Hebe, die gleichfalls zu dieser 
Gruppe gehört, und von dieser Zeit an ist 
kein Jahr vergangen, ohne daß eine An 
zahl kleiner P- entdeckt worden war; ja 
1879 stieg die Zahl dieser neuentdeckten 
Planetoiden bis auf 20. Die Reihenfolge
	        
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