Full text: Lexikon der Astronomie

424 Problem der kürzesten Dämmerung — Prostaphäresis. 
sind im Vergleich zu den Kräften, welche 
die elliptische Bewegung bewirken. Dies 
hat aber seinen Grund wieder in der That 
sache, daß die Sonne im Vergleich zu den 
Planeten und die Hauptplaneten im Ver 
gleich zu den Monden eine sehr große 
Masse besitzen, und daß die Entfernungen 
der verschiedenen Glieder in unserm Son 
nensystem sehr groß sind. Dazu kommt 
noch, daß die Bahnen der meisten Plane 
ten nahezu kreisförmige Gestalt haben, 
und daß ihre Ebenen nur geringe Neigung 
gegeneinander besitzen. Vgl. Störungen. 
Problem der kürzesten Dämmerung, 
s. Dämmerung. 
Procyon, Stern 1. Größe von gelblich 
weißer Farbe, Hauptstern im Sternbild des 
Kleinen Hundes. Ziemlich nahe bei dem- 
selben stehen mehrere kleinere Sterne, von 
denen einige schon bei schwacher Vergröße 
rung gleichzeitig mit P. im Gesichtsfeld 
des Fernrohrs erscheinen. Mildem großen 
Refraktor in Washington wurden im 
Januar 1876 drei sehr schwache Stern 
chen in 6—10" Abstand entdeckt. Dage 
gen konnte bis jetzt der 1844 von Bessel 
aus Grund von gewissen Veränderungen 
in der Eigenbewegung des P. vermutete 
Begleiter, für welchen Auwers 1861 eine 
Bahn berechnete, nicht aufgefunden wer 
den; die angebliche Entdeckung desselben 
durch O. v. Struve 1873 hat sich nach 
träglich als auf einer Gesichtstäuschung 
beruhend herausgestellt. 
Prokne, Planetoid (194). 
Proserpina, Planetoid (26). 
Prosneusis (griech., »Neigung«), eine 
von Ptolemäos angenommene schwan 
kende Bewegung der Apsidenlinie des 
Mondes, durch welche er kleine Abwei 
chungen zwischen den Beobachtungen und 
seiner Theorie der Mondbewegüng (er 
kannte von den Ungleichheiten derselben 
nur die jährliche Gleichung und Evektion) 
beseitigen wollte. 
Prostaphäresis (v. griech. xrostbo- 
8i8, »Addition«, und Lxlluer68i8, »Sub 
traktion«, also »Addition und Subtrak 
tion«) ist ein Ausdruck, der in zweierlei 
Bedeutung vorkommt. 
Im klassischen Altertum bedeutet er die 
Ungleichheit der scheinbaren Sonnenbe 
wegung, also die Ungleichheit in der wah 
ren Bewegung der Erde um die Sonne, 
die in der elliptischen Bahn der Erde ihren 
Grund hat, oder, was dasselbe ist, den Un 
terschied zwischen wahrer und mittlerer 
Anomalie, den wir jetzt die Mittelpunkts 
gleichung (s. d.) nennen. Der Name er 
klärt sich daraus, daß die wahre Anoma 
lie bald größer, bald wieder kleiner ist als 
die mittlere, so daß bald eine Addition, bald 
eine Subtraktion nötig ist, um aus der 
letzter::, die sich proportional der Zeit 
ändert, die erstere zu erhalten. Nach dem 
Zeugnis des Ptolemäos suchte Hipparch 
die Erscheinung durch die Annahme zu er 
klären, daß die Sonne sich zwar mit gleich 
förmiger Geschwindigkeit in einem Kreis 
bewege, daß aber die Erde außerhalb des 
Mittelpunkts dieses Kreises stehe (vgl. Ex 
zentrisch). 
Nach dem Wiederaufblühen der Wis 
senschaften im 16. Jahrh, bezeichnete 
man mit dem Namen P. die Umwand 
lung der trigonometrischen Formeln, in 
denen Multiplikationen und Divisionen 
vorkommen, in solche, welche nur Additio 
nen und Subtraktionen enthalten, oder 
in denen wenigstens eine oder mehrere 
Multiplikationen oder Divisionen in Weg 
fall gebracht sind. Die Aufsuchung solcher 
Formeln war ganz natürlich in einer Zeit, 
in welcher man den Tafeln der trigonome 
trischen Funktionen immer größere Ge 
nauigkeit zu geben versuchte, wodurch na 
türlich die Multiplikationen und Divisio 
nen immer umständlicher und zeitrauben 
derwurden. Anfänge der P.finden sich schon 
bei dem um die Trigonometrie verdien 
ten arabischen Gelehrten Albategnius. 
In der Renaissancezeit hatte man aber 
davon keine Kenntnis mehr, und die Sache 
mußte neu erfunden werden. Paul Wit- 
tig aus Breslau, der sich 1580 einige Mo 
nate bei Brahe auf der Insel Hveen auf 
hielt, scheint der erste zu sein, der im 16. 
Jahrh, eine hierher gehörige Formel gege 
ben hat, ob aus eigner Erfindung oder 
von Brahe entlehnt, ist unentschieden. Um 
1584 brachte derselbe nämlich nach Kas 
sel, wo der Landgraf Wilhelm IV. und 
Bürgi die Astronomie eifrig pflegten, die 
folgende Formel zur Berechnung der Ka-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.