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peratur und Luftdruck abhängt, daher
neben den astronomischen auch Thermo
meter- und Barometerbeobachtungen an
zustellen seien.
Seitdem haben sich viele der hervor
ragendsten Mathematiker und Astronomen
mit der astronomischen Strahlenbrechung
beschäftigt, soNewton,Bradley, Lam
bert, Laplace, Bessel, Jvory u. a.
Auf deren Theorien hier einzugehen, würde
zu weit führen, und es mag "daher genü
gen, darauf hinzuweisen, daß diese Theo
rien sich hauptsächlich durch die Verschie
denheit der Hypothesen bezüglich der Ab
nahme der Dichte und Temperatur in der
Atmosphäre mit wachsender Höhe unter
scheiden. Indessen ist es für Zenithdistan
zen zwischen 0° und 80° ziemlich gleich
gültig, welche Hypothese man zu Grunde
iegt, und die einfache Annahme Cassinis,
daß die Luft gleichförmig dicht sei, daß
also nur eine einmalige Brechung an der
Grenze der Atmosphäre stattfinde, liefert
Werte, die innerhalb der erwähnten Gren
zen gut mit den Beobachtungen überein
stimmen. Für größere Zenithdistanren
aber, also für Höhen von 0 —10° füh
ren die verschiedenen Hypothesen auf we
sentlich verschiedene Werte. In so niedri
gen Höhen beobachtet aber der Astronom
nur selten ein Gestirn; dieselben kommen
daher hauptsächlich nur bei terrestrischen
Beobachtungen, wie Höhenmessungen, in
Betracht. Jedenfalls smd aber hierbei auch
lokale Verhältnisse, die Bodenbeschafsenheit
und die dadurch bedingte Wärmestrahlung,
von wesentlichem Einfluß.
Nachstehend geben wir einen Auszug
aus der von Bessel in seinem berühmten
Werk »lüinäamenta Astronomiae«
(1818) veröffentlichten Refraktionstafel.
Darin ist r die wahre R. für die Zenith
distanz z, den Barometerstand d (Millime
ter) u. die Temperatur t (GradeCelsius);
der Faktor n ist die sogen, mittlere N.
Die R. ist von der beobachteten Höhe z
abzuziehen. Wie schon erwähnt und auch
aus dieser Tabelle ersichtlich, ist sie am be
deutendsten am Horizont; sie bewirkt hier,
daß Sonne, Mond und Sterne uns am
Osthimmel sichtbar werden, wenn sie in
Wahrheit noch unter dem Horizont stehen,
r — « (1-ß-y).
Z
a
z
«
0° 0'
0' 0,o"
81° 0'
5
49,3"
5
5.1
30
6
8,4
10
10,2
82
0
29,6
15
15,5
30
53,3
20
21,0
83
0
7
19,7
25
26,9
30
49,5
30
33,3
84
0
8
23,3
35
40,4
30
9
1,9
40 G
48,4
85
0
46,5
45
57,7
30
10
39,8
50
1 8,7
86
0
11
38,9
55
22,3
30
12
48,3
60
39,7
87
0
14
14,6
65
2 3,2
30
16
0,9
70
37,3
88
0
18
8,6
75
3 32,l
30
20
50,9
76
47,4
89
0
24
24,6
77
4 4,g
10
25
49,8
78
25,0
20
27
22,5
79 0
48,5
30
29
3,5
30
5 1,7
40
30
52,3
80 0
16,2
50
33
49,2
30
32,0
90
0
34
54,1
b mm
1*
t° 6
r
695
0,075
—
15
—
0,094
700
0,069
—
10
—
705
0,062
5
710
0,055
0
0,034
715
0,049
5
0,015
720
0,042
10
+
0,002
725
0,035
15
+
0,020
730
0,029
20
+
0,036
735
0,022
25
+
0,052
740
0,015
30
+
0,068
und ebenso wird am Westhimmel der Un
tergang durch die R. verzögert. In po
laren Gegenden bewirkt die R. am Hori
zont, die sogen. Hör izontal res r aktiv n,
eine Verlängerung der Dauer des immer
währenden Tags, die infolge der niedern
Temperatur dieser Regionen ziemlich be
trächtlich ist. Für niedere Temperatur
grade ist nämlich / negativ, daher die R.
zu vergrößern.
Endlich bewirkt aber die horizontale R.
auch eine Gestalweränderung von Sonne
und Mond am Horizont, indem sie den
vertikalen Durchmesser um ungefähr sechs
Bogenminuten verkürzt, während der ho
rizontale ungeändert bleibt. Da nämlich