Full text: Lexikon der Astronomie

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Semele - 
- Sextant. 
desselben auf 25 großen Blättern, zusam 
men einen Kreis von 3 Fuß Durchmesser 
bildend, liefern wollte. Diese äußerst sorg 
fältige Arbeit blieb leider lange Zeit un 
vollendet. Lohrmann veröffentlichte nur 
1824 das erste Heft seines Werks mit vier 
gestochenen Blättern und 1839 eine kleine 
Generalkarte des Mondes. Seine bis 1836 
reicheudenMauuskriptzcichnungen wurden 
nach seinem Tod (1840) dem Astronomen 
Julius Schmidt übergeben; indessen ver 
zögerten ungünstige Verhältnisse die Her 
ausgabe, und erst 1878 erschien das Werk 
»Mondcharte in 25 Sektionen u. 2 Erläu 
terungstafeln«, in prächtigem Kupferstich 
mit beschreibendem Text. Auf Grund der 
Lohrmannschcn Karte hatOppelt, welcher 
bei der Revision derselben beschäftigt war, 
eine kleinere Moudkarte bearbeitet; vgl. 
dessen Schrift »Der Mond« (1879). 
Seit 1830 begannen in Berlin der 
Bankier Wilhelm Beer und der nach 
malige Direktor der Dorpater Stern 
warte, Joh. Heinrich Mä d ler, damals 
Seminarlehrer, auf einer dem erster» ge 
hörigen Sternwarte den Mond zu beobach 
ten, um auf Grund eigner Aufnahmen 
eine Karte nach Lohrmanns Plan zu ent 
werfen. Auf Grund des in ungefähr 600 
Nächten gesammeltenMaterialüveröffent- 
lichten sie 1834 ihre »Mappa selenogra- 
phica«, welche in vier Sektionen den Mond 
in 300facher Vergrößerung als eine Scheibe 
von 3 Fuß Durchmesser zeigt. Drei Jahre 
später erschien dann noch die erläuternde 
Schrift »Der Mond nach feinen kosmi 
schen und individuellen Verhältnissen«. 
Seit 1840 begann auch Jul. Schmidt 
eigne Beobachtungen und Messungen auf 
dem Mond behufs kartographischer Dar 
stellung, und als Frucht langjähriger 
Arbeit in Bonn, Olmütz und Athen er 
schien 1878, gleichzeitig mit der oben er 
wähnten Lohrmannschen, auch Schmidts 
»Charte der Gebirge des Mondes nach 
eignen Beobachtungen in den Jahren 
1840—74«, 25 Blätter nebst einem Er 
läuterungsband. Über 2000 Original 
zeichnungen, zumeist nach Beobachtungen 
an dem sechszölligen Refraktor der Athener 
Sternwarte entworfen, lieferten das Ma 
terial zu dieser Darstellung, welche den 
Mond im Maßstab 1:1,783,200 als eine 
Scheibe von 2 m Durchmesser zeigt. Die 
einzelnen Blätter wurden 1875 im Ate 
lier des Großen Generalstabs in Berlin 
photographiert und dann durch Licktdruck 
vervielfältigt. Die Kosten bestritt das 
preußische Ministerium der geistlichen re. 
Angelegenheiten. 
Während die selenographischenArbeiten 
in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts 
vorzugsweise von deutschen Forschern her 
rühren, hat sich im letzten Jahrzehnt auch 
in England eine rege Thätigkeit auf diesem 
Gebiet entwickelt. Zwar ist die große Mond 
karte, welche Birt im Auftrag der Bri 
tischen Association bearbeitet, zur Zeit noch 
nicht publiziert; wir besitzen aber zwei 
größere, mit zahlreichen Karten ausgestat 
tete Werke englischer Forscher über den 
Mond, die beide auch in deutscher Sprache 
erschienen sind, nämlich Nasmyth und 
Carpenter: »DerMond, betrachtet als 
Planet, Welt und Trabant« (engl. 1874, 
deutsch 1876), und Neison: »Der Mond 
und die Beschaffenheit und Gestaltung 
seiner Oberfläche« (engl. 1876, deutsch 
1878). Beide Werke sind in gemeinver 
ständlicher Sprache geschrieben, das erst 
genannte zeichnet sich besonders durch feine 
außerordentlich plastischen photographi 
schen Abbildungen einzelner Mondland 
schaften aus, die aber nicht direkt dem 
Mond entnommen, sondern nach eigens 
angefertigten und zweckmäßig beleuchte 
ten Modellen hergestellt sind. Neisons 
Werk, von dem bereits die zweite deutsche 
Ausgabe vorliegt, darf wohl als dasjenige 
bezeichnet werden, welches die verschiedenen 
den Mond betreffenden Fragen in umfas 
sendster Weise erörtert. 
Semele, Planetoid (86). 
Sextant (lat.), in der Geometrie der 
sechste Teil eines Kreises, in der Astrono 
mie ein zur Winkelmessung dienendes In 
strument, dessen Kreisbogen nur ein Sech 
stel eines vollständigen Kreises umfaßt. 
Die Schwierigkeit der genauen Herstel 
lung vollständiger Kreise von größerer Di 
mension war die Ursache, weshalb man 
sich früher mitTeilen des Kreises begnügte, 
wie Quadranten und Sextanten. Ver 
schiedene solche Instrumente sind von
	        
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