Full text: Lexikon der Astronomie

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Sirona — Skaphe oder Skaphis. 
ehe man ihn mit dem Teleskop wahrnahm. 
Schon 1841 glaubte Bessel Veränderun 
gen in der Eigenbewegung des S. wahr 
zunehmen; weitere Untersuchungen bestä 
tigten dies, und 1844 konnte derselbe die 
Überzeugung aussprechen, daß die einzig 
statthafte Erklärung dieser Veränderun 
gen die Annahme eines verhältnismäßig 
nahe beim S. stehenden Körpers sei. Aus 
gleichem Grund wie beim S. nahm Bessel 
auch beim Procyon einen Begleiter an, 
und er war der Vorstellung nicht abge 
neigt, daß diese Körper absolut dunkel 
seien; denn es sei kein Grund vorhanden, 
das Leuchten für eine wesentliche Eigen 
schaft der Weltkörper zu halten. Peters 
fand 1851 die Besselschen Schlüsse bestätigt 
und berechnete für den Siriusbegleiter eine 
Umlaufszeit von 50 Jahren. Zehn Jahre 
später wandte sich Auwers dem Problem 
der Siriusbewegung zu; aber seine Arbeit 
war noch nicht zum Abschluß gekommen, 
als 31. Jan. 1861 Alvan Clark zu 
Cambridgeport in den Vereinigten Staa 
ten mit einem für die Sternwarte in Chi 
cago erbauten Refraktor von 47 em Ob 
jektivöffnung, dessen Güte er prüfen wollte, 
einen kleinen Stern in 10" Abstand vom 
S. entdeckte. Diese Entdeckung wurde 
zuerst durch den amerikanischen Astrono 
men G. P. Bond und nachher, im März, 
auch durch Chacornac in Paris mittels 
eines Foucaultschen Spiegelteleskops von 
72 em Öffnung bestätigt. Um diese Zeit 
veröffentlichte auch der amerikanische Astro 
nom Safford eine Arbeit über die Ände 
rungen der Deklination des S., die ihn 
bezüglich der Bahn des hypothetischen Be 
gleiters ziemlich zu den gleichen Resulta 
ten wie Peters führte. Die umfänglichste 
Arbeit über diesen Gegenstand ist aber die 
von Auwers, der durch eine von der Be 
obachtung des BegleitsternS ganz unab- 
bängige 'Diskussion aller vorhandenen 
Ortsbestimmungen des S. entscheiden 
wollte, ob der von Clark gefundene Stern 
wirklich mit dem von Bessel geahnten 
identisch sei. Das Ergebnis fiel bejahend 
aus, und die von Auwers für die Bewe 
gung des S. um den gemeinsamen Schwer 
punkt beider Körper aufgestellten Elemente 
sind folgende: 
Astronomie. 
Zeit des Durchgangs durch den dem 
Schwerpunkt Nächstliegenden Punkt 
der Bahn (mittlere Berliner Zeit) . 1843,275 
Länge dieses Punktes 80° 52,3' 
Länge des aufsteigenden Knotens . . 61 57,s 
Umlaufszeit (Jahre) 49,399 
Exzentrizität der Bahn 0,6148 
Neigung der Bahn gegen eine zur Ge 
sichtslinie senkrechte Ebene .... 47° 8,7' 
Mittlere Entfernung vom Schwerpunkt 2,3307" 
Bewegung rückläufig. 
Mit Benutzung der Gyldenschen Parall 
axe ergibt sich daraus die Masse des S. 
13,76 und die des Begleiters 6,7imal so 
groß als die Sonnenmasse, die mittlere 
Entfernung beider Körper aber 37mal so 
groß als der Abstand zwischen Erde und 
Sonne. 
Der Besselsche Begleiter ist übrigens 
kein so schwierig zu beobachtendes Objekt, 
als es anfangs schien; selbst für einen 
Refraktor von 15 cm Öffnung ist er unter 
ünstigen Verhältnissen noch sichtbar. ES 
estätigt sich hier die Erfahrung, daß licht 
schwache Objekte, wenn deren Existenz ein 
mal durch Beobachtung mit krästigen Te 
leskopen festgestellt ist, nachher auch mit 
schwächcrn Instrumenten sichtbar sind. 
In 72" Abstand vom S. steht noch ein 
kleiner Stern, den L a s s e l l zuerst im Ja 
nuar 1865 beobachtete. 
Große Bedeutung für die Zeitrechnung 
hatte der heliakische oder Frühaufgang 
des S. bei den alten Ägyptern, die ihn 
Sothis (Supd) nannten. 
Sirona, Planetoid (116). 
Siwa, Planetoid (140). 
Skaphe oder Skaphis (griech., »Trog, 
Schüssel«), auch S k a p h iu m, ein bei den 
Astronomen des klassischen Altertums ge 
bräuchliches Instrument, das als Son 
nenuhr und auch zur Messung von Zenith 
distanzen der Sonne diente. Es bestand 
aus einer gewöhnlich in Stein gehauenen, 
mit der Öffnung nach oben gerichteten 
hohlen Halbkugel, in deren Mittelpunkt 
eine kleine Kugel aufgestellt war, die bei 
Sonnenschein ihrenSchatten auf die Fläche 
der Hohlkugel warf. Die Wege, welche 
der Schatten in verschiedenen Zeiten des 
Jahrs beschrieb, waren auf dieser Fläche 
aufgezeichnet und in je zwölf gleiche Teile 
geteilt, entsprechend den zwölf Stunden, 
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