Full text: Lexikon der Astronomie

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Sonne (Photosphäre). 
wie bedeckt mit leuchtenden Körnern, welche 
in ein weniger Helles Netzwerk eingebettet 
sind. Schon W. Herschel hat dieselben 
wahrgenommen und als »Runzeln« be 
zeichnet, später hat sie Nasmyth mit 
Weidenblättern, Secchi aber mit Reis 
körnern verglichen. In neuester Zeit haben 
besonders der Amerikaner Langley und 
der Franzose I a n s s e n sorgfältigeUntersu- 
chungen über die Photosphäre ausgeführt. 
Nach Langley hat Die Photosphäre ein 
wollig-wolkenartiges Aussehen, aber neben 
den verwaschen-wolkenartigen Gebilden 
unterscheidet man noch zahlreiche schwache 
Fleckchen aus helleni Grund. Unter gün 
stigen Umständen löst sich die Oberfläche 
der wolkenähnlichen Gebilde in eine Menge 
kleiner, intensiv leuchtender Körner auf, 
die in einem dunklern Medium suspen 
diert erscheinen. Die erwähnten Fleckchen 
haben jetzt das Aussehen von Öffnungen 
oder Poren, entstanden durch Abwesenheit 
der weißen Wolkenknoten und Durchschei 
nen des dunklern Grundes; der Durchmes 
ser beträgt bei den deutlicher wahrnehmba 
ren 2—4Bogensekunden. Die hellenKnöt- 
chen oder ReiskörnerSecchis bestehen nach 
Langley aus Anhäufungen kleiner Licht 
punkte von ungefähr Vs" Durchmesser. 
Janssen in Meudon bei Paris hat die 
Photosphäre mit Hilfe der Photographie 
untersucht. Durch Verminderung der Er- 
positionszeit ist es ihm gelungen, Photo 
graphien der S. bis zu einem Durchmesser 
von 30 cm und mehr zu erhalten, die un 
ter der Lupe ein sehr deutliches Bild der 
granulierten Beschaffenheit der Photo 
sphäre geben (s. Heliograph). Nach Janssen 
ist die Vergleichung der Elemente der Gra 
nulation mit Weidenblättern oder Reis 
körnern unzutreffend. Solche Formen, die 
man wohl hin und wieder an der oder 
jener Stelle findet, sind nur Ausnahmen, 
köniren aber nicht zur Bezeichnungder Kon 
stitution des photosphärischen Mediums 
im allgemeinen dienen. Untersucht man 
die Granulationen an Stellen, wo sie am 
deutlichsten ausgeprägt sind, so sieht man, 
daß die Elemente alle mehr oder minder 
kugelförmig sind, und das um so mehr, je 
geringer ihre Größe ist. Der Durchmesser 
dieser Kugeln ist sehr verschieden, von we 
nigen Zehnteln der Bogensekunde bis zu 
3 und 4 Sekunden. Die ganze Ober 
fläche der Photosphäre erscheint in eine 
Reihe mehr oder minder abgerundeter, 
oft fast geradliniger, meist an Vielecke erin 
nernder Figuren abgeteilt, deren Größe 
sehr verschieden ist, oft einen Durchmesser 
bis zu 1 Minute und darüber erreicht. 
Während nun in den Zwischenräumen 
dieser Figuren die einzelnen Körner be 
stimmt und gut begrenzt, obwohl von sehr 
verschiedener Größe sind, erscheinen sie im 
Innern wie zur Hälfte ausgelöscht, ge 
streckt oder gewunden; ja am häufigsten 
sind sie ganz verschwunden, um Strömen 
von leuchtender Materie Platz zu machen, 
die an die Stelle der Granulationen ge 
treten sind. Auf solche Weise wird das 
von Janssen so genannte photosphä 
rische Netz auf der S. gebildet. 
Was die Erklärung anlangt, so denkt 
sich Janssen, daß die photosphärische Hülle 
der S. durch Gasströme, die aus dem In 
nern hervorbrechen, zerrissen und in kleine 
Teile gesondert wird, die einzeln infolge 
der Anziehung ihrer Molekeln eine sphä 
rische Gestalt anzunehmen streben, was 
aber nur selten völlig gelingt; denn Strö 
mungen in der Photosphäre reißen anzahl 
reichen Punkten die kugeligen Elemente mit 
sich fort, bis sie gänzlich unkenntlich werden 
und bei heftigerer Bewegung verschwinden. 
Die körnigen Elemente denkt sich Janssen 
als eine Art Staubteilchen aus fester oder 
flüssiger Masse, die in einem gasigen Mit 
tel schweben. Die Bewegungen in der 
Gasschicht, in welcher die photosphärischen 
Elemente schweben, haben ihre bevorzug 
ten Stellen, so daß die Sonnenoberfläche 
in Regionen von relativer Rnhe und in 
solche von lebhafter Thätigkeit zerfällt, 
woraus sich die Bildung des photosphäri 
schen Netzes erklärt. Die hellsten Körn 
chen, in denen das Leuchtvermögen der 
S. seinen Hauptsitz hat, sind übrigens 
verhältnismäßig rvenig dicht verteilt' auf 
der Oberfläche. 
3) Auf der leuchtenden Sonnenober 
fläche lassen sich nun, und zwar schon in 
den kleinsten Fernrohren, sogen. Fackeln 
unterscheiden, d. h. verschiedenartig ge 
krümmte und verschlungene Lichtadern, die
	        
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