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Sonne (Periodizität der Flecke).
Durch die Übereinstimmung mit vielen
Erfahrungen und durch die Autorität
Herschels hat sich diese Theorie lange Zeit
in unbestrittenem Ansehen erhalten. Man
hatte dabei ganz übersehen, daß sie sichern
physikalischen Erkenntnissen in so hohem
Grad widerspricht, daß sie nach dem Aus
spruch Kirchhoffs selbst dann verworfen
werden müßte, wenn man nicht im stände
wäre, die Erscheinungen der Sonnen
flecke auf eine andre Weise auch nur
einigermaßen begreiflich zu machen. Die
Photosphäre muß nämlich sowohl nach
innen als nach außen Wärme strahlen;
je undurchsichtiger nun die innere Wolken
hülle ist, desto schneller wird sie sich von
der Oberfläche aus erwärmen, desto weni
ger wird dagegen die direkte Strahlung
der Photosphäre in die Tiefe dringen.
Welchen Grad von Durchsichtigkeit aber
immer die Wolkenschicht besitzen mag,
teils durch Strahlung, teils durch Leitung
und durch Strömungen wird die Wärme
mit der Zeit in der ganzen Atmosphäre
verbreitet werden, und wenn sie wirklich
einmal kalt war, so muß sie im Lauf der
Jahrtausende die Temperatur der Glüh
bitze erhalten haben. In gleicher Weise
wirkt aber auch die Atmosphäre auf den
Kernchiesermuß gleichfalls glühen. Kirch
hofs hat auch in seinen »Untersuchungen
über das Sonnenspektrum« (1863) zuerst
eine unsern jetzigen physikalischen Kennt
nissen entsprechende Theorie der Sonnen
flecke gegeben, wie wir weiterhin sehen
werden.
8) Wir wenden uns jetzt zur Periodi
zität der Sonnenflecke. Daß die
selben manchmal in großer Menge, zu
andern Zeiten wieder seltener auflisten,
mußte schon den frühsten Beobachtern
auffallen, und bereits Horrebow in
Kopenhagen hat 1776 in seinem Tage
buch die Hoffnung ausgesprochen, daß
man durch eifriges Beobachten auch hier
eine Periode auffinden werde, wie in den
Bewegungen der übrigen Himmelskörper.
In Ermangelung längerer Reihen von re
gelmäßigen Beobachtungen dauerte es aber
noch ziemlich lange, ehe eine solche Periode
mit Sicherheit erkannt wurde; erst
Schwabe, der von 1826 an, soweit es
die Witterung erlaubte, jeoen Tag den
Fleckenstand der S. ermittelte, konnte 1843
die Dauer dieser Periode auf ungefähr
zehn Jahre festsetzen. Spätere Beobach
tungen von Schwabe, S chmidt, Car-
rington, Spörer, Secchi u. a.haben
nicht nur die Periodizität bestätigt, son
dern es hat auch Rud. Wolf dieselbe bis
in die Zeiten Scheiners zurück verfolgt.
Wolf hat 1852 schon die Dauer der Pe
riode auf 11,ii Jahre festgestellt, und nach
spätern Mitteilungen desselben sind die
Jahre größter und geringster Häufigkeit
(Maxima und Minima) der Sonnen
flecke folgende gewesen:
Maxima
Zwischen
zeiten
Minima
Zwischen-
1615,5
1626,0
10,5
1610,8
1619,0
8,2
1639,5
13,5
1614,0
15,0
1649,0
9,5
1645,o
11,0
1660,0
11,0
1655,0
10,0
1675,0
15,o
1666,0
11,0
1685,0
10,o
1679,5
13,5
1693,0
8,0
1689,5
10,0
1705,5
12,5
1698,0
8,5
1718,2
12,7
1712,0
14,0
1727,5
9,3
1723,5
11,5
1738,7
11,2
1734,0
10,5
1750,»
11,6
1745,0
11,0
1761,5
11,2
1755,2
10,2
1769,7
8,2
1766,5
11,3
1778,4
1775,5
1788,1
9,7
1784,7
9,2
1804,2
16,1
1798,3
13,6
1816,4
12,2
1810,6
12,3
1829,9
13,5
1823,3
12,7
1837,2
7,3
1833,9
10,6
1848,1
10,9
1843,5
9,6
1861,1
12,o
1856,0
12,5
1870,6
10,5
1867,2
11,2
1878,9
11,7
Aus diesen Zahlen folgt die Dauer der
Periode im Mittel zu
11,in ± 2,030 Jahren,
so daß also die einzelne Periode um volle
zwei Jahre länger oder kürzer werden kann
als der Mittelwert.
Aus der Tabelle ist ferner ersichtlich,
daß das Marimum durchschnittlich 4'/-
Jahre nach dem Minimum eintritt, wo
gegen vom Marimum bis zum folgenden
Minimum durchschnittlich 6Vr Jahre vcr-