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Sonne (Einfluß der Flecke).
streichen. Die Zunahme der Fleckenthätig
keit erfolgt also rascher als die Abnahme.
Bemerkenswert ist, daß nach einem Mi
nimum die Bildung neuer Flecke zunächst
in höhern Heliographischen Breiten erfolgt;
in dem Maß, wie die Flecke häufiger
werden, treten sie dann auch dem Äquator
näher auf; ihre mittlere Breite nimmt
mehr und mehr ab.
Dieselbe Periode wie die Sonnenflecke
haben auch die Fackeln: in dem Maß,
wie die Häufigkeit der Flecke geringer
wird, nimmt auch die Bildung der Fackeln
mehr und mehr ab; sobald aber das Mi
nimum der Fleckenperiode da ist, nach
neuern Beobachtungen vielleicht noch et
was früher, beginnen auch die Lichtent
wickelungen wieder und zwar zuerst in
den polaren Regionen. Ein fleißiger Son
nenbeobachter, Heinrich Weber m Pecke
loh, der 1866 zuerst auf diese Thatsache
aufmerksam machte, bezeichnet diese pola
ren Lichtentwickelungen als»die ersten Blü
ten einer neubeginnenden Fleckenperiode«.
9) Eine sichere Erklärung für diese elfjäh
rige Periode haben wir noch nicht. Man
hat allerdings hingewiesen auf die nahe
Übereinstimmung mit der Umlaufszeit des
Jupiter (11,86 Jahre), indem man in der
wechselnden Entfernung dieses größten
Planeten von der S. ' die Ursache der
Flecke vermutet hat. ES ist indessen die
Verschiedenheit des Abstands im Perihel
und Aphel und der damit verbundene
Wechsel der Attraktion verhältnismäßig
nicht gar bedeutend, sodann läßt sich nicht
erkennen, wie dieser Wechsel auf den
Fleckenstand einen Einfluß üben soll, und
endlich ist die Periode des Jupiter um
dreiviertel Jahr länger als die der Son
nenflecke, so daß Perihel und Aphel im
Lauf der Zeit auf die verschiedensteil Zeit
punkte dieser letzter» Periode fallen. Die
eigentliche Ursache der Periodizität der
Sonnenflecke scheint vielmehr auf der S.
selbst ihren Sitz zu haben, und vielleicht
erstreckt sie von da aus ihre Wirkungen
noch weiter auf die übrigen Glieder des
Sonnensystems. Wenigstens ist durch die
Untersuchungen von Gautier, Wolf,
Sabine, Fritz und Loomis nachge
wiesen, daß die täglichen Variationen der
magnetischen Deklination sowie die Häu
figkeit derRordlichterscheinunqen die gleiche
Periode haben wie die Sonnenflecke.
Wolf hat unter anderm gezeigt, daß sich
mittels der von ihm eingeführten Relativ
zahlen R (s. d.) die Größe v der täglichen
Deklinationsvariationen ziemlich genau
durch die Formel darstellen laßt
v — a + 0,045' - R,
in welcher a für verschiedene Orte verschie
dene Werte hat; so ist z. B. für Berlin
a — 6,64', Ehristiania 4,62', London 6,96',
München 6,56' rc. Ebenso lassen sich die
1841—77 in Greenwich beobachteten Va
riationen der horizontalen Intensität des
Erdmagnetismus ganz befriedigender
weise durch die Formel
j — 15,7 -P 0,ioi • v
ausdrücken.
Es fallen hiernach Marima und Mi
nima der Flecke zusanimen mit den Ma
rtina und Minima der magnetischen Va
riationen. Das gleiche Zusammentreffen
findet bezüglich der Nordlichterscheinungen
statt, und es läßt sich z. B. die Anzahl N
der Tage, an denen nach Rubén son in
den Jahren 1785 —1815 in Schweden
Nordlichter sichtbar waren, mit einer ge
wissen Annäherung durch die Wolfsche
Formel
N = 20 + 0,651- R
berechnen.
Weniger sicher ist der Zusammenhang
der meteorologischen Erscheinungen auf der
Erde mit den Sonnenflecken. 'Schon W.
Herschel glaubte an einen solchen Zu
sammenhang und war der Ansicht, daß
man aus einem genügend reichhaltigen
statistischen Material einen Zusammen-
haW zwischen den Kornpreisen und der
Häufigkeit der Sonnenflecke nachweisen
könnte, und neuerdings haben Mel
drum, Poey, Fritz u. a. auch in der
Häufigkeit der tropischen Wirbelstürme,
der Cirruswolken, der Sonnen- und
Mondhöfe, des Regenfalls und der Ge
witter sowie des Luftdrucks einen Zu
sammenhang mit dem Fleckenstand auf
der S. erkennen wollen. Vgl. Hahn,
Über die Beziehungen der Sonnenflecken
periode zu meteorologischen Erscheinun
gen (1877).