Full text: Lexikon der Astronomie

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Sternbilder. 
in zwölf gleiche Abschnitte von den Chal 
däern; es scheint aber, als hätten sie die 
zwölf S., welche diesen Abschnitten ent 
sprechen, nämlich: 
I) Widder (Anes), 2)Stier(Taurus), 3)Zwillinge(6e- 
mini), 4) Krebs (Cancer), 5) Löwe (Leo), 6) Jungfrau 
(Virgo), 7) Wage (Libra), 8) Skorpion (Scorpius), 
9) Schütze (Sagittarius), lOMeinbock (Capricornus), 
II) Wassermann (Aquarius), 12) Fische (Pisces), 
nicht aus der Fremde entlehnt, sondern 
vielmehr zur Bezeichnung dieser zwölf Ab 
teilungen bereits übliche S. benutzt. Es 
sprechen dafür die sehr ungleiche Ausdeh 
nung der S. in Richtung der Ekliptik so 
wie ihre verschiedene Erstreckung nördlich 
und südlich von derselben. Anfangs hatten 
die Griechen übrigens bloß elf Tierkreis 
bilder, indem der Skorpion sich noch mit 
über die Wage ausdehnte. Letztere wird 
nickt früher als etwa 50 Jahre vor un 
srer Zeitrechnung von den beiden Schrift 
stellern Geminus und Varro erwähnt. 
2) Die endgültige Festsetzung der S. 
scheint sich im allgemeinen in der Zeit 
zwischen Eudorus (4. Jahrh.) und Hip- 
parch (2. Jahrh. v. Chr.) vollzogen zu 
haben. Der erstere hat in zwei leider ver 
loren gegangenen Werken eine ausführ 
liche Beschreibung des Firsternhimmels 
gegeben, die indessen nach dem Zeug 
nis Hipparchs die Grundlage zu dem 
Lehrgedicht gebildet hat, das der am 
Hof des makedonischen Königs Antigouos 
lebende Arzt Aratos auf Wunsch seines 
Herrn um 270 v. Chr. verfaßt hat. Diese 
Schilderung der S. genoß im Altertum 
eines hohen Ansehens; sie wurde von Hip- 
parch kommentiert und von Cicero ins 
Lateinische übersetzt. Ähnliche Schilderun 
gen, nur von geringerer Bedeutung, haben 
auch im Beginn der römischen Kaiserzeit der 
Dichter ManiliuS undJuliuS Hyginus,ein 
Freigelassener des Augustus, geschrieben. 
Ptolemäos hat in seinem »Almagest« 
außer den zwölf Sternbildern des Tierkrei 
ses noch 36 andre verzeichnet, nämlich 21 
von der nördlichen und 15 von der süd 
lichen Hälfte der Himmelskugel; es sind 
die folgenden: 
Auf dem nördlichen Himmel: 
1) Andromeda, 2) Pegasus, 3) Kassiopeia, 4) Klei 
ner Bär (Ursa iniuor), 5) Dreieck (Triangulum), 
6) Perseus, 7) Fuhrmann (Auriga), 8) Cepheus, 
9) Großer Bär (Ursa major), 10) Drache (Draco), 
11) Bootes, 12) Schlange (Serpens), 13) Nördliche 
tone (Corona borealis), 14) Ophiuchus, 15) Her 
kules, 16) Leier (Lyra), 17) Adler (Aquila), 18) 
Pfeil (Sagitta), 19) Schwan (Cygnus), 20) Del 
phin (Delphinus), 21) Kleines Pferd (Equuleus). 
Auf dem südlichen Himmel: 
1) Walfisch (Cetus), 2) Eridanus, 3) Hase (Le- 
pns), 4) Orion, 5) Schiff Argo (Argo navis), 6) 
Großer Hund (Canis major), 7) Kleiner Hund 
(Canis minor), 8) Hydra, 9) Becher (Crater), 10) 
Rabe (Corvus), 11) Centaur, 12) Wolf (Lupus), 
13) Altar (Ara), 14) Südliche tone (Corona 
australis), 15) Südlicher Fisch (Piscis austrinus). 
3) Diese 48 S. sind im ganzen unver- 
ändert zu den Arabern und den Astrono 
men des christlichen Mittelalters gelangt. 
In späterer Zeit aber ist teils infolge der 
Erschließung des südlichen Himmelsteils 
durch Zusammenfassung einzelner kleiner, 
in die alten S. nicht aufgenommener 
Sterne eine große Anzahl neuer S. ge 
bildet worden. 
Besonders verdient gemacht hat sich um 
die Kenntnis der südlichen Himmelskugel 
der Seefahrer Pierre Dircksz Keyser oder 
PetrilS Theodori von Emden, der auf 
seinen Reisen 1594 — 96 eine große An 
zahl südlicher Sterne beobachtete und aus 
ihnen eine Anzahl neuerS. zu konstruieren 
vorschlug, die auch um Ende des 16. Jahrh, 
auf Himmelskarten und Globen auftra 
ten. Dauernd fixiert worden sind sie aber 
erst von Keplers nachmaligem Schwieger 
sohn Jakob Bartsch, in dessen 1624 erschie 
nenen: »Astronomischen Gebrauch des ge 
stirnten Phanisphäriums« (lat.) sich fol 
gende 13 neue, noch jetzt gebräuchliche süd 
liche S. finden: 
Hydrus (männliche Wafferschlange), Phönix, 
Dorado (Schwertfisch), Chamäleon, Fliegender 
Fisch (Piscis volans), Südliches Kreuz (Crux), 
Fliege (Musca), Paradiesvogel (Apus), Südliches 
Dreieck (Triangulum austrinum), Pfau (Pavo), 
Inder (Indus), Kranich (Grus), Tucan (amerika 
nische Gans). 
Durch Tycho Brahe, Bartsch und Bayer 
sind ferner das Haar der Berenike, das 
schon im klassischen Altertum Konon, ein 
Freund des Archimedcs, der Gemahlin 
des Königs Ptolemäos Soter zu Ehren 
an den Himmel versetzt hatte, der Anti-
	        
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