Sternbilder.
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nous (am Adler), die Giraffe, die Taube
und das Einhorn eingeführt. Bartsch
zählte bereits 73 S. auf, darunter die bei
den Wolken (Gruppen kleiner Sterne in
der Gegend des Südpols), den Tigris und
Jordan, die der Danziger Astronom Hevel
wieder entfernt hat. In dessen 1690 nach
seines Verfassers Tod erschienenem Him
melsatlas von 54 Karten: »Firrnanien-
tum8obi68oiaimm«sührt derselbe neu auf:
den Luchs (Lynx), den Kleinen Löwen (Leo
minor), den Sextanten, die Jagdhunde (Laues ve-
natici), den Schild SobieskiS (8vutum Sobiesvi,
so genannt aus Dankbarkeit gegen den König von
Polen, Johann III. Sobieski), den Fuchs (Vulpe-
cula), die Gans (Anser) und die Eidechse (Lacerta).
Der englische Astronom Halley, der
1677 aus St. Helena die südlichen Fix
sterne beobachtete, bildete aus einer Anzahl
südlich vom Centauren stehender Sterne
die Karlseiche, seinem König Karl II. zu
Ehren benannt.
Eine größere Anzahl neuer S. am süd
lichen Himmel schuf der französische Astro
nom Lacaille, der 1751—54 am Kap der
Guten Hosfilung beobachtete. In dem
nach seinem Tod von seinem Freund Ma-
raldi 1763 veröffentlichten Werk »Coelum
australe stelliferum« findet man fol
gende zwölf neue S.:
die Bildhauerwerkstatt (8eulptor), den chemi
schen Ofen (Fomax), bie Pendeluhr (Horologium),
das Fadennetz (Beticulum), den Grabstichel (Cae-
lum), den Tafelberg (Mensa), die Malerstaffelei
(Pictor), die Luftpumpe (Antlia), den Zirkel (Cir-
cinus), den Spiegelsextanten (Sextans), das Fern
rohr (Telescopium) und das Mikroskop
sowie außerdem noch die Bussole und das
Winkelmaß, die man wieder aufgege
ben hat.
Auch andre Astronomen haben noch ein
zelne S. aufgestellt, die indessen nicht in
allgemeinen Gebrauch gekommen sind. So
hat Kirch, der erste Berliner Astronom,
1688 das brandenburgische Zepter, Flam-
steed seinem König zu Ehren das Herz
Karls, der Pole Poczobut zur Verherrli
chung des Königs Stanislaus Ponia-
towski den Poniatowskischen Stier auf
gestellt. Le Monnier versetzte zur Erinne
rung an die lappländische Gradmessuug
das Renntier an den Himmel, und La-
lande schuf den Erntehüter, dessen latei-
Astronomie.
nischer Name 0u8ko8 messium eine Hul
digung für den Kometeuentdecker Messier
enthalten sollte. Bode in Berlin weihte
1787 dem Andenken Friedrichs d. Gr. die
Friedrichsehre, und in seiner »Urano-
graphie« 1801 verzeichnete er nach Her-
schels Teleskop die Buchdruckerwerkstatt,
die Elektrisiermaschine, das Log und die
Logleine. Pater Hcil schuf dem König
Georg IH. von England zu Ehren die
Georgsharfe, und dieLeipziger Universität
gab 1807 der Gegend um den Orionnebel
den Namen Napoleonsgestirn.
4) Ins 17. Jahrh, zurückgehend, müs
sen wir noch der wunderlichen Versuche
gedenken, welche gemacht worden sind, die
altherkömntlichen Namen der S. durch
neue zu ersetzen. Ein solcher Versuch ging
aus von dem Augsburger Rechtsgelehrten
und Scholarchen Julius Schiller, welcher
die heidnischen Namen der S. durch christ
liche zu ersetzen unternahm. In seinem
schön ausgestatteten Atlas »6oeIum stel
latimi christianum«, welcher im Todes
jahr des Verfassers (16271 erschien, finden
wir demgemäß die zwölf Zeichen des Tier
kreises nach den zwölf Aposteln benannt:
Orion ist durch den heil. Joseph, Kassio
peia durch Maria Magdalena, Perseus
durch den Apostel Paulus, der Schlangen
träger durch den Papst Benedikt, Pegasus
durch den Erzengel Gabriel ersetztu. dgl. m.
Dabei wurden auch, deu neuen Benen
nungen entsprechend, die Umrisse der Bil
der vielfach geändert. Gleichzeitig sollten
auch die Namen Sonne, Mond, Saturn,
Jupiter, Mars, Venus und Merkur in
Christus, Maria, Adam, Moses, Josua,
Johannes der Täufer.und Elias umge
wandelt werden.
Einen ganz ähnlichen Vorschlag machte
der 1658 verstorbene Nürnberger Rats
herr Harsdörfer, der die Grenzen der al
ten S. beibehalten, aber ihre Namen in
biblische verwandelt wissen wollte.
Noch weniger Beifall fand der Vorschlag
des 1699 gestorbenen Jenenser Professors
Erhard Weigel, welcher den Himmel mit
den Wappen von Ländern und Städten
bedecken und so die Sterne einteilen wollte.
Derselbe hat auch in der That einen der
artigen »heraldischen Himmel« auf einen
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