Full text: Lexikon der Astronomie

Sternkarten (stcreographische Projektion). 
483 
dieser Gebilde erscheint dem bloßen Auge 
als Nebelflecke (s. Nebel), und alles, was 
man im Altertum von Nebeln kannte, ge 
hört hierher. Bei vielen S. bedarf es so 
gar sehr kraftvoller Fernrohre, um sie in 
einzelne Sterne aufzulösen; doch ist die 
Ansicht, daß alle Nebel sich durch hinläng 
lich mächtige Teleskope in einzelne Sterne 
auflösen lassen, durch die Ergebnisse der 
Spektralanalyse widerlegt worden. Das 
Spektrum der eigentlichen Nebel (Gas- 
nebel) besteht nämlich aus einzelnen hellen 
Linien, während die auflösbaren S. ein 
kontinliierliches Spektrum besitzen. 
Zu den schon am frühsten bekannten 
S. gehören die Plejaden, in denen aller 
dings schon ein gutes Auge unbewaffnet 
sechs Sterne unterscheidet. Ebenso ist das 
Haar der Berenice schon mit bloßem Auge 
auslösbar. Dagegen sind die beiden bereits 
im Altertum bekannten S. am Schwert- 
griff des Perseus und der Sternhaufe im 
Krebs, die sogen. »Krippe«, zwar dem 
scharfen unbewaffneten Auge sichtbar, aber 
nicht für dasselbe auflösbar. Dasselbe 
gilt auch von dem sehr dichten glänzenden 
S. zwischen £ und rj im Herkules. Bon 
ausgezeichneten S. des südlichen Himmels 
sind besonders 47 im Tukan (Nr. 2322 
in I. HerschelS »6enera1 Catalogue«) 
und der Nebel bei « im Centauren bemer 
kenswert. Der letztere hat 15—20 Mi 
nuten Durchmesser, ist im Innern blaß 
rosenrot, mit einem konzentrischen weißen 
Rand umgeben und besteht aus Stern 
chen 14.—16. Größe; seine Sichtbarkeit 
für das bloße Auge wird durch den Um 
stand erhöht, daß er auf einer ganz stern 
leeren Stelle steht. Der Sternhaufe im 
Centauren (Nr. 3504 in I. Herschels Ka 
talog), 15 Minuten im Durchmesser hal 
tend, erscheint dem bloßen Auge wie ein 
kometenartiger runder Fleck, etwa in der 
Helligkeit eines Sterns 4,—5. Größe. Er 
wurde schon von Halley 1677 beschrie 
ben und besteht aus Sternchen 13.—15. 
Größe, welche aegen die Mitte dichter zu 
sammengedrängt sind. 
Viele S. zeigen eine kugelförmige Ge- 
stalt(Herschels »glodularolusters«). Die 
zahlreichen kleinen äternchen, aus denen 
sie bestehen, sind oft gegen die Mitte so 
zusammengedrängt, daß ein weißer Fleck 
entsteht. Zn dieser Kategorie von S. ge 
hören die beiden obenerwähnten im Tu 
kan und bei M im Centauren. Manche S. 
erscheinen auch bei schwacher Vergröße 
rung kugelförmig, zeigen aber bei starken 
Vergrößerungen einen andern Bau. 
Äas die Verteilung der S. am Him 
mel anlangt, so liegen dieselben entweder 
vereinzelt oder eng und ungleich, wie 
schichtenweise zusammengedrängt, so na 
mentlich in der Milchstraße, die uns die 
größte Anhäufung von S. darbietet, und 
in den Magelhaenöschen Wolken. Kugel 
förmige S. sind namentlich häufig meiner 
Gegend des südlichen Himmels zwischen 
der Südlichen Krone, dem Schützen, dem 
Schwanz des Skorpions und dem Altar. 
Es sind aber nicht alle S. in der Milch 
straße oder deren Nähe kugelförmig, viel 
mehr gibt es dort mehrere von ziemlich 
unregelmäßigen Umrissen. 
Stcrnkartcn(H i m m e l s k a r t e n) sind 
Darstellungen der Himmelskugel mit den 
zu ihrer Einteilung dienenden Kreisen 
und den an ihr befindlichen Sternen auf 
einer Ebene. 
Wenn die Orte der Sterne am Himmel 
durch Beobachtung nach Rektaszension und 
Deklination bekannt sind, und man hat die 
Gesamtheit der Meridiane und Parallel 
kreise von Grad zu Grad oder für noch 
kleinere Intervalle auf der Ebene darge 
stellt, so hat die Eintragung der einzelnen 
Sterne keine Schwierigkeit. Die Darstel 
lung dieser Kreise oder die Entwerfung 
(Projektion) desKartennetzes ist daher 
die erste Aufgabe, welche zu lösen ist. Die 
selbe fällt in ihrer Allgemeinheit der 
Chorographie zu, mit welchem Wort 
man die Theorie der Kartenprojektion be 
zeichnet. Wir begnügen uns hier dainit, 
einige der gebräuchlichsten aus der großen 
Anzahl von Methoden zu erwähnen, de 
ren man sich beim Entwerfen von Him 
melskarten bedient. 
1) Die stereographische Projek 
tion gehört zu den sogen, perspektivi 
schen Abbildungen, die uns das Objekt 
so zeigen, wie wir es sehen, wenn wir das 
Auge in einen gewissen Punkt bringen. 
Bei dieser Projektion wird das Auge'0 
31*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.