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Sternwarte (in älterer Zeit).
Titel: »British catalogue« neu heraus
gegeben wurde.
Seitdem erschienen viele Sternkataloge;
ein vollständiges Verzeichnis derselben, bis
1876 reichend, hat E. B.Knobel im 43.
Bande der »Memoiren der Britischen Astro
nomischen Gesellschaft« veröffentlicht. Un
ter den neuern Katalogen muß man zwei
Kategorien unterscheiden: solche, welche die
Sternörter mit aller nur möglichen Ge
nauigkeit geben, und solche, in denen nur
die genäherten Örter verzeichnet sind. Den
wichtigsten Katalog der ersten Kategorie
enthalten B e s s e l s »Fundamenta astro
nomiae« (1818), welche 3222 von Brad-
ley beobachtete Sterne umfassen. Im gan
zen sind gegenwärtig die genauen Positio
nen von'ungefähr 30,000 Fixsternen be
kannt; darunter sind etwa 400 Funda
mentalsterne, deren Positionen bis auf
'/-—Vs Bogensekunde zuverlässig ermittelt
sind. Unter den Verzeichnissen der zweiten
Kategorie, in denen die Positionen durch
schnittlich aus eine Minute genau bekannt
sind, steht obenan Argelan'ders Bonner
S., die »Durchmusterung des nördlichen
gestirnten Himmels« (1857—63), welches
zwischen dem Nordpol und 2° südlicher
Deklination 324,198 Sterne nach Rekt
aszension u. Deklination verzeichnet, näm
lich sämtliche Sterne bis herab zur 9. und
auch zahlreiche Sterne 10. Größe. Schön-
feld ist jetzt damit beschäftigt, diese Arbeit
noch bis zu 30° südlicher Deklination
fortzusetzen. Zwischen den Verzeichnissen
beiderKategorien stehen die aus den sogen.
Zonenbeobächtungen (f. b.) hervorgegan
genen, bei denen die Genauigkeit der Posi
tionsbestimmung etwa 2" im Mittel be
trägt. Es sind zur Zeit etwa 100,000
Sterne in dieser Genauigkeit bekannt;
auf Anregung der (deutschen) Astronomi
schen Gesellschaft werden aber alle Sterne
der Bonner Durchmusterung bis herab
zur 9. Größe aufs neue mit größerer Ge
nauigkeit bestimmt, und es sind gegen
wärtig die betrcssenden Beobachtungen, die
einer größern Anzahl Sternwarten über
wiesen waren, größtenteils vollendet.
Sternwarte oder astronomisches
Observatorium heißt ein zu astrono
mischen Beobachtungen bestimmtes und
mit den dazu nötigen Instrumenten aus
gerüstetes Gebäude. Die Astronomen des
Altertums mit ihren einfachen Beobach-
tungsinftrumenten hatten keine eigent
lichen Sternwarten, wohl aber treffen
wir solche bei den Arabern. So ließ
schon der Kalis Al Mamun (813—
833) in der Nähe von Bagdad eine S.
bauen, an welcher er selbst mit Al Fer-
g a ni und andern Astronomen beobachtete,
und ebenso errichteten im nächsten Jahr
hundert die in Kairo residierenden Kali
fen Az iz und Hakem für den berühm
ten Jbn Junis eine S. auf dem Berg
Mokattan in der Nähe von Kairo. In
der zweiten Hälfte des 13. Jahrh, grün
dete ferner der Eroberer von Bagdad. der
Mongolenfürst Jlek Chan (Hulagu) in
Meragah im nordwestlichen Persien eine
großartige S., an welcher neben andern
Gelehrten Nassir-Eddin thätig war.
Endlich mag noch der S., und wissen
schaftlichen Akademie gedacht werden, die
im 15. Jahrh, der Enkel Tamerlans,
Ulugh Beg, in Samarkand gründete.
In der zweiten Hälfte desselben Jahr
hunderts erstand auch auf deutschem Bo
den die erste S., die der Nürnberger Pa
trizier Bernhard Walther, der Freund
und SchülerRegiomontans, in der Rosen
gasse seiner Vaterstadt erbauen, und für
welche er durch die tüchtigsten Künstler
kostbare Instrumente aus Holz und Erz
anfertigen ließ. Dieselbe wurde mit der
Beobachtung des großen Kometen von
1472 eröffnet, ging aber nach Walthers
Tod (1504) wieder ein. Über ein halbes
Jahrhundert später (1561) ließ der Land
graf Wilhelm IV. von Hessen einen
Turm auf dem Zwahrener Thor in Kas
sel, dessen oberster Teil sich herumdrehen
ließ, als S. einrichten und beobachtete
hier mit seinen Gehilfen Bürgi und
Rothmann; 1575 besuchte auch Tycho
Brahe dieses Observatorium. Wil
helm IV. war es auch, der den König
Friedrich II. von Dänemark auf Brahes
Begabung aufmerksam machte und ihn bat,
denselben durch seine Gewogenheit und
königliche Freigebigkeit zu unterstützen.
Infolge dieser Empfehlung schenkte Fried
rich II. dem Brahe die Insel Hveen im