Full text: Lexikon der Astronomie

501 
Sternwarte (im 17. 
Sund mit reichen Einkünften und ließ 
ihm auf dem höchsten Punkte dieser In 
sel eine prächtige S., »Uranienborg«, er 
bauen, in welcher Tycho Brahe 21 Jahre 
lang (1576 — 97) beobachtete. Außer 
dem Hauptgebäude von 60 Fuß Länge und 
Breite mit zwei 75 Fuß hoben Türmen 
wurde 1584 noch ein andres Observato 
rium, die »Stjerneborg«, mit fünf unter 
irdischen Zimmern erbaut, in denen die 
größern Jnstrrrmente auf steinernen Pfei 
lern aufgestellt waren. Nach Friedrichs II. 
Tod sah sich Brahe genötigt, sein Vater 
land zu verlassen, und die Baulichkeiten 
verfielen auffallend rasch. Vgl. die Be 
schreibung mit Abbildungen in Brahes 
»^strollvilliaejnstaurulue-meodallioL«; 
über die Reste s. d'Arrestin den »Astrono 
mischen Nachrichten«, Nr. 1718, und Pe 
ters »Zeitschrift für Astronomie«, Bd. 3. 
Aus dem 17. Jahrh, erwähnen wir zu 
nächst die 1641 von Hevel in Danzig ge 
gründete S.» welche 1679 den Flammen 
zum Opfer fiel. 
Unter den größern, noch jetzt als Staats 
anstalten bestehenden Sternwarten ist die 
P a r i s e r die älteste. Sie wurde auf An 
regung von Picard und Auzout 1667, 
bald nach Gründung der Pariser Akade 
mie, von Claude Perrault auf Befehl 
Ludwigs XIV. erbaut, und an ihr be 
obachtete außer den übrigen Akademikern 
von 1771 an Dom. Cassini, ohne ei 
gentlicher Direktor zu sein. Diese Stelle 
bekleidete aber 1712—56 sein Sohn 
Jacques Cassini, dem 1756—84 dessen 
Sohn Cesar Francois CassinideThury 
folgte. Auch dessen Sohn Jacques Do 
minique, Comte de Thury, nahm von 
1784 die gleiche Stellung ein, wurde aber 
1793 von der Revolution vertrieben; 1795 
bis 1807 hatte La lande die Direktion, 
dann ward dieselbeBouvard undArago 
übertragen, und nach des letzter,! Tod 
(1851) wurde Leverrier Direktor, der, 
abgesehen von ein paar Jahren (1870— 
1873), in denen Delaunay ihn ersetzte, 
bis zu seinem Tod in dieser Stelle blieb. 
Ihm folgte der Admiral M o u ch e z. 
Bald nach der Gründung der Pariser 
S. wurde auch in England eine solche 
errichtet. Das Interesse der Schiffahrt 
und 18. Jahrhundert). 
und speziell das Problem der Längenbe 
stimmung zur See gab den nächsten An 
laß dazu. Als nämlich 1674 der Fran 
zose Saint-Pierre dem König Karl II. 
von England vorschlug, die Länge durch 
Monddistanzen (vgl. Länge, S. 301) zu be 
stimmen, wurde eine Kommission zur 
Prüfung dieser Methode zusammenbe 
rufen und zu die ser auch F l a m st e e d hin 
zugezogen , der sich bereits durch verschie 
dene astronomische Arbeiten einen Ruf er 
worben hatte. Dieser wies nun darauf 
hin, daß diese Methode erst dann brauch 
bar sein könnte, wenn die Örter der Fix 
sterne und die Bewegung des Mondes mit 
größerer Genauigkeit bekannt sein wür 
den. Infolgedessen erließ 4. Mai 1675 
der König den Befehl zur Gründung einer 
S., und als Ort für dieselbe wurde ein 
Hügel im königlichen Park von Green 
wich bestimmt, auf dem ein mittelalter 
licher Turm, Greenwich Castle, stand. 
Der berühmte Mathematiker und Archi 
tekt Sir Christopher Wren leitete den 
Bau, 10. Aug. 1675 ward der Grundstein 
gelegt, und m weniger als einem Jahr 
waren die Baulichkeiten vollendet. Erster 
Direktor mit dem Titel »königlicher Astro 
nom von England« war Flamsteed (1676 
bis 1720); ihm folgten 1720—42 Hal 
ley, 1742—62 Bradley, 1762—64 
Nathaniel Bliß, 1765 — 1811 Mas- 
kelyne, 1811 — 35 Pond, 1835 — 81 
Airy; seit Sommer 1881 ist Airys erster 
Assistent, W.H. N. Christin, königlicher 
Astronom von England. 
Auch Kopenhagen erhielt frühzeitig eine 
S. Schon Brahes früherer Gehilfe auf 
der Uranienborg, Longomontanus, 
legte 1632 den Grundstein zu einem großen 
Beobachtungsturm, der indessen erst 1756 
vollendet ward. Auf ihm beobachteten 
von 1690 an Römer, 1710—64 Peter 
Horrebow, dann bis 1776 dessen Sohn 
Christian Horrebow, 1776 —1815 
Bugge, 1815—22 Schumacher, 1822 
bis 1829 Thune, 1829 — 55 Olufsen. 
Hierauf wurde eine neue S. erbaut, an 
der 1857—75 d'Arrest Direktor war. 
Etwas spätern Ursprungs ist die S. zu 
Berlin. Anlaß dazu gaben die Einführung 
des gregorianischen 'Kalenders und der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.