Full text: Lexikon der Astronomie

Tagbogen — 
Teleskopisch. 513 
sagt ferner, es fei 1 Uhr, 2 Uhr, 3 Uhr rc. 
nach Sternzeit, wenn der Stundenwinkel 
des Frühlingspunkts 15°, 30°, 45° rc. be 
trägt, oder, was dasselbe ist, wenn ein 
Punkt deö Äquators kulminiert, dessen 
Rektaszension 15°, 30°, 45° rc. beträgt. 
Hieraus ist ersichtlich, wie man dieStern- 
zeit bestimmen kann, indem man den Au 
genblick der Kulmination eines Fixsterns 
von bekannter Rektaszension durch Beob 
achtung ermittelt. 
Da die Drehung der Erde um ihre Achse, 
abgesehen von der bereits erwähnten Ver 
zögerung durch die Flutwelle rc., genau 
gleichförmig von statten geht, so sollte man 
meinen, daß sich in der Sternzeit ein ge 
nau gleichförmiges Maß für die Zeit dar 
biete. Indessen wird diese Gleichförmig 
keit durch einen andern Umstand gestört: 
der Frühlingspunkt, dessen Kulmination 
den Anfang deö Sterntags bestimmt, steht 
nämlich nicht fest, sondern hat eine lang 
same Bewegung auf der Ekliptik, welche 
wieder aus zwei Teilen besteht, einer 
Bewegung, die (wenigstens nahezu) der 
Zeit proportional ist, der Präzession 
(s. d.), und einer periodischen, der Nu- 
t a t i o n. Letztere bewirkt, daß der Stunden 
winkel desFrühlingöpunkts sich nicht ganz 
gleichförmig ändert; doch betragen die Ab 
weichungen in Zeit im äußersten Grad 
nicht mehr als eine Sekunde. Die Stern 
zeit kommt daher dem Ideal eines gleich 
förmigen Zeitmaßes immerhin außeror 
dentlich nahe. 
2) Der wahre Sonnentag ist die 
Zeit zwischen zwei aufeinander folgenden 
Kulminationen des Sonnenmittelpunkts; 
der Moment dieser Kulmination ist der 
wahre Mittag. 
Über den mittlern Sonnentag vgl. 
Zeit. 
Tagbogen, der oberhalb des Horizonts 
liegende Teil des Kreises, den ein Gestirn 
bei seiner scheinbaren täglichen Bewegung 
beschreibt. Für einen Stern, der im 
Himmelsäquator steht, ist der T. gleich 
180°; für einen Stern mit südlicher De 
klination beträgt derselbe auf der Nord 
hälfte der Erde weniger als 180°, für 
einen Stern mit nördlicher Deklination 
dagegen mehr als 180°, solange die De- 
Astronomie. 
klination kleiner ist als das Komplement 
der Polhöhe des Beobachtungsorts. Ist 
die Deklination gleich dem Komplement 
der Polhöhe, so ist der T. gleich 360°; ist 
aber die Deklination noch größer, so bleibt 
der Stern beständig oberhalb des Hori 
zonts, er ist ein Zirkumpolarstern. 
Bezeichnet man mit t den halben T., mit 
cp die Polhöhe (geographische Breite) des 
Beobachtungsortö und mit d die Dekli 
nation eines Sterns, so gilt die Gleichung 
608 t = — tan ti - tan cp. 
Tagkrrise sind die dem Himmelsäqua 
tor parallelen Kreise, welche die Sterne 
bei ihrer täglichen scheinbaren Bewegung 
am Himmel in 24 Sternstunden beschrei 
ben. Der oberhalb des Horizonts befind 
liche Teil eines solchen Kreises heißt der 
Tagbogen des betreffenden Sterns, 
der unter dem Horizont liegende der 
Nachtbogen. 
Tag- und Nachtgleichrn, s. Ägumoktion. 
Tangenlialkraft, s. v. w. Zentrifu 
galkraft oder Fliehkraft; vgl. Zentrifugalkraft. 
Taube (Oolninba), kleines Sternbild 
südlich vom Hasen mit einem Hauptstern 
2. Größe, einem 3. und dreien 4. Größe 
nebst einigen kleinern. 
Taurus (lat.), Stier. 
Tautochron (griech., »gleichzeitig«) 
werden bisweilen Himmelserscheinungen 
genannt, die an allen Orten, wo man sie 
überhaupt wahrnimmt, in demselben 
Moment zu beobachte» sind, wie z. B. 
Mondfinsternisse, Verfinsterungen von 
Jupitertrabanteil, im Gegensatz zu sol 
chen Erscheinungen, bei denen die Beob 
achtungszeit vom Standpunkt des Be 
obachters abhängt, als da sind Sonnen 
finsternisse, Sternbedeckungen. 
Taylor (spr.tehl'r), Thomas Glan- 
ville, geb. 22. Nov. 1804 zu Ashburton 
in Devonshire, 1822 Assistent in Green 
wich, seit 1830 Direktor der Sternwarte 
zu Madras, gest. 4. Mai 1848 in South 
ampton, hat sich besonders durch einen 
auf Grund eigner Beobachtungen 1843 
bis 1847 gefertigten Katalog von 11,015 
Fixsternen verdient gemacht. 
Teleskop (griech., »Fernseher«), vgl. 
Fernrohr und Spiegelteleskop. 
Teleskopisch heißt ein Gestirn, daö 
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