Full text: Lexikon der Astronomie

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Tellunum — Temporäre oder kurzzeitige Sterne. 
nicht mit bloßem Auge, sondern nur mit 
dem Teleskop sichtbar ist. 
Tcllurium, ein Modell, an welchem 
die verschiedenen Beleuchtungserscheinun 
gen versinnlicht werden, welche die Erde 
bei ihrer Bewegung um die Sonne im 
Lauf eines Jahrs darbietet. 
Tempel, ErnstWilhelmLeberecht, 
geb. 4. Dez. 1821 zu Nieder-Kunnersdorf 
in der sächsischen Oberlausitz, ursprünglich 
Lithograph, aber dabei mit Eifer astrono 
mischen Beobachtungen sich widmend, seit 
1861 Adjunkt an der Sternwarte zu 
Marseille, während des deutsch-französi 
schen Kriegs aus Frankreich ausgewiesen 
und seitdem in Italien, anfangs in Mai 
land und später aus der Sternwarte zu 
Arcetri bei Florenz, thätig. 
Temporäre oder kurzzeitige Sterne, 
nach der Bezeichnung der von Ed. Biot 
übersetzten chinesischen Encyklopädie »Ma- 
tuan-lin« Ga st st er ne (ke-sing), sind 
Fixsterne, welche unerwartet am Himmel 
aufglänzten, gewöhnlich auffallend hell 
leuchteten, aber nach kurzer Zeit wieder 
verschwanden, wenigstens für das unbe 
waffnete Auge. A. v. Humboldt hat 1851 
ein Verzeichnis von 21 solcher Sterne ge 
geben, zu denen aus der neuesten Zeit 
noch 2 kommen. Nachstehend sind diese 
23 Erscheinungen aufgeführt. 
1) 134 v. Chr. im Juli ein Stern im 
Sternbild des Skorpions zwischen den 
Sternen ß und q , in China beobachtet 
und wahrscheinlich identisch mit dem Stern, 
dessen plötzliches Erscheinen den griechi 
schen Astronomen Hipparch zur Anferti 
gung eines Sternkatalogs veranlaßte, um 
durch ihn spätere Beobachter in den Stand 
zu setzen, zu entscheiden, ob wirklich neue 
Sterne am Himmel erscheinen oder be 
kannte gänzlich verschwinden. 
2) 123 n.Chr. im Dezember, in China 
beobachtet, zwischen den Sternen « des 
Herkules und « des Schlangenträgers. 
3) 1.3 n. Chr. erschien, chinesischer An 
gabe nach, 10. Dez. zwischen den Sternen 
a und ß des Centauren ein sehr heller 
Stern, der erst nach acht Monaten wie 
der verschwand, nachdem er nacheinan 
der fünf Farben gezeigt (oder vielleicht in 
fünf Farben gefunkelt) hatte. 
4) 369 n. Chr., vom März bis August, 
ohne Angabe des Orts, und 
5) 386, April bis Juli, ein Steri: 
zwischen l und </> im Sternbild des 
Schützen, beide in China beobachtet. 
6) 389, zur Zeit des Kaisers Honorius, 
erschien, dem Bericht des Cuspinian zu 
folge, ein Stern vom Glanz der Venus 
nahe beim Atair im Adler und verschwand 
drei Wochen später spurlos. 
7) 393 im März wurde in China ein 
Stern im Schwanz des Skorpions be 
obachtet. 
8) In der ersten Hälfte des 9. Jahrh., 
vielleicht 827, unter dem Kalifen Al 
Mamun beobachteten die arabischen Astro 
nomen Haly und Giafar ben Moham 
med Albumazar in Babylon einen neuen 
Stern im Skorpion, dessen Licht dem des 
Mondes in den Vierteln geglichen haben 
soll, und dernachvierMonateil verschwand. 
9) 945 ein Stern zwischen Cepheuö 
und Kassiopeia an der Grenze der Milch 
straße, ebenso wie der von 1264 nur von 
dem böhmischen Astronomen Cyprian Leo- 
vitius (1524—74) erwähnt, der eine hand 
schriftliche Chronik als Quelle angibt. 
10) 1011 im Februar ein neuer Stern 
zwischen a und <p des Schützen (nach 
»Ma-tuan-lin«). 
11) 1012 (das Jahr ist indessen zwei 
felhaft, vielleicht 1006) Anfang Mai er 
schien nach Angabe des St. Gallener 
Chronisten Hepidannus ganz im S. im 
Zeichen des Widders ein Stern von un 
gewöhnlicher Größe, dessen Glanz das 
Auge blendete, bald größer, bald kleiner 
werdend, bald ganz verlöschend; er war 
drei Monate sichtbar. 
12) 1203 Ende Juli ein neuer Stern 
von bläulichweißer Farbe, dem Saturn 
ähnlich (nach »Ma-tuan-lin«), 
13) 1230 Mitte Dezember ein Stern 
zwischen Schlangenträger und Schlange, 
der sich Ende März 1231 auslöste (»Ma- 
tuan-lin«). 
14) 1260 der von Cyprian Leovitius 
erwähnte Stern zwischen Cepheus und 
Kassiopeia. 
15) 1572, 11. Nov.. ein Stern im 
Thronsessel der Kassiopeia, durch die Beob 
achtung Tycho Brahes bekannt, der da-
	        
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