Venusdurchgang
— Venusmond. 535
weiter als bis auf etwa 48°von der Sonne
entfernen kann, weshalb sie nur einige
Stunden nach Sonnenuntergang als
Abendstern am Westhimmel und zu
andrer Zeit vor Sonnenaufgang als
Morgenstern am östlichen Himmel
sichtbar ist. Ihr Glanz, der wegen der
großen Veränderlichkeit der Entfernung
von uns auch sehr verschieden ist, übertrifft
den aller andern Sterne am Himmel und
kann so intensiv werden, daß man den
Planeten selbst bei Sonnenschein mit
bloßem Auge sehen kann. Bei Beobach
tungen mit dem Fernrohr wirkt dieser
Glanz so störend, daß man, ähnlich wie
bei Sonnenbeobachtungen, Blendgläser
anwenden muß. Übrigens strahlt V. am
hellsten, wenn sie in etwa 40° westlichem
oder östlichem Abstand von der Sonne
steht, d. h. ungefähr 35—40 Tage vor oder
nach ihrer Konjunktion. Maßgebend hier
für ist außer der Entfernuna des Plane
ten von uns auch noch seine Phase, denn
da V. innerhalb -der Erdbahn um die
Sonne läuft, so zeigt sie alle die verschie
denen Wechsel deö Beleuchtungszustandö
wie unser Mond. Sehr schön zeigt sich
die Sichelgestalt deö beleuchteten Teils
namentlich zur Zeit deö größten Glanzes,
und in der klaren und durchsichtigen At
mosphäre von Peru und Persien soll man
sie zu dieser Zeit sogar mit bloßem Auge
erblicken.
Venusdurchgang, s. Durchgang.
Venusmond. Die Existenz eines sol
chen ist namentlich früher vielfach behaup
tet worden, und im 47. und 18. Jahrh,
wollen mehrere der geschicktesten Beobach
ter denselben gesehen haben. Doch ist seit
1764 keine derartige Wahrnehmung mehr
gemacht worden, und es scheint wohl er
klärlich, daß Alexander v. Humboldt in sei
nem »Kosmos« diesen Mond zu den »astro
nomischen Mythen einer unkritischen Zeit«
rechnet. Neuerdings hat dagegen Scb orr
in einerSchrist,betitelt: »DerB.«(1875),
die Ansicht zu begründen versucht, daß
Venus wirklich einen Mond besitzt, der
in ungefähr 12 Tagen um seinen Haupt
planeten läuft.
Der erste, von welchem eine Beobach
tung des Venusmonds bekannt ist, ist
der Neapolitaner Fontana; er erblickte
den Mond am Abend des 15. Nov. 1645
über dem Hauptplaneten.
Dann folgt Dom. Cassini. Ersah den
V. an: Morgen des 25. Febr. 1672 durch
das 34 Fuß lange Fernrohr der Pariser
Sternwarte in gehörnter Gestalt in einem
Abstand von ungefähr einem Venusdurch
messer westlich vom südlichen Horn des
Planeten; sein Durchmesser war etwa 1 k
von dem der Venus. 14Va Jahre später,
28. Aug. 1686 morgens, nahm Cassini
den V. aberinals wahr, diesmal aus der
Ostseite des Planeten. Die Seltenheit der
Erscheinung befremdete allerdings Cassini,
ohne daß derselbe aber Mißtrauen gegen
seine Beobachtungen gehegt hätte; viel
mehr glaubte er, »der neuentdeckte Mond
müsse selten genug Licht zurückwerfen, um
ihn sehen zu tönnen«.
Der nächste Beobachter ist Short in
London, der berühmteste Optiker seiner
Zeit, der am Morgen des 3. Nov. 1740
den V. durch ein Gregorysches Fernrohr
von 16 Zoll Öffnung beobachtete und Di
stanz- und Positionsbestimmungen des
selben vornahm. Doch berichtet Lagrange,
daß Short 1763 nicht mehr an die Existenz
des Venusmonds geglaubt habe.
Weitere Beobachtungen machten: An
dreasMeier in Greifswald 20. Mai 1759
mit einem Gregoryschen Fernrohr; Mon
taigne in'Limoges, der den V. 3., 4., 7.
und 11. Mai 1761 in einem neunfüßigen
Teleskop erblickte; Rödkier in Kopen
hagen, dessen Beobachtungen 3. und 4.
März 1764 erfolgten; Horrebow und
drei andre, welche durch dasselbe Fern
rohr, dessen sich Rödkier bediente, den V.
10. und 11. März 1764 abends beobach
teten ;endlichMontbarronin Auxerre,
der den V. 15., 28. und 29. März 1764 in
einem Gregoryscben Fernrohr wahrnahm.
Außerdem will auch A. Scheuten in
Krefeld während des Venusdurchgangs
vom 6. Juni 1761 mit mehreren andern
den V. mittels eines gewöhnlichen Fern
rohrs drei Stunden lang vor der Sonne
gesehen haben. In einem Bericht an den
Berliner Akademiker Lambert vom 14.
Nov. 1775 sagt Scheuten, daß ihm der
V. »so schwarz, rund und distinkt« vorge-