Full text: Lexikon der Astronomie

540 
Veränderliche Sterne. 
veränderlich sind, nur fallen bei den meisten 
die Lichtschwankungen innerhalb der Gren 
zen der Beobachiungsfehler. Die Mehr 
zahl der in neuester Zeit von diesem Astro 
nomen am südlichen Himmel nachgewie 
senen Veränderlichen gehört zu den beiden 
letzten Kategorien, deren Perioden noch 
unerforscht oder deren Lichtschwankungen 
noch nicht sicher nachgewiesen sind; doch 
befinden sich unter ihnen, wie es scheint, 
auch einige von sehrkurzer Periode. Gould 
gibt nämlich für L im Südlichen Dreieck 
3 Tage 9 Stund. 35 Min., für lì in der 
Fliege gar nur 21 Vs Stund. an. 
Eine große Anzahl, etwa 5 /s der verän 
derlichen Sterne, ist rot gefärbt; doch gibt 
es auch sehr rote Sterne, an denen man 
keine Veränderlichkeit wahrgenommen hat, 
wie Arktur und Aldebaran, und die Ver 
änderlichen der Algolgruppe sind weiß 
oder gelblichweiß. Grüne oder blaue Fär 
bung ist bei keinem Veränderlichen bekannt. 
Zur Erklärung des Lichtwechsels 
der veränderlichen Sterne sind verschie 
dene Hypothesen aufgestellt worden. 
Man hat angenommen, daß ein dunkler 
Begleitstern um den leuchtenden Stern 
läuft, der ihn in regelmäßigen Zwischen 
zeiten auf verhältnismäßig kurze Zeit zum 
Teil verdeckt; dazu würde nötig fein, daß 
die Ebene seiner Bahn nahezu durch die 
Erde geht. Aus dem Gesetz der Lichtver 
änderung und der Helligkeit zur Zeit des 
Minimums lassen sich die relative Größe 
des Begleiters und der Winkel finden, den 
seine Bahnebene mit der Verbindungslinie 
des Sterns und der Erde einschließt; seine 
Nmlaufszeit ist gleich der Periode, der 
Halbmesser der Bahn aber bestimmt sich 
aus der Zeit der Variabilität. Diese Hypo 
these paßt vorzugsweise auf die Veränder 
lichen vom Typus des Algol. Pickering 
in Cambridge (Vereinigte Staaten) hat 
gefunden, daß den Erscheinungen beim 
Algol selbst genügt wird durch einen dun 
keln Begleiter, dessen Radius 0,76L und 
dessen Bahnhalbmesser 4,omal so groß 
ist als der Halbmesser deS Hauptsterns; 
die Neigung der Bahn gegen die zur Ver 
bindungslinie Algol-Erde senkrechte Ebene 
beträgt 87°. Wenn aber auch diese Hypo 
these in optischer Beziehung genügt, so er 
regt anderseits, wie B runS hervorge 
hoben hat, die große Nähe des hypotheti 
schen Begleiters'am Hauptstern gerechtes 
Bedenken in mechanischer Hinsicht; bei 
einem leichten Abstand beider Körper, der 
nur 0,6 der Entfernung ihrer Mittelpunkte 
beträgt, hält es schwer, an die Stabilität 
des Systems zu glauben. 
Statt eines einzelnen dunkeln oder we 
niger hellen^Körpers hat man auch bis 
weilen einen Schwarm solcher Körper an 
genommen. 
Eine andre Hypothese setzt eine stark 
abgeplattete Gestalt des Sterns und eine 
Rotation desselben um eine periodisch hin 
und her schwankende Achse voraus. Der 
Stern muß uns solchergestalt bald die 
breite, bald die schmale Seite zukehren 
und wird uns daher bald mehr, bald 
minder hell erscheinen. 
Weit naturgemäßer als diese Hypothese 
erscheint aber die Annahme, daß die 
verschiedenen Seiten des veränderlichen 
Sterns in verschiedenem Grad Licht aus 
strahlen, und daß infolge der Rotation des 
Sterns um eine zur Verbindungslinie des 
Sterns und der Erde ungefähr senkrechte 
Achse uns bald die eine, bald die andre 
Seite zugekehrt wird. Bruns hat kürz 
lich gezeigt, daß man sich auf unendlich 
viele Arten eine solche Verteilung des Licht 
emissionsvermögens auf dem Stern den 
ken kann, daß die daraus sich ergebenden 
periodischen Lichtveränderungen sich inner 
halb beliebig enger Grenzen an diethatsäch- 
lich beobachteten regelmäßigen periodischen 
Änderungen eines Sterns anschließen. Auf 
den ersten Blick konnte es freilich zweifel 
haft erscheinen, ob man auch Verminde 
rungen der Lichtintensität, die nur einen 
geringen Teil der Periode umfassen, wie 
wir solche in der Algolgruppe finden, auf 
diese Weise erklären kann. Bei näherer 
Überlegung findet man aber, daß es hierzu 
nur der weitern Annahme einer atmo 
sphärischen Hülle um den Stern bedarf, 
die das Licht stark absorbiert. Wir erhal 
ten dann vorzugsweise von dsr Mitte der 
Sternscheibe Licht, und die Verteilung der 
Leuchtkraft außerhalb einer Aquatorzone 
von gewisser Breite wird daher ohne merk 
lichen Einfluß auf die Helligkeit. Ist nun
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.