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Veränderliche Sterne.
veränderlich sind, nur fallen bei den meisten
die Lichtschwankungen innerhalb der Gren
zen der Beobachiungsfehler. Die Mehr
zahl der in neuester Zeit von diesem Astro
nomen am südlichen Himmel nachgewie
senen Veränderlichen gehört zu den beiden
letzten Kategorien, deren Perioden noch
unerforscht oder deren Lichtschwankungen
noch nicht sicher nachgewiesen sind; doch
befinden sich unter ihnen, wie es scheint,
auch einige von sehrkurzer Periode. Gould
gibt nämlich für L im Südlichen Dreieck
3 Tage 9 Stund. 35 Min., für lì in der
Fliege gar nur 21 Vs Stund. an.
Eine große Anzahl, etwa 5 /s der verän
derlichen Sterne, ist rot gefärbt; doch gibt
es auch sehr rote Sterne, an denen man
keine Veränderlichkeit wahrgenommen hat,
wie Arktur und Aldebaran, und die Ver
änderlichen der Algolgruppe sind weiß
oder gelblichweiß. Grüne oder blaue Fär
bung ist bei keinem Veränderlichen bekannt.
Zur Erklärung des Lichtwechsels
der veränderlichen Sterne sind verschie
dene Hypothesen aufgestellt worden.
Man hat angenommen, daß ein dunkler
Begleitstern um den leuchtenden Stern
läuft, der ihn in regelmäßigen Zwischen
zeiten auf verhältnismäßig kurze Zeit zum
Teil verdeckt; dazu würde nötig fein, daß
die Ebene seiner Bahn nahezu durch die
Erde geht. Aus dem Gesetz der Lichtver
änderung und der Helligkeit zur Zeit des
Minimums lassen sich die relative Größe
des Begleiters und der Winkel finden, den
seine Bahnebene mit der Verbindungslinie
des Sterns und der Erde einschließt; seine
Nmlaufszeit ist gleich der Periode, der
Halbmesser der Bahn aber bestimmt sich
aus der Zeit der Variabilität. Diese Hypo
these paßt vorzugsweise auf die Veränder
lichen vom Typus des Algol. Pickering
in Cambridge (Vereinigte Staaten) hat
gefunden, daß den Erscheinungen beim
Algol selbst genügt wird durch einen dun
keln Begleiter, dessen Radius 0,76L und
dessen Bahnhalbmesser 4,omal so groß
ist als der Halbmesser deS Hauptsterns;
die Neigung der Bahn gegen die zur Ver
bindungslinie Algol-Erde senkrechte Ebene
beträgt 87°. Wenn aber auch diese Hypo
these in optischer Beziehung genügt, so er
regt anderseits, wie B runS hervorge
hoben hat, die große Nähe des hypotheti
schen Begleiters'am Hauptstern gerechtes
Bedenken in mechanischer Hinsicht; bei
einem leichten Abstand beider Körper, der
nur 0,6 der Entfernung ihrer Mittelpunkte
beträgt, hält es schwer, an die Stabilität
des Systems zu glauben.
Statt eines einzelnen dunkeln oder we
niger hellen^Körpers hat man auch bis
weilen einen Schwarm solcher Körper an
genommen.
Eine andre Hypothese setzt eine stark
abgeplattete Gestalt des Sterns und eine
Rotation desselben um eine periodisch hin
und her schwankende Achse voraus. Der
Stern muß uns solchergestalt bald die
breite, bald die schmale Seite zukehren
und wird uns daher bald mehr, bald
minder hell erscheinen.
Weit naturgemäßer als diese Hypothese
erscheint aber die Annahme, daß die
verschiedenen Seiten des veränderlichen
Sterns in verschiedenem Grad Licht aus
strahlen, und daß infolge der Rotation des
Sterns um eine zur Verbindungslinie des
Sterns und der Erde ungefähr senkrechte
Achse uns bald die eine, bald die andre
Seite zugekehrt wird. Bruns hat kürz
lich gezeigt, daß man sich auf unendlich
viele Arten eine solche Verteilung des Licht
emissionsvermögens auf dem Stern den
ken kann, daß die daraus sich ergebenden
periodischen Lichtveränderungen sich inner
halb beliebig enger Grenzen an diethatsäch-
lich beobachteten regelmäßigen periodischen
Änderungen eines Sterns anschließen. Auf
den ersten Blick konnte es freilich zweifel
haft erscheinen, ob man auch Verminde
rungen der Lichtintensität, die nur einen
geringen Teil der Periode umfassen, wie
wir solche in der Algolgruppe finden, auf
diese Weise erklären kann. Bei näherer
Überlegung findet man aber, daß es hierzu
nur der weitern Annahme einer atmo
sphärischen Hülle um den Stern bedarf,
die das Licht stark absorbiert. Wir erhal
ten dann vorzugsweise von dsr Mitte der
Sternscheibe Licht, und die Verteilung der
Leuchtkraft außerhalb einer Aquatorzone
von gewisser Breite wird daher ohne merk
lichen Einfluß auf die Helligkeit. Ist nun