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Bird — Bodesche Reihe.
Bird tspr. bord),J ohn, geboren UM1709
zu London, gest. 31. März 1776 daselbst;
erbaute die meisten Instrumente, mit
denen Maskelyne in Greenwich arbeitete,
sowie den großen Mauerquadranten der
Militärschule in Paris, an dem Lalande
beobachtete.
Blendgläscr, s. Helioskop.
Blendung, s. Diaphragma.
Blinken, s. Funkeln der Sterne.
Bode, Johann Elert,geb. 19. Jan.
1747 zu Hamburg, frühzeitig astronomi
schen Studien hingegeben und durch seine
»Anleitung zur Kenntnis deS gestirnten
Himmels« (1768) auch weiterir Kreisen
bekannt, 1772 Astronom der Berliner
Akademie, 1782 Mitglied derselben und
bald darauf bis 1825 Direktor der Ber
liner Sternwarte, starb 23. Nov. 1826.
Bodesche Reihe (auch Bodesches
Gesetz) wird häustg eine einfache Regel
für die mittlern Abstände der Planeten
von der Sonne genannt, die aber nicht
von Bode, sondern von dem Wittenberger
Professor Titius (geb. 1729, gest. 1796)
herrührt, welcher in einer Note seiner
deutschen Ausgabe von Bonnets »Be
trachtung der Natur« (2. Aust. 1772)
folgendes schreibt: »Gebet einmal auf die
Weite der Planeten von einander Achtung;
und nehmet wahr, daß sie fast alle in der
Proportion von einander entfernt sind,
wie ihre körperlichen Größen zunehmen.
Gebet der Distanz von der Sonne bis zum
Saturn 100 Teile, so ist Mercurius 4
solcher Teile von der Sonne entfernt:
Venus 4+3 = 7 derselben; die Erde
4+6 = 10; Mars 4+12=16. Aber
sehet, vom Mars bis zum Jupiter kömmt
eine Abweichung von dieser so genauen
Progression vor. Vom Mars folgt ein
Raum von 4+24=28 solcher Teile, da
rin weder ein Haupt- noch ein Neben-
plauet zur Zeit gesehen wird. Und der
Bauherr sollte diesen Raum ledig gelassen
haben? Nimmermehr! Lasset uns zuver
sichtlich setzen, daß dieser Raum sonder
Zweifel den bisher noch unentdeckten Tra
banten des Mars zugehöre; lasset uns hin
zuthun, daß vielleicht auch Jupiter uoch
etliche um sich habe, die bis jetzt noch von
keinem Glas gesehen worden. Von diesem,
uns unbekannten Raum erhebt sich Ju
piters Wirkungskreis in 4+48=52; und
Saturnus seiner, in 4+96=100 solcher
Teile. Welches bewundernswürdige Ver
hältnis!« Der hier ausgesprochene Ge
danke, daß in einer Entfernung von 28
Teilen von der Sonne ein noch nicht ent
deckter Himmelskörper stehen möge, rührt
bereits von Kepler her, der in der Einlei
tung zu seiner Schrift über das »Geheim
nis des Weltbaus« (»Mysterium cosmo-
graphicum«, 1596) schreibt: »Ich bin küh
ner geworden und setze zwischenJ upiter und
Mars einen neuen Planeten«. Indessen
fand dieser Gedanke über anderthalb Jahr
hunderte lang wenig Beachtung, und erst
Lambert lenkte in seinen »Kosmologischen
Briefen über die Einrichtung des Welt-
bails« (1761) die Aufmerksamkeit wieder
auf die Lücke zwischen Mars und Jupiter.
Der Berliner Astronom Bode nahm dann
die Titiussche Reihe mit Nennung ihres
Autors in seine »Anleitung zu Kenntnis
des gestirnten Himmels« (1772) auf, und
durch dieses weitverbreitete Buch ist sie
hauptsächlich bekannt geworden. Die erste
Quelle dieser Regel scheint sich übrigens
in Christian Wolfs »Vernünftigen Ge
danken von den Absichten der natürlichen
Dinge« (1723) und zwar in dem »Von
dem Bau der Welt« handelnden achten Ka
pitel des ersten Teils zu befinden. Wolf
gibtdaselbst allerdings keine mathematische
Regel für die Planetenabstände, sondern
nur folgende einfache Zahlen. »Wenn
man die Weite der Erde von der Sonne
in zehn Teile einteilet, so bekommt davon
die Weite des Mercurius von ihr 4, der
Venus 7. des Mars 15, des Jupiters 32,
des Saturnus 95.«
Um nun die Genauigkeit der T i t i u s -
schen Regel zu prüfen, beachte man,
daß die mittlere Entfernung des Saturn
von der Sonne 1418 Mill. Ion gerechnet
wird; teilt man diese in 100 Teile, so
ergibt sich ein Teil gu 14,18 Mill. km.
Nachstehend sind die nach der Titiusschen
Reihe berechneten und die wirklichen Ab
stände der Planeten von der Sonne in
Mill. km angegeben; dabei ist die Reihe
noch auf die später entdeckten Planeten
Uranus und Neptun ausgedehnt worden: