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Die wissenschaftlichen Grundlagen der Geländedarstellung.
sehen Schraffenmanier (hier eigentlich winzig kleine Strichelchen). Nicht selten
werden bestimmte orographische Formen in Punkten veranschaulicht, wie Talböden
oder Becken. 1 In dem berühmten Hypsometrischen Atlas von J. M. Ziegler, Winter
thur 1856, sehen wir mit Punkten die großem ozeanischen Becken ausgefüllt. Aug.
Petermann wandte die Punktierung für ozeanische Bodenformen auf der Karte von
den britischen Inseln und dem umliegenden Meere an 1 2 , weil sie ihm als die einzige
Manier erschien, „die das Detail der Seebodenzeichnung in allen Abdachungsstufen
deutlich zur Anschauung bringt, dabei das Totalbild der großen Plateaubildung un
beeinträchtigt und ungestört läßt und die Schrift einschließlich der vielen Tiefenzahlen
nicht unleserlich macht, wie es durch Schraffiertöne der Fall sein würde“. 3 Die
interessante Karte hat keine Nachahmer gefunden, da die blaue Farbe sich bald der
ozeanischen Tiefendarstellung bemächtigte.
F. Die Schichtlinie und die Höhenschichtkarte.
I. Die Schichtlinie an sich.
350. Namen und Wesen der Schichtlinien. Das wichtigste Bauelement in der
Geländedarstellung ist die Schichtlinie. Für sie hat man im Lauf eines Jahrhunderts
allerhand Namen erfunden. Französischen Ursprungs ist die Bezeichnung Hori
zontalkurven, courbes horizontales, die bereits Ende des 18. Jahrhunderts in die
Kartenwissenschaft eingeführt ist. Man gebrauchte sie militärischerseits bei der Auf
nahme des Festungsgeländes, wobei nur kleine Terrainstrecken, bei der die Krümmung
der Erde keine Rolle spielte, hypsometrisch festgelegt wurden. Deshalb der Name
Horizontalkurven, die auf Terrainschnitte zurückgehen, die durch Horizontalebenen
erzeugt sind. Die andern Bezeichnungen sind wesentlich später entstanden, wie
Höhenkurven, Höhenlinien, Schichtlinien, Linien gleicher Höhe usw.
Ganz ausgestorben ist die Bezeichnung Isope den-Kurven, die im vertikalen Sinne
immer um eine gleiche Anzahl Füße voneinander abstehen. 4 Gang und gäbe ist der
Ausdruck Isohypsen-Kurven, deren Punkte sämtlich in gleicher Höhe liegen, ge
worden, nachdem Sonklar und Ziegler für dessen Verbreitung gesorgt hatten. Von
General J. J. Baeyer wurde Niveaukurven vorgeschlagen, E. Fischers 5 und meiner
Meinung nach der passendste, weil logischste Ausdruck, denn die Karten mit solchen
Linien umfassen meistens große Gebiete, wobei die doppelte Krümmung der Erd
oberfläche nicht unberücksichtigt bleiben darf, und es paßt der Ausdruck Niveau
dann besser als horizontal, auch verlaufen die Linien parallel zum Niveau des Wassers.
1 z. B. auf Catena del Ruwenzori. Schizzo eseguito sui rilievi della Spedizione di S. A. R. il
Duca degli Abruzzi. 1:30000. Bollettino della Società Geografica Italiana. Febr. 1907.
2 In der 27. Lieferung der Ausg. von Stielers Handatlas, Gotha 1864.
3 A. Petermann: Die Spezialtopographie des Seebodens um Nordwesteuropa. P. M. 1864,
S. 18. Hier hebt Petermann auch hervor, daß diese Punktiermanier für den Stecher eine höchst mühe
volle und langwierige Arbeit bot.
4 Das „Isopeden-Relief“ von Lößl; s. E. Hammer: Über die Bestrebungen der neuem Landes
topographie. P. M. 1907, S. 99.
5 E. Fischer: Über äquidistante Niveaukurven. Aarau 1869, S. 6.