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Die See- und Meerkarte.
.T. Murray und E. Philippi stützt sich die.Bodenbeschaffenheitskarte des Atlantischen
Ozeans von G. Schott. 1 Durch Flächenkolorit werden nicht bloß die verschiedenen
biogenen Schlammboden unterschieden, sondern auch die des terrigenen Schlamms.
Immerhin bleiben die Karten in ihren kleinen Maßstäben nur grobe Übersichtskarten.
Karten großem Maßstabs mit größerer Spezialisierung der Böden, insbesondere
auch der terrigenen, müßten für die gesamten Ozeane entworfen werden. Sie hätten
zu veranschaulichen, wie weit die Schlammassen von Sinkstoffen der großen Flüsse,
von litoralen Abbröckelungen, von Gerollen durch Eistransport bedingt sind.
Echt biologische Karten sind die des Planktons. Auch die Schwierigkeit,
die die Planktonvolumina durch temporären, qualitativen und quantitativen Wechsel
zeigen, wäre kartographisch zu beheben. Bis jetzt blicken wir nur auf kartographische
Ansätze kleinerer Gebiete, wie des nördlichen Atlantischen Ozeans, woselbst die
Kärtchen von Johan Hjort uns die Verbreitungsgebiete der Planktonformen
Ceratium tripos, Ceratium longipes und Ceratium articum vorführen. 1 2 Karten für
das große Ganze der Ozeane fehlen. Weiterhin Karten, die beispielsweise das Ver
ständnis der Zusammenhänge der Tiefseefauna arktischer und antarktischer Gebiete
fördern. Übersichtsskizzen sind nur für den Augenblick geboren. Die karto
graphische Darstellung der ozeanographischen Lebewelt in ihren geographischen
Lebensgemeinschaften oder in den verschiedenen charakteristischen Tiefenschichten
wird wohl noch auf lange Zeit hinaus mehr Wunsch als Erfüllung sein.
Die Bezirke und Grenzen der ozeanischen Lebewesen verlangen eine weit detail
liertere Darstellung als wie sie uns in den allgemeinen biologischen, tier- und pflanzen
geographischen Übersichtskarten der Erde entgegentritt. Einen Versuch in dieser
Richtung erblicken wir z. B. in G. Schotts Karte zur Verbreitung der Vögel im At
lantischen Ozean 3 , worauf durch verschiedene Linien die Polar- und Äquatorialgrenzen
des Albatroß, die Äquatorialgrenze der Eiderente, der Alken, der Pinguine usw. ge
zeichnet ist. Mit Namen bloß ein Ausbreitungsgebiet anzudeuten, gilt im allgemeinen
als unkartographisch. Farbige Grenze und Flächenkolorit hätten die Schottsehe
Karte wirkungsvoller und kartologischer gestaltet. Man wird gut tun, bei all
diesen und ähnlichen Karten soviel wie möglich zu spezialisieren; so wären auf einer
Karte nur die Verbreitungsgebiete der Robben darzustellen, auf der andern die Ver
breitung wichtiger Fischarten usw. Auch die Schottsche Karte der Fische, riffbauenden
Korallen, des Sargassums und Seetangs 4 hat nicht an kartographischer Wärme ge
wonnen und fällt in dieselbe Kategorie von Karten bzw. Kartenstenogrammen wie
die zur Verbreitung der Vögel.
41. Die Fischereikartell. Übersichtskärtchen über die Hauptseefischereigebiete
der Erde gibt .es in hinreichender Menge. Zumeist prangen sie als kleine willkommene
Beigaben zu irgendeinem Lehrbuch 5 oder sind als Spezialkarten für ein Sondermeer
gebiet einer Zeitschrift oder den Annalen eines Seefischereivereins beigeheftet. Etwas
besonders Bemerkenswertes und Originelles ist kaum zu verzeichnen, bis auf den
Atlas von 0. T. Olsen, auf den wir gleich noch zu sprechen kommen.
1 G. Schott, a. a. O., T. VI.
2 J. Hjort: Ergebnisse der ersten norwegischen „Michael Sars“-Expedition, im Sommer 1900.
P. M. 1901, T. 7.
3 G. Schott, a. a. U., T. XXV.
4 G. Schott, a. a. O., T. XXVI.
s z. ß. M. Eckert: Leitfaden der Handelsgeographie. 3. Aufl. Leipzig 1911, Karte S. 23.