Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
III. Die geologischen Karten und Verwandte. 
109. w esen und Aufgaben der geologischen Karte. Die Karte haben wir als 
(las Planbild der Erde oder eines großem oder kleinern Teils der Erdoberfläche de 
finiert. 1 Die geologische Karte ist dasselbe, nur daß sie außerdem noch die Genesis 
des Geländebildes gibt. Sie gewährt dem Sachverständigen einen Einblick in das 
erdgeschichtliche Werden des im Kartenrahmen dargestellten Erdgebietes. Kurz 
können wir sagen: Die geologische Karte ist die in das Planbild umgesetzte Geschichte 
der Erdoberfläche. Damit ist nicht bloß ihr Wesen, sondern auch ein Teil ihrer Auf 
gabe gekennzeichnet. Der Geologe denkt bei der geologischen Karte zunächst weniger 
an die Genesis, ihm ist sie die Darstellung der am Aufbau der Erdoberfläche beteiligten 
Schichten auf topographischer Kartenunterlage. 1 2 Darum erblickt er ihre Haupt 
aufgabe darin, die geologischen Grenzen der einzelnen Schichten, die an den 
verschiedenen Stellen der Erdoberfläche zutage treten, klar und deutlich zu zeigen. 
Und diese Grenzlinien aufzusuchen und kartographisch festzulegen ist zugleich seine 
vornehmste Aufgabe. 
Die geologische Karte wird von drei Gesichtspunkten aus betrachtet: sie ist 
eine stratigraphische und gibt als solche die Geschichte des Bodens; sie ist eine agro 
nomische und zeigt, was auf ihm wächst, gewachsen ist und wachsen kann als Pflanze, 
Tier und Mensch; sie ist eine bergmännische und zeigt, was in ihm liegt. Zur Er 
füllung der Aufgaben, die aus dieser Betrachtung erwachsen, darf mit bildlicher und 
schriftlicher Erläuterung nicht gekargt werden. Die Profil- und Reliefdarstellung 
wird ohne weiteres unterstützen helfen. 
Nicht immer war die geologische Karte das, was wir heute unter ihr verstehen. 
In ihren ersten Anfängen war sie eine mineralogisch-petrographische Dar 
stellung, die alle möglichen Gesteine verzeichnete und sogar deren Varietäten unter 
schied. Auf Gleichartigkeit oder Ungleichartigkeit, auf Gleichzeitigkeit oder P'n- 
gleichzeitigkeit wurde keine Rücksicht genommen. Aus der petrographischen Karte, 
wie sie — die heute noch nicht ganz ausgeklungen ist 3 — in alter Zeit selbst so ge 
nannt wurde, entwickelte sich die geognostische. Die Geognosie oder Chthono- 
graphie war ein Teil der Geologie. Diese faßte man früher als die Wissenschaft von 
der Natur unsers Planeten und seiner verschiedenen Glieder mit Ausnahme der auf 
ihm lebenden organischen Welt auf; die Geognosie selbst hatte es mit der wissenschaft 
lichen Darstellung der Form-, Massen-, Struktur- und Architektur Verhältnisse der 
festen Erdkruste zu tun. Desgleichen wurden Resultate der Veränderung der Erd 
oberfläche, die auf endogene und exogene Kräfte zurückführen, berücksichtigt. Das 
war im großen ganzen das, was man zu den Zeiten C. F. Naumanns in Freiberg unter 
Geognosie verstand. Die geognostischen Karten zeigten die Gesteine möglichst 
nach der Art und der Zeit ihrer Entstehung, aber auch nach der Art ihrer Zusammen 
setzung. Nicht ganz rein waren damals schon die unterscheidenden Merkmale zwischen 
geognostischer und geologischer Karte. Diese hatte nach B. Cotta die einzelnen 
Gesteinsbildungen wesentlich nur nach der Zeit oder der Art ihrer Entstehung und 
1 M. Eckert: Die Kartenwissenschaft. I. ¡S. 53. 
2 K. Keilhaek: Einführg. i. d. Verständnis der genlog.-agronomischen Spezialkarten des 
norddeutschen Flachlandes. Berlin 1901, S. 54. 
3 Vgl. C. Schmidt: Erläuterungen zur K. der Fundorte von mineral. Rohstoffen in d. Schweiz. 
1 : 500000 (mit rund 600 Fundstellen). Bern 1917.
	        
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