§ 229. Die zur Schwarzseher! Fläche konjugierte Minimalfläche. 417
§ 229. Die zur Schwarzseher! Fläche konjugierte Minimalfläche.
Hinsichtlich der konjugierten Fläche, die Schwarz ebenfalls unter
sucht hat, bemerken wir kurz, daß auch sie bemerkenswerte Eigenschaften
besitzt, die denjenigen der in den vorangehenden Paragraphen behan
delten Fläche ganz analog sind 1 ). Insbesondere werden wir sehen,
daß auch diese neue Minimalfläche S' in unendlich viele kongruente
krumme Vierecke mit geradliniger Begrenzung zerfällt und daß in jedem
endlichen Gebiet des Raumes nur eine endliche Zahl solcher Vierecke
liegt. Betrachten wir auf der ursprünglichen Fläche S zwei von den
krummen Vierecken, die längs einer Kante AB Zusammenstößen, so
begrenzen die vier Symmetrieebenen der beiden Vierecke auf dem von
ihnen gebildeten Sechseck ein neues Viereck, dessen Seiten gleichlange
Bogen ebener geodätischer Linien sind und dessen Winkel in zwei
Gegenecken je 60°, in den beiden anderen je 90° betragen. Nun geht
auf der konjugierten Fläche S' dieses Viereck in ein solches mit gerad
liniger Begrenzung über. Daher liegen auf der Minimalfläche S'
unendlich viele krumme Vierecke mit geradliniger Begren
zung, deren Seiten gleiche Länge haben und deren Winkel
in zwei Gegenecken je 60° und in den beiden anderen je 90°
betragen 2 ).
Hiervon ausgehend können wir, ganz analog wie in den vorauf
gehenden Paragraphen, diejenige Bewegungsgruppe bestimmen, welche
die Fläche S' immer wieder hervorbringt, und also die analytische
Fortsetzung jedes krummen Vierecks von S' untersuchen.
Es sei AB CD ein solches Viereck, dessen Winkel bei A und C
je 60°, bei B und D je 90° betragen; wir wollen dann die Seiten AB,
BC, CD, DA mit 1, 2, 3, 4 und die Spiegelungen an diesen Seiten
bezüglich mit S 1} S 2 , S 3 , $ 4 bezeichnen.
Durch Kombination dieser Elementarbewegungen können wir von
diesem Viereck zu jedem anderen auf der Fläche gelangen. Wollen
wir also die Elementaroperationen der Gruppe G, welche die Fläche
ungeändert läßt, erhalten, so brauchen wir zu den vorhin genannten
Bewegungen nur noch diejenigen hinzuzufügen, welche das Viereck
AB CD ungeändert lassen.
1) Ihre Gleichungen ergeben sich aus den Formeln (8), S. 403, wenn von den
Integralen rechts statt der reellen Teile die Koeffizienten der imaginären Teile
genommen werden.
2) Um ein solches Viereck zu erhalten, braucht man nur zwei Seitenflächen
eines regelmäßigen Oktaeders, die längs einer Kante aneinanderstoßen, zusammen
zunehmen und die gemeinschaftliche Kante wegzudenken.
Bianchi, Differentialgeometrie. 2. Aufl.
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