Topographie des Planetensystems der Sonne. j[gj
Berlin wird erst am 19. August 1887 eine totale Sonnenfin-
sterniss sehen, Paris erblickt im ganzen 19 Jahrhundert keine
derselben.
Als ich mich am 28. Juli 1851 zur Beobachtung der to
talen Sonnenfinsterniss nach Brest - Litowsk begehen hatte,
war mein besonderes Augenmerk auf die Thier- und Pflan
zenwelt gerichtet, da der völlig trübe, regnerische Himmel
jede eigentlich astronomische Beobachtung vereitelte. Fast
alle Thiere, nur die Pferde nicht, zeigten während der totalen
Finsterniss und meistens schon */ 4 Stunde vor derselben, eine
merkliche Unruhe. Gänse und Enten fielen in festen Schlaf;
Hühner suchten gleichfalls in grosser Eile ihre Schlafstellen;
kleinere Yögel warfen sich zur Erde und ermunterten sich
erst beim Wiederanbrechen des Tageslichts; die Auerochsen
des Bialowlczer Waldes (die einzigen auf der Erde noch
übrigen) wurden unruhig, verbargen sich schnell im Dickicht
und stiessen ein ihnen eigenthümliches Geschrei aus, was sie
sonst nur sehr selten hören lassen. Einige Pflanzen (wie
Mimosa pudica, Acacia lophanta, Convolvulus) falteten ihre
Blätter und Blumen; Bellis perennis senkte sich mit umge
bogenem Stiele zur Erde und erhob sich schnell wieder, als es
hell ward; mehrere andere sonst in der Nacht gechslossene
Blumen blieben geöffnet.
Der lähmende Schreck, welcher die Thierwelt ergreift,
kann also nicht vom Anblick des Phänomens herrühren,
denn dieser ging hier völlig verloren.
Günstiger gestaltete sich die Totalfinsterniss im Jahre 1860,
welche ich im nördlichen Spanien (Yitoria) beobachtete.
§. 106.
Die ringförmigen Sonnenfinsternisse entstehen, wenn
der scheinbare Mondhalbmesser kleiner als der der Sonne
ist, an denjenigen Orten, die von der verlängert gedachten
Axe des Mondschattens getroffen werden, und in ihrer näch
sten Umgebung, Die Erscheinungen bei einer solchen sind
in manchen Beziehungen denen ähnlich, die man bei totalen
bemerkt. Beim Yorrücken des Mondes auf der Sonnenscheibe
zieht sich letztere immer mehr zur Sichel zusammen, die aber
mehr als den Halbkreis umfasst und deren feine Spitzen
sich gegen einander neigen. Die Sichel wird schmaler, die
Spitzen rücken immer näher und springen zuletzt plötzlich
zusammen. Da der Mondrand Berge und Thäler zeigt, so
werden häufig in der Lücke zwischen beiden Spitzen, unmittel-