184
Sechster Abschnitt.
sung auf die Kugelform der Erde zu schliessen. Allein eine
scharfe Begrenzung, wie Sonnenfinsternisse sie darbieten, ver
misst man; der Anfang und das Ende können für den Beobach
ter auf eine oder einige Minuten ungewiss bleiben und eben
so die Ein- und Austritte der einzelnen Mondflecke. Zuweilen
treten günstigere Umstände ein: so vermochte ich am 26. De-
cember 1833 bei einer totalen Mondfinsterniss die Eintritte
bis auf 10" etwa zu bestimmen, wenigstens bei denjenigen
Flecken, welche nahezu durch die Mitte des Schattens gingen.
Der Schatten zeigt sich anfangs von grauer Farbe, und die
Flecken des Mondes, hellere wie dunklere, verschwinden. Gleich
wohl ist in diesem Grau ein röthlicher Schimmer nicht zu ver
kennen, zumal wenn man im Fernrohre den noch erleuchteten
Theil des Mondes aus dem Gesichtsfelde entfernt. Je mehr
der Schatten auf dem Monde Baum gewinnt, desto mehr geht
dieses Grau in Eoth über, und die anfangs verschwundenen
Flecke fangen an wieder sichtbar zu werden. Wenn die totale
Finsterniss herannaht, so zeigt sich schon überall Both, nur
nach der Seite des letzten Lichtes zu bemerkt man ein Grau
blau.
Ist endlich der letzte Strahl der Sonne verschwunden, so
nimmt das Both die ganze Mondscheibe ein: alle Flecke, auch
die kleinsten, zeigen sich in zarter, gleichsam rosenfarbener
Beleuchtung: nur um das Centrum des Schattens herum lagert
sich dunkele Nacht (der sogenannte Kernschatten), in der man
grosse Mühe hat, noch einiges zu erkennen. Zuweilen trifft
dieser Kernschatten den Mond gar nicht, und dann zeigen sich
nur diejenigen Theile, die nach der Seite des Schattencentrums
hin liegen, etwas trüber als die andern. Weitere Veränderun
gen werden während der totalen Finsterniss nicht bemerkt.
Bricht endlich an der Ostseite der erste Sonnenstrahl
wieder hervor (ein herrlicher Anblick!), so zeigen sich die vor
hin beschriebenen Phänomene in umgekehrter Ordnung, Bei
totalen Mondfinsternissen kommen gewöhnlich die gerade an
der Ostseite liegenden Spitzendes hohen Randgebirges d’Alembert
zuerst an die Reihe. Ein zartes blaues Licht zeigt sich auf
diesen Hochgipfeln und verbreitet sich von ihnen in die um
liegenden Thäler: man ist geneigt, es schon für direktes Son
nenlicht zu halten und das Ende der totalen Finsterniss zu
notiren, überzeugt sich aber 2 bis 3 Minuten später, dass man
sich getäuscht habe.
Den hier beschriebenen Verlauf kann man als den nor
malen betrachten, wie er hei günstigem Luftzustande sowohl
derjenigen Gegenden, wo man die Beobachtung macht, als auch