Die Doppelsterne.
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um auch den noch so wenig durchforschten südlichen Himmel
in dieser Beziehung zu beobachten. Die bis jetzt bekannt
gewordenen Resultate dieser wichtigen Untersuchung sind hin
reichend, um zu zeigen, welchen Reichthum und welche Man
nigfaltigkeit der südliche Himmel auch in dieser Beziehung
darbietet.
Gleichzeitig hat Dawes in England, mit grossen kraftvollen
Werkzeugen versehen, mehrere, namentlich die schwierigeren
Doppelsterne, der Richtung und Entfernung nach, gemessen,
und seinem Beispiele sind Miller, Bleicher, Smyth, Jacob, Powell
Dembowski und andere gefolgt.
Die bisher genannten grösseren Arbeiten gingen von Beob
achtern aus, welche sich ausschliesslich denjenigen Aufgaben
der sogenannten physischen Astronomie, hei denen es auf ge
naue Zeitbestimmung wenig oder gar nicht ankommt, gewidmet
hatten, während die eigentlichen festen Sternwarten mit andern
Untersuchungen, welche nicht ohne Meridianinstrumente aus
geführt werden können, vollauf beschäftigt, die Doppelsterne
gar nicht oder doch nur gelegentlich beobachtet hatten. Auch
diese Scheidewand ist jetzt, und gewiss zum grössten Vortheil
der Wissenschaft, gefallen. Die Sternwarten von Dorpat und
Königsberg sind die ersten, welche die Beobachtungen der zu
sammengesetzten Fixsterne nach einem regelmässigen Plane
verfolgten: ihnen haben sich in den neuesten Zeiten Berlin,
Leyden und Cincinnati angeschlossen. — Bessel in Königsberg
wandte zuerst das Heliometer zu diesen Beobachtungen
an. Das treffliche, in Ko. 189 der astronomischen Nachrichten
beschriebene Instrument ward im Octoher 1829 aufgestellt, und
seit dieser Zeit, mit einem alle Erwartungen üherbietenden
Erfolge, auch zur Beobachtung der Doppelsterne angewandt.
Das Princip des Heliometers, durch Verdoppelung der Bilder
zu messen, giebt ihm für Differentialheobachtungen einen ent
schiedenen Vorzug nicht nur vor Meridianinstrumenten und
Kreismikrometern, sondern hei Distanzmessungen seihst vor
dem Filarmikrometer, besonders was sehr schwache Sterne
betrifft, da es keiner Beleuchtung der Eäden oder des Feldes
bedarf, wie jenes. Insbesondere wählte Bessel, nach einer
Verabredung mit Struve, 38 der hellem und merkwürdigem
Doppesterne aus, um durch häufig wiederholte und nahe gleich
zeitige Beobachtungen der Distanz und Position die Kraft
der beiderseitigen Hülfsmittel und die üehereinstimmung ihrer
Resultate vergleichend zu prüfen. — Doch auch früher schon
hatte Bessel, hei Gelegenheit seiner Zonenheohachtungen,
diesen Gegenstand sorgfältig beachtet, und wir verdanken ihm