Fünfter Abschnitt,
Gesetze der Bewegung und Anwendung derselben.
§. 50.
Der wichtige Fortschritt, den die Astronomie durch Newton 1 s
grosse Entdeckung machte, ist um so bewundernswürdiger, als
ihm die frühere Zeit so gut als gar nicht vorgearbeitet hatte,
wenn man zwei grosse Geister ausnimmt — Copernicus und
Kepler. Ersterer hatte, wie wir gesehen haben, die scheinbaren
Bewegungen durch die wahren erklärt; der zweite stellte drei
Gesetze auf, nach denen die Bewegungen erfolgten, allein hlos
empirisch und ohne ihren innern Zusammenhang nachzuweisen.
Der Kraft, welche den Grund aller dieser Bewegungen enthält,
und aus der man folgerecht sie sämmtlich ableiten konnte,
konnte noch Niemand einen bestimmten Ausdruck gehen, und
am wenigsten kam es irgend einem der frühem Naturphiloso
phen in den Sinn, sie in einer so einfachen und allbekannten
Thatsache, im Falle der Körper, aufzusuchen. Und gleich
wohl ist es dieselbe Ursache, vermöge welcher das Hagelkorn
zur Erde fällt, und Sonnen um Sonnen laufen, und der von
Newton gegebene Ausdruck dieses Gesetzes ist der einfachste,
den man sich vorstellen kann.
Jeder Körper übtaufjeden andernKörper eine
anziehende Kraft aus, deren Quantität, d. h. die
Grösse ihrer jedesmaligen Wirkung, sich direct
verhält wie die Masse des anziehenden Körpers
und umgekehrt wie das Quadrat sei nesAhst an des.
Die Wirkung dieser Kraft ist hei einem ursprünglich ru
henden Körper der senkrechte Fall gegen das Centrum der
Anziehung; hei einem ursprünglich in Bewegung befind
lichen die Ablenkung von der geradlinigen Bichtung dieser
Bewegung nach der Seite des anziehenden Körpers hin. — Im
erstem Fall entsteht eine geradlinige sich stets beschleunigende
senkrechte Bewegung, im zweiten eine Curve, welche für ver
schiedene Verhältnisse der Kraft und der ursprünglichen Bewe
gung eine verschiedene Form erhalten kann, jedoch stets ein