128
Man weiß, daß durch die Formeln
cos. (a + b ) = cos. a . cos. b — sin. a . sin, b,
sin. ( a -¡- b ) = sin. a . cos. b -j- cos. a . sin. b
Sinus und Cosinus des Bogens a + b als Functionen der
Bogen a und b gegeben sind. Wollte man sich aber nicht die
Mühe geben, diese Formeln zu behalten, so gäbe es ein sehr
leichtes Mittel, sie wiederzufinden, so oft man ihrer bedarf.
Gesetzt nämlich, man multiplicirt die beiden symbolischen
Ausdrücke:
cos. a -f- /—1. sin. a,
cos. b -j- ]/—1 . sin, b
mit einander nach den bekannten Regeln für die algebraische
Multiplication und behandelt dabei j/^T wie eine reelle Größe,
deren Quadrat — 1 wäre; so wird das Product aus zwei
Theilen bestehen, von welchen der eine ganz reell ist, der an
dere dagegen den Factor ÿ—i hat. Der reelle Theil gibt als
dann den Werth von cos. (a-f-b), der Coefficient von
aber den Werth von sin. (a + b).
Man findet also
OOS. (a + b) -¡- j/—-1 . sin, (a —|— b)
— (cos. a + j/— 1 sin. a) (cos. b + j/—l sin. b).
Die drei Ausdrücke, welche diese Gleichung enthalt, nämlich
cos. a + i/—1 sin. a,
cos. b + j/dj sin. b,
cos. (a+b) + |/ZHi sin. (a-{-b)
sind drei symbolische Ausdrücke, welche, nach den allgemein an
genommenen Bezeichnungsarten in Worte übersetzt, gar keinen
Sinn haben. Man hat sie imaginäre Ausdrücke (unmögliche
Größen) genannt. Auch die Gleichung (2) selbst hat keinen
Sinn, wenn sie buchstäblich genommen wird. Sollen sich aus
ihr genaue Resultate ergeben, so muß zuvörderst ihr zweiter Theil
durch die algebraische Multiplication entwickelt werden, wodurch
sich die Gleichung in folgende verwandelt: