Es gibt unendliche Mengen.
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nennen, keineswegs aber ein bloßes Verhältnis derselben
zu unserem Erkenntnisvermögen, zu unserer Sinn
lichkeit sogar (ob wir Erfahrungen über sie einziehen
können oder nicht können) betreffen. Somit kann denn
die Frage, ob etwas endlich oder unendlich sei, gewiß
nicht davon abhängen, ob der in Rede stehende Gegen
stand eine Größe besitze, die wir noch wahrzunehmen (etwa
zu überschauen oder nicht zu überschauen) vermögen.
§ 13-
Sind wir nun mit uns einig geworden, welchen Begriff
wir mit dem Worte unendlich verbinden wollen, und
haben wir uns auch die Bestandteile, aus denen wir diesen
Begriff zusammensetzen, zu einem klaren Bewußtsein er
hoben: so ist die nächste Frage, ob er auch Gegen
ständlichkeit habe, d. h. ob es auch Dinge gebe, auf die
er sich anwenden läßt, Mengen, die wir in der erklärten
Bedeutung unendlich nennen dürfen? Und dieses wage
ich mit Entschiedenheit zu bejahen. Es gibt schon im
Reiche derjenigen Dinge, die keinen Anspruch auf
Wirklichkeit, ja nur auf Möglichkeit machen, un
streitig Mengen, die unendlich sind. Die Menge der
Sätze und Wahrheiten an sich ist, wie sich sehr leicht
einsehen läßt, unendlich; denn wenn wir irgendeine Wahr
heit, etwa den Satz, daß es Wahrheiten überhaupt gebe,
oder sonst jeden beliebigen, den ich durch A bezeichnen
will, betrachten: finden wir, daß der Satz, welchen die
Worte tf A ist wahr" ausdrücken, ein von A selbst ver
schiedener sei; denn dieser hat offenbar ein ganz anderes
Subjekt als jener. Sein Subjekt nämlich ist der ganze Satz
A selbst. Allein nach eben dem Gesetze, wie wir hier aus
dem Satze A diesen von ihm verschiedenen, den ich B
nennen will, ableiten, läßt sich aus B wieder ein dritter
Satz C ableiten, und so ohne Ende fort. Der Inbegriff all
dieser Sätze, deren jeder folgende zu dem nächst vorher
gehenden in dem nur eben angegebenen Verhältnisse steht,,