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Die Grenzen von Mensch und Automat in der Photogrammetrie
Von Kurt Schwidefsky, Karlsruhe
Als Manuskript gedruckt! DK 526.918.002.56/.002.2
Eingang: 27. 11. 1963
Um die Leistungsgrenzen des Menschen und automatischer Systeme in Vermessungstechnik und
Photogrammetrie abschätzen zu können, werden zuerst folgende elementaren Funktionen unter
sucht, hinsichtlich deren Mensch und Automat miteinander konkurrieren müssen: optische
Beobachtungen einschließlich des Erkennens von Zeichen und des stereoskopischen Sehens;
Gedächtnisleistungen; das Ziehen logischer Schlüsse; das Lernen aus Erfahrung und anderen
Quellen; schließlich Abstraktionsleistungen. Die variablen Grenzen der in rascher Entwicklung
befindlichen Automaten werden den konstanten Grenzen des Menschen in Zahlenabschätzungen
gegenübergestellt. Schließlich werden, nach steigenden Leistungen geordnet, fünf Stufen von
Automaten genannt, mit denen sich eine große Anzahl von Aufgaben lösen lassen, mul es wird der
Grad ihrer Verwirklichung festgestellt.
Aus dem Zeitalter barocker Spieluhren und künstlicher
Tiere ist uns die Freude des Menschen an der Nachahmung
und Nachschöpfung lebender Wesen und vor allem des
Menschen selbst überkommen. Sicherlich wurzelt dieser
Spieltrieb in tiefen Schichten des Menschlichen, und daher
werden manche unbewußten Reste davon in den
modernen Automaten lebendig. Diese modernen Auto
maten entstammen dem Zweckdenken des Ingenieurs.
Trotz des raschen Bevölkerungszuwachses fehlt es in allen
hochindustrialisierten Ländern der westlichen Welt an
menschlicher Arbeitskraft. Die Automaten, vor 300 Jah
ren Spielzeuge an Fürstenhöfen, werden zu Partnern dos
Menschen im Arbeitsleben. Ihre Probleme beschäftigen
täglich größer werdende Heere von Ingenieuren und Kon
strukteuren, aber auch Betriebswirte und Soziologen, ja
selbst Pädagogen und Philosophen. Sie sind längst Gegen
stand weltanschaulicher Auseinandersetzungen gewor
den.
Aus dieser großen und sehr komplexen Problematik be
handeln wir im folgenden einen kleinen Ausschnitt. Wir