Kommission VI:
Unterricht, Terminologie, Wörterbuch, Bibliographie, Geschichte
Berichterstatter: Prof. Dr. R. Burkhardt, Berlin
(Vgl. auch das Sonderheft 1/1953 der Allgemeinen Vermessungsnachrichten, S. 50 bis 53,
mit dem Bericht der Kommission \ I vom letzten Kongreß in Washington im September 1952.)
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Die Hauptsorge der Kommission VI gilt den Ausbildungsmöglichkeiten auf dem Gebiete
der Photogrammetrie.
Im Sommer 1955 haben die deutschen Ausbildungsstätten ihr Lehrprogramm und den
Umfang ihrer instrumenteilen Ausrüstung mitgeteilt, zum Jahresende wurde von ihnen ein
hier Ende November 1955 eingegangener internationaler Fragebogen beantwortet. Unser Be
richt stützt sich vorwiegend auf diese Angaben. Eine Übersicht zeigt zunächst das Lehr
programm für 1955.
Da noch erwartet werden darf, daß sich der Umfang des Instrumentariums erheblich ver
größern wird, sei hier auf eine entsprechende Übersicht verzichtet. Bekanntlich hatten fast
alle Hochschulen nach Kriegsende ihre wertvollen photogrammetrischen Geräte verloren.
Seither wurden der Beseitigung dieses empfindlichsten Mangels für den Unterricht die größten
Anstrengungen gewidmet. Hier sind vor allem die sehr erheblichen Beihilfen von seiten der
Deutschen Forschungsgemeinschaft hervorzuheben, die es ermöglichten, die Hochschul-
institute in bemerkenswertem Umfange instrumenteil wieder einzurichten, meist mit den
neuesten Modellen der deutschen Geräte. Die Studienpläne der deutschen Hochschulen
sind in sehr langer Entwicklung entstanden, wobei stets von neuem die günstigste Verteilung
der einzelnen Fächer angestrebt wurde und wird, um einerseits eine nützliche Vielfalt zu
bringen, den Studierenden aber andererseits keine Überlastung aufzubürden. So wird es auch
vermieden, das Studium auf Kosten der Grundlagen- und Ergänzungsfächer unzuträglich
einseitig zu gestalten.
Ein auf die Photogrammetrie beschränktes Spezialstudium wird daher von allen deutschen
Kollegen abgelehnt. Vielmehr gehört die Photogrammetrie in den Rahmen eines allgemeinen
Studiums des Vermessungswesens, womit auch in befriedigender Weise die Verfahren der
geodätischen Unterlagenbeschaffung vermittelt werden.
Aber auch in anderen Fachrichtungen, z. B. im Lehr- und Prüfungsplan der Bauingenieure,
Markscheider, Architekten, ist die Photogrammetrie an verschiedenen Hochschulen enthalten.
Das Hochschulstudium hat nach altbewährtem Grundsatz seinen Schwerpunkt in den theo
retischen Grundlagen und ist auf engen Anschluß an die Praxis bedacht; es hat seine Grenze
dort, wo die reine Fertigkeit beginnt. Die Ausbildung darin obliegt der nachfolgenden Praxis;
Regeln hierfür lassen sich kaum aufstellen. Dem Dozenten ist nach dem Grundsatz „Freiheit
der Forschung und Lehre“ ein gesunder Spielraum für seine Entfaltung gegeben. Er hat nicht
nur entscheidenden Einfluß auf die Unterrichtsgestaltung, sondern auch auf die Forschungs
arbeiten seines Instituts. Diese gelten als unerläßlich für eine Ergänzung und Befruchtung der
Lehre. Wie wir den Berichten der anderen Kommissionen entnehmen dürfen, haben solche
Forschungsarbeiten heute wieder einen erfreulichen Umfang angenommen, sie sorgen für den
notwendigen Kontakt mit der fortschreitenden Entwicklung. Den Hauptanteil an der Auf
bringung der notwendigen Mittel hat hier die Deutsche Forschungsgemeinschaft; auch haben
sich interessierte staatliche Stellen beteiligt. An den Forschungsarbeiten selbst haben
Diplomanden, Doktoranden und Habilitanden stark teilgenommen. Das Vermessungsstudium
schließt mit der Diplomhauptprüfung ab, wobei die Photogrammetrie als ein Hauptfach ge
wertet wird. In die Berichtszeit fallen zahlreiche Promotionen, sowie auch Habilitationen auf
Grund von Arbeiten auf dem Gebiet der Photogrammetrie.