photogrammetrischen Platten in besonders schwierigen Fällen vorgesehen werden müssen.
Auch die lückenlose Erfassung des Arbeitsgeländes durch zweckmäßige Anlage der Stand-
linien ist ein Problem, dessen Lösung geschickte Ausnützung aller irgendwie gegebenen topo-
graphischen Möglichkeiten und oft letzten Einsatz aller physischen und psychischen Kräfte
erfordert. Im Laufe der sich so ergebenden Feldarbeiten kommt der Aufnehmende in engste
Berührung mit dem Gelände, er lernt es an allen typischen Stellen kennen, gewinnt einen
tiefen Einblick in die Zusammenhänge der Landschaft und die Möglichkeit zu einer gründ-
lichen Interpretation der in den photogrammetrischen Bildern festgehaltenen Gegebenheiten.
Dies kommt ihm bei der späteren Auswertung am stereoskopischen Gerät sehr zugute. Von
großem Nutzen ist ferner die vorhin. erwähnte intensive und befruchtende Zusammenarbeit
mit den anderen an der Expedition beteiligten Wissenschaftlern, die ihrerseits auch Wert auf
eine gute inhaltsreiche Auswertung und hochstehende Gestaltung des kartographischen Er-
gebnisses legen.
In vergangener Zeit wurde die Photogrammetrie in solcher Weise unter anderem 1913 durch
W. Deimler in Westturkestan?), durch C. Troll 1927 in der Cordillera Real in Bolivien?), durch
den Verfasser bei der Alai Pamir Expedition 1928 in Nordwest-Pamir) eingesetzt, 1931 durch
K. Wien bei der Expedition von Paul Bauer zum Kanchendzónga (Himalaya), 1934 durch
den Verfasser bei der Erforschung des Nanga Parbat Massivs (Himalaya)*), 1932, 1936 und
1939 unter der Leitung von Ph. Borchers und H. Kinzl bei der Erforschung der Cordillera
Blanca und Cordillere von Huayhuash?).
Daß es sich hierbei um sehr lebendige und erfolgreiche Arbeitsmethoden von grundsätzlicher
Bedeutung handelt, zeigen eine Reihe neuerer Arbeiten, die seit dem letzten Kongreß 1952
durchgeführt wurden und hier kurz aufgezählt werden sollen.
1. Unternehmen am Mount Rainier, 4400 m, in den nordwestlichen USA, von W. Hofmann,
München, zur Erforschung des im Vorstoß begriffenen Nisquallygletschers und seines Tal-
gebiets (1952). Der Nisquallygletscher ist ein Repräsentant der zahlreichen Vulkangletscher
nicht nur am Mount Rainier, sondern im ganzen Staat Washington. Die photogrammetrische
Aufnahme und Bearbeitung der Karte 1 : 25000 bildet Mittel- und Ausgangspunkt morpholo-
gischer Untersuchungen zum Studium der Moränen, der Vegetation in allen Höhenzonen und
Expositionen, des Gletschers selbst und der meteorologischen den Gletschervorstoß verur-
sachenden Faktoren. Eine größere Sammelveröffentlichung amerikanischer und deutscher
Wissenschaftler hält die erzielten Ergebnisse fest. Eine Fortsetzung der photogrammetrischen
Aufnahme auf das ganze Gebiet des Nationalparks am Mount Rainier ist für 1956 vorge-
sehen [1].
2. Expedition zur Erforschung des Hunza-Karakorum in Pakistan. Wissenschaftliche Lei-
tung von W. Pillewizer im Rahmen der Deutsch-Üsterreichischen Himalaya-Karakorum-Ex-
pedition 1954 von Rebitsch. Der Karakorum ist das wohl wildeste Gebirge der Erde, das ge-
waltige Gletscher birgt und geologisch ein Schlüsselpunkt für den Gebirgsbau Asiens ist. Die
photogrammetrische Aufnahme wurde durch K. Heckler t und Dr. W. Pillewizer durchge-
führt, letzterer hat auch umfangreiche Spezialmessungen glaziologischer Art mittels Photo-
grammetrie vorgenommen. Die geologischen Forschungen lagen in der Hand von H. J. Schnei-
der, die vegetationskundlichen in der von K. H. Paffen, Bonn. Das Arbeitsgebiet umfaft
?) O. v. Gruber: Topographische Ergebnisse der Pamir-Expedition des D. u. Ó. Alpenvereins. Intern. Archiv für
Photogrammetrie, VI. Band 1923.
3) C. Troll und R. Finsterwalder: Zu der Karte des Talkessels von La Paz und der Cordillera Real. Petermanns
Mitteilungen 1935.
4) R. Finsterwalder: Geodátische, topographische und glaziologische Ergebnisse der Alai-Pamir-Expedition
1928. Verlag D. Reimer, Berlin 1932. 2 Bànde.
5) In Paul Bauer: Kampf um den Kantsch: R. Finsterwalder und K. Wien. Zur Karte des Zemugletschers.
Verlag Knorr u. Hirth, Miinchen 1932.
6) Deutsche Himalaya-Expedition 1934 zum Nanga Parbat. Deutsche Forschung, Neue Folge, Heft 2. Verlag
Siegismund, Berlin 1938.
7) Ph. Borchers: Die WeiBe Kordillere, Berlin 1935. — H. Kinzl, E. Schneider und F. Ebster: Die Karte der
Kordillere von Huayhuash. Zeitschr. d. Ges. f. Erdkunde Berlin 1942, Nr. 1/2. — H. Kinzl: Die Vergletscherung
der Südhálfte der Cordillera Blanca. Zeitschr. f. Gletscherkunde 1949, Bd. I/1
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