10 bis 30 Proz. kieselsaurer Tonerde, so bezeichnet man den Kalk als hydrau-
lischen oder Wasserkalk und als Zement, wenn der Gehalt an kieselsaurer
Tonerde bis 50 Proz. steigt. Jeder Wasserkalk und jeder Zement ist mithin stets
ein magerer Kalk, es besitzt aber nicht jeder magere Kalk hydraulische Eigenschaften.
Fetter Kalk und nicht-hydraulischer Kalk erhürten nur an der Luft und
brauchen zu dieser Erhärtung grössere Zeiträume, da sie die Kohlensäure nur
langsam aus der Luft entnehmen und sich mit dieser wieder zu festem kohlen-
saurem Caleiumoxyd verbinden.
Hydrauliseher Kalk (Wasserkalk und Zement) erhürten sowohl. an der Luft
wie unter Wasser, indem sie in eine Kalk-Kiesel-Ton-Verbindung übergehen.
Um Átzkalk zum Mórtel verwenden zu kónnen, muss er mit Wasser ge-
löscht, also in Caleiumhydrat umgewandelt werden. Fetter Kalk erhitzt sich beim
Lóschen sehr stark, magerer Kalk um so weniger, je grósser die Menge der nicht
kalkigen Bestandteile ist. Ubersteigen diese Beimengungen 50 Proz. (wie beim
Zement), so ist eine Temperaturerhóhung überhaupt nicht mehr zu beobachten.
Je geringer die Erhitzung des mageren Kalkes beim Lóschen ist, um so
weniger Wasser darf ihm zugesetzt werden und es muss die Wassermenge so be-
messen werden, dass der Kalk zu trockenem Pulver zerfillt. Ist der Wasserzusatz
ein grosserer, so versumpft der Kalk und ist zur Môrtelbereitung unbrauchbar
geworden, da er zu schnell erhártet und zwar um so schneller, je hydraulischer
er ist. Zement darf deswegen überhaupt nicht gelóscht werden, er muss vielmehr
als trockenes, gemahlenes Pulver unmittelbar vor dem Gebrauche mit Wasser und
Sand vermischt werden, da schon die geringste Wassermenge ihn in kürzester Zeit
zur Erhürtung (zum Abbinden) bringt.
Ungelóschter wie gelóschter Kalk wird nach ebm — 10 hl = 1000 1 berechnet.
Weisskalk wird entweder in gebranntem Zustande angeliefert und von Arbei.
tern des Bauherrn oder Unternehmers auf der Baustelle gelöscht und in Gruben
eingesumpft, oder er wird gelöscht verdungen. Das letztere Verfahren ist das vor-
teilhaftere, da der Lieferant das Einlöschen und Einsumpfen, die Herstellung der
Gruben, die Erhaltung der Geräte und die Beschaffung des nötigen Wassers auf
seine Kosten zu beschaffen hat. Die Abnahme der Lieferungen geschieht, wenn
der Weisskalk lufttrocken geworden ist, nachdem also das Wasser auf der Ober-
flüche verschwunden ist und sich etwa 3 mm breite Trockenrisse zeigen.
Zu gewöhnlichen Maurerarbeiten kann Weisskalk verwendet werden, sobald
er in den Gruben den lufttrockenen Zustand angenommen hat; zu Putzarbeiten
erscheint er erst dann verwendbar, wenn er so lange in den Gruben gelagert hat
(2 bis 3 Wochen), bis alle ungelóschten Kalkteilchen sich aufgelóst haben, da sich
sonst im Putz Blasen bilden.
In Berlin ist es heute fast allgemein üblich, den fertigen Mörtel von den
„Mörtelwerken‘‘ nach der Baustelle zu beziehen. Es hat dies den Vorzug, dass
die Mörtelmaschinen die Materialien (Kalk und Sand) besser miteinander verbinden,
als dies bei Handarbeit zu erreichen ist und dass die Arbeit des Maurers nicht
unwesentlich erleichtert wird.
In den Kostenanschlägen nimmt man für die Mörtelbereitung das Verhältnis
von Kalk zu Sand für Ziegelmauerwerk wie 1:2 an. Diese 300 ] Kalk und Sand
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