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stimmbaren Tier beigesellt worden, das wir als einen Drachen, Fen⸗
riswolf, als Nacht und Finsternis ansehen können, in deren Bereich
die Sonne gesunken ist.
An der Südseite der Kirche ist noch ein Flachrelief, das einen Ha hn
darstellt Darüber hat Dr. J. For derer in der „Tübinger Chronik“
(Nr. 48, vom 27. 2. 1937) eine einleuchtende, endgültige Erklärung ge—
geben: das Bild des Hahnes bezieht sich auf eine wunderbare Begeben⸗
heit, die in der Legende des heiligen Apostels Jakobus erzählt und im
Volkslied sowohl, als in der bildenden Kunst des ausgehenden Mit—
telalters noch um 1500, festgehalten wird, wie Forderer nachweist.
Das Vortragekreuz. Ein Kunsthistoriker, der ohne besondere
Kenntnisse in Religions⸗- u. Kulturgeschichte so nebenbei auch romanische
Bilderrätsel löst, hat den bequemen Satz aufgestellt: „Was nicht christ⸗
lich erklärt werden kann, muß als heidnisch angesehen werden“. Zahl⸗
los sind die Beispiele von Darstellungen, die der mannigfaltigen Schöp⸗
fung, der Welt- und Völkerkunde, dem damaligen Wissen von Tieren
und dämonischen Wesen entnommien sind. Wie oft sind die Himmels⸗
richtungen, Winde, Elemente, Jahreszeiten, Monatsarbeiten, Zeichen
des Tierkreises, Vorstellungen aus Sage und Mythologie bildlich dar—
gestellt worden, nicht, um sie „anzuprangern“, sondern aus Freude
hdaran. Aber eine Grundidee beherrscht die Ausschmückung des Kirchen—
gebäudes: Drinnen das Gnadenreich, draußen die alltägliche, ablen—
lkende Welt. Alles Irdische war dem Mittelalter nur ein Gleichnis des
übernatürlichen. Auch die an der Spitalkirche Tübingen eingesetzten
Steinbilder werden zusammengefaßt durch einen Grundgedanken, den
das an der Ostseite des Chors über dem Gesimse angebrachte Vor—
tragskreuz erschließt. Diese Steinarbeit ist den besprochenen gleichzei⸗
tig, romanisch. UÜber einem flachen Bogen (die Welt?) erhebt sich eine
runde Stange, die ein an den Armen ausladendes griechisches Kreuz
trägt. Um die Kreuzung der Arme ist ein Kreiswulst gezogen, den wie—
derum diagonale Stäbe durchkreuzen. Auf beiden Querarmen, außer—
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liche Kreuzigungsdarstellungen (Kalvarienberge) zeigen neben dem
größeren Kreuz Christi kleinere der beiden Schächer auf oder unter dem
Querbalken des ersteren. Christus selbst ist auf dem Mittelkreuz sym—
bolisch angedeutet durch den Kreuzuimbus, der ja auch nichts anderes
ist als eine Sonne. Daran (einigermaßen auch an das Jerusalemkreug,
das der Patriarch von Jerusalem Pilgern verleiht) erinnert dieses
Vortragskreuz an der Kirche des heiligen Apostels Jakobus. Dieser
Heilige ist der Patron der Pilger, mögen sie das Hl. Land oder das
Grab des Apostels in Santiago de Compostela in Spanien besucht ha⸗
ben (Näheres bei Forderer a. a. O.). Ein Kreuz wird den Wallfahrts—
und Bittprozessionen vorangetragen. Die Predigt des Kreuzes ist In—
halt der apostolischen Sendung. Gehet hinaus in alle Welt und pre—
digt allen Vöolkern ...“ Somit ist die Einzeldarstellung der Himmels—
richtungen durch das Vortragskreuz und die Beziehung zum Apostel
und Kirchenpatron Jakobus erklärlich.
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