Die romanilchen Bildwerke am Kielentor des
Gt. Stephansdomes in Wien
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Ausdeutung der ro—
manischen — am Vorbau und Riesentor der Westseite des St.
Stephansdomes in Wien. Die kunstgeschichtliche Beurteilung ß nicht
Aufgabe des Ikonographen. Doch sind einige baugeschichtliche Bemer—
kungen vorauszuschicken.
Der romanische Vorbau wurde um 1430 umgestaltet; die rundbogige
Toröffnung wurde höher gezogen und spitzbogig abgeschlossen. Im üb—⸗
rigen ist die Anlage unverändert geblieben, wie sie seit der Erbauung
im Anfange des dreizehnten Jahrhunderts und der Wiederherstellung
und plastischen Auszier nach dem Brande von 1258 war. Ein aberma—
liger Brandschaden im Jahre 1276 veranlaßte Ausbesserungen und Er⸗
satzstücke, wobei aber nichts Fremdartiges hineingefügt worden ist. Auch
überarbeitungen in spätgotischer Zet haben im Wesentlichen nichts
verändert. Das ungenaue Zusammengehen der Blöcke am Kämpfer⸗
fries des Riesentores läßt vermuten, daß die Bildwerke schon fertig da⸗
lagen, als bei der Bauausführung der erste Plan abgeändert wurde.
Die Maße stimmten nicht mehr, die Blöcke mußten zugeérichtet, vielleicht
auch umgeoroͤnet werden (Tietze, 5, Novotny, 40 und 1085, Anm. 93).
Das Bildprogramm ist nach seiner ersten Fassung durchgeführt wor—
den. Der jetzige Bestand kann unbedenklich zur Grundlage der ikono—
graphischen Untersuchung genommen werden.
Der Westvorbau
Das Züerfries beiderseits vom Eingang, etwa vier Meter hoch
liber dem Boden, teils romanisch, teils spätgotisch, gibt keine inhaltliche
Andeutung.
Die Konsolen. An dem oberen Abschluß des Vorbaus muß ein
ursprünglich vorhandener Kleeblattfries gedacht werden, gleich dem,
der sich an den Seitenteilen der romanischen Westfassade fortsetzt. Am
Vorbau wurde er im fünfzehnten Jahrhundert entfernt. Die Stützen
des Frieses bildeten Hängesäulchen, deren Spuren doch erkennbar sind.
Diese ruhten auf Fußplatten über figürlichen Kragsteinen. Acht von
diesen Konsolen befinden sich an der Frontwand, zwei an den Ecken des
Rücksprungs, zwei in den Tiefenecken zur Kirchenwand. Die Anord—
nung war an die Füße des Frieses gebunden, so daß die Mittelkonsole
nicht genau in die Halbteilung der Front, sondern südlich vom Scheitel
der jetzigen Bogenöffnung traäͤf. Die nördlich beginnende Abwechflung
einer Kopfkonsole mit einer Bildkonsole konnte in der südlichen Reihe
nicht eingehalten werden. Hier folgen einander zwei Männerköpfe un—
mittelbar, denn sonst wäre an die Ecke ein Männerkopf getroffen. Die
übereinstimmung mit der nördlichen Kantenkonsole forderte an der
pen Kante eine Bildkonsole, Die Anzahl der anzubringenoͤen
Männerköpfe war durch die Bildabsicht festgelegt, auch sollte ein Kopf
in der südlichen Tiefenecke dem in det nördlichen entsprechen und die
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