44 Gerland, historische Apparate.
Linsen und Fernröhre.
Die Betrachtung der im South Kensington Museum ausgestellten
Linsen und Fernrohre ist nicht wohl auseinander zu halten, da eine
grosse Anzahl der ausgestellten Linsen zur Verwendung in Fernrohren
ursprünglich hergestellt wurde. Die Kunst, Linsen zu schleifen, geht
wahrscheinlich in das graue, ja giaueste Alterthum zurück, zu
welcher Annahme eine im British Museum aufgestellte biconvexe
Linse aus Bergkrystall, die in den Ruinen Ninivehs gefunden wurde,
zu führen scheint. Auch scheinen die Griechen biconvexe Linsen ge-
kannt zu haben; dafür möchte wenigstens eine Stelle aus Aristo-
phanes sprechen, die nur auf ein solches Brennglas gedeutet werden
kann !), Dass man hierzu zufällig durch Convexität ihrer Krystall-
flächen in Linsenform vorkommende Edelsteine benutzt habe, lässt sich
mit diesen beiden Thatsachen nicht wohl vereinigen. Auch ist aus an-
deren Gründen mit Sicherheit anzunehmen, dass die Römer Glas
schleifen konnten.
Ebenso erwähnt Priestley Linsen aus Bergkrystall, die man in
Sammlungen von Alterthümern findet, und sagt, dass man sie den Druiden
zuschreibe?). Später verwendete man fast immer Glas als Material, um
Linsen herzustellen, und die Kunst, sie zu schleifen, wurde spätestens Ende
des 13. Jahrhunderts eine allgemeinere, als man anfıng, sie zu Brillen-
gläsern zu benutzen. Das erste linsenförmige Glas zu einer Brille soll
nach Tiraboschi 1285 der Italiener Salvino degli Armati ge-
schliffen haben 3). Doch hat man bis in die neueste Zeit zu besonderen
Zwecken Linsen aus Edelsteinen oder Bergkrystall hergestellt, wie eine
aus Rubin geschliffene Linse von !/go” Focalabstand bewies, die auf
Brewster’s Anregung von Pritchard verfertigt wurde (Kat.1043, 211).
Lippershey undLeeuwenhoek haben ebenfalls solche geschliffen ®).
Ausser derPritehard’schen Linse haben von den nicht für Teleskope
bestimmten Linsen nur ein Interesse die (allerdings nur in Photographie)
von Neapel nach London geschickte Linse, mit der Melloni die Wärme
der Mondenstrahlen nachzuweisen versuchte, und die nach Florenz
gehörige von Benedetto Bregens (Kat. 2323, 418), die einen
Durchmesser von 42cm hat, und wenn auch keine Luftblasen, so doch
viele Fäden zeigt. 1690 erhielt sie nach der Angabe des Katalogs der
Grossherzog Cosmus III, 1694 benutzten dieselbe auf seinen Befehl Giu-
seppe Averani und Cipriano Targioni zu den Versuchen, durch
die zuerst die Verbrennlichkeit des Diamanten nachgewiesen wurde.
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5 a
bh Harting, Het Mikroskoop, deszelfs gebruik, geschiedenis en tegen-
wordige toestand, Utrecht 1848, 3. Deel, p. 5. ?) Priestley, Geschichte
und gegenwärtiger Zustand der Optik, übers. v. Klügel, Leipzig 1776, I, 6.
®) Sprengel, Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneikunde,
Halle 1800, II, 521. ») Hartinp, 3.3. 0:3D. 87.