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Rechnerische Verfahren. Man geht aus von den Einwohnerzahlen
verschiedener über einen genügend langen Zeitraum sich erstreckender Jahre und be-
stimmt aus diesen Unterlagen (bisweilen aber meist unnötigerweise mit der Methode
der kleinsten Quadrate) den mittleren jährlichen prozentualen Zuwachs der Bevölke-
rung. Wenn in der Beobachtungszeit keine Unregelmäßigkeiten in der Bevölkerungs-
zunahme eingetreten sind, so geht diese in der Regel in geometrischer Progression vor
sich. Hierfür gelten die folgenden Gleichungen:
Bezeichnet man mit A die gegenwärtige Einwohnerzahl einer Stadt, mit E die
Einwohnerzahl, die nach n Jahren vorhanden sein wird, wenn die mittlere jährliche
Bevölkerungszunahme p Prozent beträgt, so gelten die folgenden bekannten Beziehungen
einer geometrischen Progression (Zinseszinsformeln):
BAU Tu re
= wl\/ 2-1) men una.
2 log E--log A 3)
Bsd2001 9.
Wohnen auf 1 ha Stadtgebiet 2 Einwohner, so muß man innerhalb n Jahren
BO ua
Bauland erschließen. Stehen umgekehrt 5 Hektar Bauland zur Verfügung, so kann
man hierauf zB Menschen unterbringen und braucht hierzu die mit Formel 3 berech-
neten n Jahre.
Besondere Verhältnisse irgendwelcher Art können natürlich bewirken, daß ein
anderes Zunahmegesetz den tatsächlichen Beobachtungen besser entspricht, als die
obigen Exponentialfunktionen. Hierüber kann man sich durch graphisches Auftragen
vergewissern.
So betrug die Einwohnerzahl in Leipzig in den Jahren:
1890 1895 1900 1905
355 485 398 445 455 089 502 570 Köpfe.
Dieser Zunahme entspricht am einfachsten eine lineare Funktion der Zeit. Es ergab
sich mit dem Jahr 1892 als zeitlichem Nullpunkt und nach der Methode der kleinsten
Quadrate die Gleichung:
Bb= sta 128 (1 #002... 2:2... .. 059
Die Abweichungen der Formelwerte gegenüber den Zählungswerten schwanken
nur zwischen — 0,64 und 41,13% der ersteren. Nach einem ähnlichen Gesetz bewegten
sich die verschiedenen Verbrauchskurven der Stadt Leipzig. (A. Thiem: Vorar-
beiten für die Erweiterung der Leipziger Wasserwerke durch ein Werk bei Canitz.)
Noch einfacher kann sich die Bevölkerungszunahme bei mittleren und kleineren
Städten gestalten; sie besteht oft in einer jährlich wiederkehrenden konstanten Zahl.
So nimmt die Stadt Trier zurzeit jährlich um etwa 670 Personen zu.
Aller Berechnungen spotten natürlich Orte mit bedeutender Industrie und großem
Bevölkerungszuzug, sowie mit zahlreichen Eingemeindungen. Überhaupt sind
die Ergebnisse der Berechnungen mit großer Vorsicht zu
verwerten. Die ganze Aufgabe ist zu verwickelt, um sich auch nur in der Mehrzahl
der Fälle in zutreffende mathematische Formeln fassen zu lassen. Deshalb genügt auch
Lueger-Weyrauch, Wasserversorgung Il. 2. Aufl. 8
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