Full text: Vorkenntnisse und Hilfswissenschaften, die Hydrologie, die Wassergewinnung (2,a)

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
behälter verteilte Probestriche von mehreren Quadratmetern Flächeninhalt nach Ab- 
lauf von einem Monat nicht mit hirsekorn- bis haselnußgroßen Blasen und Quaddeln, 
die ätzendes, rotes Lackmuspapier bläuendes Zementwasser enthalten, bedeckt sind. 
Versäumt man diese Vorsicht, so mag man gewärtigen, daß auch das zuverlässigste und 
bewährteste Deckmittel seine Schutzmission ohne innere Berechtigung durch Abgedrückt- 
werden und mechanischen Zerfall beendet, noch ehe sie begonnen hat. Erst wenn die 
Abspaltung von Substanzen alkalischen Charakters im Innern des chemisch längere 
oder kürzere Zeit tätigen Zementes bis zu dem Grad abgeschwächt und zurückgegangen 
ist, daß die Haut eines Schutzanstrichs durch ihre mechanische Festigkeit gegenüber 
dem nach außen wirkenden Druck des laugigen Zementwassers das Übergewicht behält 
und unveränderlich bleibt, ist die Gefahr der mechanischen Vernichtung des Überzugs- 
mittels nicht mehr vorhanden.“ 
Hieraus geht klar hervor, daß man, um ein zutreffendes Urteil über die Bewährung 
eines Schutzanstriches fällen zu können, genau wissen muß, in welcher Weise und unter 
welchen Umständen er angewandt wurde. Auch scheint auf diesem schwierigen Gebiet 
der Grundsatz: ‚‚Eines schickt sich nicht für alle“ durchweg zu gelten. Es empfiehlt 
sich deshalb, vor Verwendung eines bestimmten Mittels Probeanstriche damit auszu- 
führen. Allgemein dürfte es am besten sein, lieber öfters mit dünnen Mitteln als weniger 
oft mit dickflüssigen Mitteln zu streichen. Die bestrichene Fläche muß unbedingt 
trocken sein. Strenge Aufsicht über die Streicharbeit ist unerläßlich. 
Nachstehend sollen nun = der bekannteren Schutzanstriche kurz aufgeführt 
werden. 
a)DieSiderosthenlubrose der A.G. für Asphaltierung und Dachbedeckung 
vorm. J. Jeserich in Hamburg ist ein in verschiedenen Farben geliefertes Anstrichmittel 
für Zement- und Eisenflächen, das die geschützten Gegenstände gummiartig überzieht. 
Zementflächen müssen vor dem Anstrich vollkommen trocken sein; sonst haftet der 
Anstrich nicht. Über Siderosthenlubrose liegen günstige Erfahrungen vor bei Verwendung 
in Behältern (Techn. Gemeindebl. 3. Jgg. Zwickau), an Wehranlagen (Bremen), Schleusen- 
toren, Schiffsböden, Wassertürmen, in Stollen (Urfttalsperre), Rohrleitungen, Möhne- 
talsperre, als Anstrich gegen Moorfäule (Wilhelmshaven). Heißen Säuren widersteht 
Siderosthen nicht. Nach Wolle enthält die Lubrose Stickstoffverbindungen (Piridin- 
basen), die einen guten Bakteriennährboden bilden. Diese würden sich als nicht abwasch- 
bare Gallertschicht auf den Behälterwänden ansiedeln. 
ß) Dr. Roths Inertol der Firma Paul Lechler in Stuttgart hat dasselbe Anwen- 
dungsgebiet wie die Siderosthenlubrose und wird in verschiedenen Sorten in den Handel 
gebracht. Es ist u. a. verwendet worden bei der Talsperre von Neunzehnhain (Chemnitz), 
beim Hochbehälter von Weimar, worin Trinkwasser mit freier Kohlensäure aufgespei- 
chert wurde; in Nürnberg für den Innenanstrich von zementierten Quellschächten, auf 
altem, teilweise durch Rost zerstörten Mennigeanstrich; in Teplitz für Flächen, die 
heißem Wasser und kohlesäurehaltigem Wasserdampf ausgesetzt sind; an eisernem 
Schwimmer bei kaltem, sandhaltigen Wasser. Wenn das Inertol auf Zementflächen wırk- 
sam sein soll, so ist jedenfalls unbedingt notwendig, daß der Zement vorher gut abge- 
trocknet worden ist. Es ist deswegen an Talsperren notwendig, daß der Schlagregen 
von den Zementflächen abgehalten wird. 
Über die Wasserdichtheit von 2 mal mit Inertol A gestrichenen Betonplatten 
vom Mischungsverhältnis 1: 8 die mit einem 1,5 cm starken rauhen Zementputz 1:2 
versehen waren, ergaben Versuche in der Materialprüfanstalt der Kgl. Technischen 
  
 
	        
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