Full text: Vorkenntnisse und Hilfswissenschaften, die Hydrologie, die Wassergewinnung (2,a)

    
  
0,0006 sl/qm zugrunde gelegt. Die Versickerungsmenge kann bei längerem Betrieb eines 
Bauwerks (Kanal, Talsperre) durch Verdichtung des Untergrundes sehr erheblich ab- 
nehmen. Über Versickerung bei Talsperren vgl. Abschnitt IH. 
Zur Messung der Versickerungsmenge dienen außer den Drains- 
anlagen die et bei den Versuchen von Wollny verwendeten Versickerungs- 
kästen: Lysimeter, welche am besten in Form gemauerter Gruben ausgeführt wurden. 
Der Umstand, daß der Boden in dieselben künstlich hineingebracht werden muß, ver- 
mindert die Zuverlässigkeit ihrer Ergebnisse. Man hat deshalb gesucht, Vorrichtungen 
zu konstruieren, die unmittelbar und in beliebigen Tiefen in den Boden eingebaut werden 
können. Eine solche Vorrichtung stammt von d’Andrimont!). Sie besteht aus einer in der 
gewünschten Tiefe ausgehobenen Kammer, deren obersten Teil ein mit Sand erfülltes 
dicht an die überlagernde Bodendecke angelegtes Becken bildet. In dieses gelangt das 
Sickerwasser und bildet einen Wasserspiegel, der in einer mit dem Becken kommuni- 
zierenden, in einem senkrechten Schacht stehenden Röhre an einem Schwimmer abge- 
lesen werden kann. Das Becken besitzt einen Überlauf, der in ein zweites unter dem ersten 
liegendes, durch Auspumpen entleerbares Becken führt. Auch dessen Wasserstand kann 
in gleicher Weise beobachtet werden. Die Schwimmerlagen werden dauernd registriert, 
so daß man in der Lage ist, die Menge und den Verlauf der Versickerung in Beziehung 
zu anderen Erscheinungen darzustellen. — Solche Apparate sind in Belgien in Benutzung 
und sollen allmählich in verschiedenen Tiefen eingebaut werden. 
$ 41. Verdunstung. 
1. Allgemeines. Die Verdunstung ist der Übergang des Wassers vom festen und 
flüssigen in den gasförmigen Zustand. Bekanntlich findet Verdampfung oder Verdunstung 
zu jeder Zeit und bei jeder Temperatur statt, wenn auch in außerordentlich schwankender, 
von sehr verschiedenen Umständen abhängiger Menge. 
Durch Experiment kann festgestellt werden, daß Wasser in einem luftverdünnten 
Raume, in welchem die Pressung 4,6 Millimeter Quecksilbersäule beträgt, schon bei 0° C 
anfängt zu sieden; bei der atmosphärischen Pressung von 760 mm wird der Siedepunkt mit 
100° C erreicht. Beim Sieden ist die Verdampfung eine sichtbare, insofern als der Wasserdampf 
zunächst in Form von Dampfbläschen aufsteigt, welche jedoch vollständig in der Luft ver- 
gehen, und zwar um so rascher, je weniger sich zurzeit schon Wasserdampf in der Luft be- 
findet. Der auf diese Weise in die Luft aufsteigende Wasserdampf ist jedoch der weitaus 
geringste Teil; eine viel größere Dampimenge erhält die Atmosphäre durch die V erdunstung. 
Selbst heute noch hört man nicht selten die alte Bauernregel, wonach von Nieder- 
schlägen ein Drittel oberirdisch verdunste, ein Drittel versickere und ein Drittel oberirdisch 
ablaufe. Daß diese Regel falsch ist, sieht man schon daran, daß der Gesamtabflußkoef- 
fizient von Flußgebieten auch an Stellen, wo kein Grundwasser neben dem Fluß fließen 
kann, nur in ganz ausnahmsweisen Fällen zwei Drittel beträgt. Auch die Tabelle nach 
Wollny in $ 40 beweist dies. Vielmehr verteilt sich das Wasser der Niederschläge folgender- 
maßen: Ein Teil verdunstet sofort, ein Teil bleibt zunächst an den Pflanzen hängen, um 
später zu verdunsten; ein Teil wird von den Pflanzen direkt absorbiert; ein Teil versickert 
und wird von den Pflanzenwurzeln angezogen; ein Teil versickert bis zur Grundwasser- 
1) Annales de la societ6 g6ologique de Belgique; tome XXXI, Memoires sur Falimen- 
tation des nappes aquiferes. 
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
    
  
  
  
   
  
  
   
   
     
   
  
 
	        
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