Full text: Vorkenntnisse und Hilfswissenschaften, die Hydrologie, die Wassergewinnung (2,a)

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„Bei andauerndem Regen werden die Wasserläufe im undurchlässigen Ter- 
rain alle den Charakter von Wildbächen annehmen, sehr rasch anschwellen und infolge 
der nun entstehenden starken Strömung viel Erdreich ablösen und fortführen. :; Sobald der 
Regen aufgehört hat, tritt das Wasser zurück, weil jetzt ein sehr langsamer Abfluß von der 
Terrainoberfläche beginnt, und der kurz vorher noch reißende Strom verwandelt sich alsbald 
in einen kleinen Bach, welcher bei einigermaßen anhaltender Trockenheit ganz oder nahezu 
versiegt. Die durch Regengüsse produzierten Hochwasser sind in solchen Gegenden außer- 
ordentlich verheerend und mächtig, aber von kurzer Dauer, Ursächlich dieser rasch entstehen- 
den Wasserläufe wird, wie erwähnt, von der die Gebirge überlagernden Bodendecke jedesmal 
viel losgerissen und an dem Fuße der Steilabfälle, gegen den Talweg des Fiusses hin allmählich 
verlaufend, abgelagert; die Dauer eines Hochwassers ist zu kurz, um den Transport des De- 
tritus auf größere Entfernungen zu gestatten. Bei dem Abschwemmen der Bodendecken 
vom Gebirge bleiben die von dieser Decke entblößten Felsen, welche dem Angriffe des Was- 
sers Widerstand leisten, stehen und es bildet sich infolgedessen ein ganz eigentümlicher Cha- 
rakter der äußeren Erscheinung aus. Vor allem ist von beiden Seiten des Gebirges gegen den 
Talweg des Flusses ein entschiedenes Gefälle vorhanden und der Fluß ganz oder nahezu an der 
tiefsten Stelle des Tales. An den Seiten des Tales zeigen sich als Vorsprünge oder Kuppen 
die von der Bodendecke entblößten Felsen und die Bäche sowohl als der Hauptstrom verlaufen 
in Schluchten oder tief eingewühlten Betten, wo sie nicht unmittelbar auf den Felsen herab- 
reichen. Die Verzweigungen der Flüsse sind nach allen Richtungen hin zahlreich, meist tief 
eingeschnitten, sämtliche die Folgen starker Regenfälle in der vorbeschriebenen Weise erkennen 
lassend; dagegen wird man selten an dem Ende einer einzelnen Verzweigung einen eigentlichen 
Ursprung in Form einer Quelle vorfinden, Die Kulturen auf dem undurchlässigen Boden 
sind im allgemeinen üppig und insbesondere zeichnen sich unter denselben als charakteristisch 
die Wiesen aus, welche nicht allein in der Talsohle, sondern auch an den Gehängen wohl ge- 
deihen, weil der Boden von der durch den Regen erhaltenen Benetzung zwar verdunsten, 
aber wenig versinken läßt. Selbstverständlich ist im undurchlässigen Terrain die Bildung von 
Grundwasser und mithin auch die Bildung von Quellen mangels geeigneter Infiltration sehr 
erschwert, und deshalb wird man das erstere selbst in der Nähe des Talweges nie in nennens- 
werten Mengen und ebenso selten als Quellen antrefien. 
In ganz anderer Weise gestaltet sich der Verlauf bei durchlässigem Boden. In diesem 
Falle sinkt ein Teil der atmosphärischen Niederschläge durch die Bodendecke unter die Ter- 
rainoberfläche ab. Das eingesunkene Wasser erfüllt zunächst die Klüfte und Spalten, über- 
haupt die freien Zwischenräume der in Stücke geteilten Gebirgsformation und tränkt sodann 
das von ihnen eingeschlossene kompakte Gestein bis zu dessen vollständiger Sättigung; 
außerdem aber verschafft es sich nach außen oder in größere Tiefen wieder einen Abiluß. 
Zwischen diesem Abflusse und den ihn speisenden Wasserzügen wird sich ein Verhältnis her- 
stellen derart, daß sich der Wasserspiegel in der letzteren hebt bei anhaltenden Zuflüssen 
bezw. Regenfällen und senkt bei längerer andauernder Trockenheit. Hebt sich der Wasser- 
spiegel in dem Spaltensystem des Gebirges, so werden immer mächtigere Partien kompakten 
Gesteines mit Wasser getränkt, senkt er sich dagegen, so geben die getränkten Gesteins- 
massen überschüssiges Wasser wieder ab. welches sodann dem Spaltensystem bezw. dem Ab- 
flusse aus demselben zugute kommt. Infolge der sehr großen Reibungswiderstände, welche 
der Durchfluß des Wassers durch die Bodendecke, den in den Klüften und Spalten befindlichen 
Detritus, die Poren des Gesteins usw. verursacht, dauert es stets sehr lange, bis die atmo- 
sphärischen Niederschläge an die Stelle gelangen, an welcher sie den unterirdischen Weg wieder 
verlassen, um als Quellen- oder Grundwasser zutage oder in die offenen Gewässer auszutreten. 
Die offenen Gewässer werden also durch derartige Quellen einen nicht sehr. wechselnden 
fortwährenden Zufluß erhalten, da nach dem eben beschriebenen Vorgange die atmosphä- 
rischen Infiltrationen im Boden langsam gesammelt und von diesen großen Reservoiren aus 
ziemlich gleichmäßig wieder abgegeben werden. Zu diesen gleichmäßigen Zuflüssen nach den 
offenen Gewässern gesellt sich bei anhaltendem Regen derjenige Teil der Niederschläge, welcher 
offen über das Terrain den nächstgelegenen Wasserläufen zueilen kann. Während aber im 
früheren Falle bei undurchlässigem Terrain, dieser Zufluß dem relativ größten Teile des Regen- 
falles gleich kam, ist bei durchlässigem Boden der oberflächliche Abfluß, besonders bei schwach 
geneigten Terrainflächen, ein geringer. Infolgedessen wird hier der Verlauf der Hochwasser 
ein ganz anderer sein; dieselben werden weniger heftig auftreten und verhältnismäßig lang- 
sam verlaufen, weil nach dem Aufhören der Niederschläge die Grundwasserzuflüsse in stär- 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
	        
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