Hädicke hat für Demonstrationszwecke einen mit Sand gefüllten Behälter von einem
Quadratdezimeter Querschnitt und fünf Dezimeter Länge hergestellt, der durch eine Kühl-
schlange im Innern kühl erhalten, während der Dauer eines Vortrags durch Eindringen und
Kondensation von Wasserdampf um mehrere Gramm an Gewicht zunimmt.
Sodann hat Hädicke versucht, die Kondensation des Wasserdampfes im Untergrund
durch eingegrabene mit Ablauf versehene flache Kästen nachzuweisen und dabei positive
Resultate erhalten.
Im übrigen hat Hädicke seine Aufmerksamkeit insbesondere hochgelegenen Quellen
zugewandt. Er weist z. B. darauf hin, daß die Lahnquelle hoch oben auf dem Lahnkopf in
einer schwachen Einsenkung liege, wo an eine das ganze Jahr über zur Speisung reichende
Infiltration nicht zu denken sei. Auch die Lenne entsprimge hoch oben auf einem kahlen
Berg und noch über ihr eine andere Quelle knapp drei Meter unter der Kuppe des Berges.
Die Enstehung der Quelle auf der Höhe der Akropolisin Athen
führt Hädicke darauf zurück, daß vom Pyräus ständig ein kräftiger Wind weht und die feuchte
aufströmende Luft wider die Bergwand führt. Diese Luft dringt dabei tief in die Spalten
und Klüfte des Kalkfelsens ein, der kondensierte Wasserdampf sinkt in die Tiefe und trifft
auf eine undurchlässige Schicht, welche vermutlich die Grundlage des die Akropolis darstel-
lenden Kalkberges bildet. Dabei wird natürlich der Salzgehalt des Wassers nicht ganz ent-
fernt und die Quelle liefert tatsächlich leicht salzhaltiges Wasser !).
Ähnliche Beispiele führt König?) an. Wir erwähnen die nachstehenden.
Bei Eröffnung eines Steinbruchs in Slavonien drangen plötzlich aus allen Rissen und
Fugen des Gesteins Wasserdämpfe hervor; schon am zweiten Tage nach Beginn dieser Dampf-
entweichung versiegten alle Quellen des betreffenden Berges. — Zwei Meilen von Paris stand
eie Mühle, die plötzlich unter großem Wassermangel zu leiden hatte. Die Nachforschung
ergab, daß nicht weit von der Quelle des Mühlbaches ein Steinbruch eröffnet worden war,
wodurch gewaltige Dampfentweichungen aus den bloßgelegten Gesteinsschichten entstanden.
Nachdem man den Steinbruch wieder zugeworfen hatte, ergoß die Mühlquelle wieder dieselbe
Wassermenge wie früher. — Ein Bohrbrunnen zu Coulomnier liefert in der warmen Jahres-
zeit, in welcher die meisten Quellen wasserärmer werden, beträchtlich mehr Wasser, oft das
Doppelte, als in der kalten Jahreszeit.
3. Kritik der Volgerschen Kondensationstheorie. Die Ausschließlichkeit,
mit welcher die Anhänger der Kondensationstheorie, insbesondere früher, die alleinige
Bedeutung der Untergrundkondensation hervorhoben, während sie der Versickerung
keinerlei Platz bei der Bildung des Grundwassers einräumen wollten, hat naturgemäß
lebhafte Kritik hervorgerufen.
Nach den Anhängern der Volgerschen Kondensationstheorie ist es die Luft,
welche Wasserdampf mit sich führt und bei ihrem Eindringen in den Untergrund den
überwiegenden Teil, in ebenen Gebieten sogar den weitaus größten Teil des Grundwassers
erzeugen soll. Dieser Anschauung gegenüber führen wir im folgenden zunächst die Ver-
suche von Dr. Ing. Köhler über Versickerung, und dann diejenigen von Baurat Krüger
in Bromberg über Kondensationswassermengen an.
Über das Eindringen von Wasser in einen sandigen Untergrund stellte Köhler
in Karlsruhe folgenden Versuch an: In 3 aufeinander gestellte Glasröhren von 200 mm
lichtem Durchmesser wurde lufttrockner Sand von etwa 0,2 bis 0,5 mm effektiver Größe
eingefüllt. Das Einfüllen geschah schichtenweise in stets gleichen Mengen und unter
Benützung eines Stößels, der den ganzen Querschnitt ausfüllte, was den Zweck hatte,
eine dichte und nach Möglichkeit gleichmäßige Lagerung zu erzielen. Die Länge der Sand-
säule betrug ca. 2,25 Meter, sie war unten durch ein Drahtsieb abgeschlossen. Am 9. No-
vember 1903 wurden 2 Liter Wasser, am 14. Juli 1904, also nach über 8 Monaten, noch
einmal 1 Liter Wasser aufgegossen. Die Verdunstung war durch Abdeckung mit einer
!) Bayr. Industrie- und Gewerbeblatt 1907.
2) Zeitschr. d. österr. Gas- und Wasserfachmänner XLIX; 5, 8.108.