Full text: Vorkenntnisse und Hilfswissenschaften, die Hydrologie, die Wassergewinnung (2,a)

  
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Aus mehreren zu verschiedenen Zeiten aufgenommenen Horizontalkurvenplänen 
erhält man unter anderem Angaben darüber: 
1. Ob Niederschläge auf die Grundwassermenge unmittelbaren Einfluß haben, 
wie groß dieser ist und nach welcher Zeit er erfolgt. 
2. Ob eine Hebung des Grundwasserspiegels eine Veränderung der Abflußrichtung 
bezw. der Herkunft des Grundwassers zur Folge hat. 
3. Ob sich die Veränderungen auf alle Grundwasserstände eines Feldes beziehen 
und verneinendenfalls, bei welchen dies der Fall ist. 
2. Entfernung der Horizontalkurven. Für die Erkenntnis der örtlichen Grund- 
wasserverhältnisse sind von größter Bedeutung die gegenseitige Entfernung und die Krüm- 
mung der Kurven sowie die örtlichen und zeitlichen Veränderungen in diesen Verhält- 
nissen. 
Zunächst läßt sich allgemein sagen, daß da, wo die Kurven weit auseinander liegen, 
im Untergrund im Verhältnis zur Grundwassermenge mächtige und bezw. oder leicht 
durchlässige Ablagerungen vorhanden sein müssen. Bei niederen Grundwasserständen 
kann man annehmen, daß die Oberfläche des Grundwassers im großen ganzen dieselbe 
Form wie die undurchlässige Sohle besitzt. Doch kommen auch Ausnahmen hiervon vor. 
So zeigt der als Beispiel einer umfangreichen Aufnahme gewählte Höhenschichtenplan 
der Grundwasserhorizontalen und der undurchlässigen Sohle auf dem Langenauer Feld 
bei Ulm, vgl. Fig. 12, Seite 107, von welchen die Grundwasserhorizontalen am 13. Ok- 
tober 1910 aufgenommen waren, also zu einer Zeit wo der Wasserstand sicherlich nicht 
besonders hoch war, jedenfalls, daß sich bisweilen die Grundwasseroberfläche nicht nach 
der undurchlässigen Sohle richtet. Allerdings mag dies im vorliegenden Fall zum Teil 
davon herrühren, daß auf der östlichen Hälfte des Gebietes die undurchlässige Sohle 
einen langen Höhenrücken aufweist, welcher das Grundwasser teilweise östlich, teilweise 
südlick an sich vorbei ablenkt. Besonders interessant ist auf diesem Plan noch die Be- 
obachtung, daß das ganze Grundwasservorkommen aus einer Gegend, nämlich aus 
dem Gebiet der Brunnen II., 6 und 7 herzurühren scheint. Diese eigentümliche Beobach- 
tung wird interessanterweise durch die Temperaturmessungen unterstützt (vergleiche 
$ 63). 
Der normale Zustand gleicher Oberflächengestaltung von Grundwasser und undurch- 
lässiger Sohle kann bei zunehmenden Grundwassermengen allmählich verschwinden, 
geradeso wie die Spiegellinie eines Flusses bei steigenden Wasserständen aus einer dem 
Längenprofil der Flußsohle entsprechenden stufenförmigen allmählich in eine gestreckte, 
der Geraden sich nähernde Linie übergeht. 
Stimmen mehrere bei verschiedenen Wasserständen aufgenommenen Grund- 
wasserhorizontalenpläne in ihrer allgemeinen Gestaltung gut überein, so kann man daraus 
schließen, daß die undurchlässige Sohle eine ihnen ähnliche Form haben muß, kann 
also mit einer entsprechend geringen Anzahl von Versuchsbohrungen zur Erkennung 
der undurchlässigen Sohle auskommen. 
Die Schnelligkeit, mit welcher sich Grund wasserkurven ver- 
schieben können, ist bei freien Spiegeln naturgemäß klein, sehr groß jedoch bei 
artesischem Wasser. Im ersten Fall geschehen die Spiegelschwankungen im Grundwasser 
bei Spiegelhebung bezw. -Senkung des offenen Gewässers durch Wasserzufluß ins Grund- 
wasser bezw. Wasserabfluß aus demselben, sie gehen also verhältnismäßig langsam vor sich, 
jedoch um so rascher, je plötzlicher höher und länger dauernd das Hochwasser, je kleiner das 
Grundwassergefälle und je größer die Durchlässigkeit des Untergrundes ist. Die Hebung 
Lueger-Weyrauch, Wasserversorgung I. 2, Aufl. 22 
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
     
	        
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