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1 Meter Tiefe fortwährend gefroren bleibt. An der Nordküste von Island dagegen hat die mitt-
lere Jahrestemperatur den Wert von 0° C.; im Winter fällt dieselbe auf — 6° C., im Sommer
steigt sie nur bis 8° C., so daß kein Getreide zur Reife zu kommen vermag. — Wesentlich ist
das Klima beeinflußt von Wasserflächen, weshalb man einen Unterschied macht zwischen
Kontinentalklima, Seeklima und Küstenklima. Da sich das Wasser vermöge seiner hohen
spezifischen Wärme ebenso langsam erwärmt als es durch Ausstrahlung Wärme verliert, da
ferner die häufigere Bewölkung über Wasserflächen und besonders an den Küsten die Intensi-
tät der Sonnenbestrahlung und ebenso die Intensität der Ausstrahlung während der Nacht
hindert, so werden wir den geringsten Unterschied in den Temperaturen der Luft zu verschie-
denen Jahreszeiten in Nähe von oder über Wasserflächen, den größten über den Kontinenten
antreffen.
Was zunächst den Einfluß der Sonnenbestrahlung und die
Abkühlung während der Nacht anbelangt, so hängt die Geschwindigkeit,
mit welcher die von den Sonnenstrahlen erzeugte Wärme in den Boden dringt, bezw.
mit welcher die Wärmeentziehung durch Ausstrahlung erfolgt, in hohem Maße von der
Beschaffenheit des Bodens selbst ab. Weiter als 4—5 Meter dringen übrigens die rasch
verlaufenden Schwankungen der Lufttemperatur nicht ein. Lockere, poröse Erdarten
sind die schlechtesten Wärmeleiter; sind die Wärmeleiter naß, so wird die Fortpflanzung
der Wärme hierdurch erleichtert. Der Einfluß der Sonnenbestrahlung ist überdies noch
ganz besonders von der auf dem Boden stehenden Kulturart abhängig. Nackte Fels-
partien leiten die von den Sonnenstrahlen empfangene Wärme verhältnismäßig rasch
gegen das Innere; bei Waldbeständen machen sich die Folgen der Insolation an der
Bodenoberfläche nur sehr langsam bemerkbar.
Pflanzenbedeckung, namentlich durch Wälder, mildert also wesentlich die sonst
bei nacktem Boden auftretenden Temperatursysteme.
Nasse Bodenflächen verbrauchen einen Teil der Sonnenwärme für die Wasser-
verdunstung; schneebedeckte Flächen machen die Bestrahlung unwirksam. In entgegen-
gesetzter Weise vollzieht sich die Ausstrahlung während der Nacht, hier strahlen nackte
Gesteine verhältnismäßig am wenigsten, Pflanzen am meisten Wärme aus, und hiernach
richtet sich selbstverständlich auch die Geschwindigkeit der Wärmeentziehung. Die
Wärmeentziehung wird durch die infolge derselben entstehende Taubildung modifiziert,
weil der Wasserdampf beim Tauen die seiner Zeit zu seinem Entstehen verbrauchte
Wärme wieder entwickelt; eine zweite Modifikation tritt durch die mehr oder weniger
große Bewölkung ein, welche die Ausstrahlung im allgemeinen wesentlich hindert.
Nahezu vollständig verhindert wird die Ausstrahlung durch eine auf dem Boden liegende
Schneedecke.
Die Bedeutung des Schnees ist nach Lubberger deshalb so groß, weil er oft längere
Zeit liegen bleibt, und so die Winterkälte nicht in den Boden drinst. Der Schnee kann
darum das jährliche Bodenwärmemittel über das Luftwärmemittel erhöhen. Daher rührt
es auch, daß die Quellentemperatur mit der Höhe über dem Meer langsamer abnimmt
als die mittlere Jahrestemperatur.
Die Einflüsse der Insolation und der Ausstrahlung machen sich jeden Tag in anderer
Weise geltend und sind auch von der Lage des Ortes auf der Erde selbst und dem Stande
der Sonne, d. h. von dem Breitegrade und der Jahreszeit abhängig; man pflegt sich eine
Vorstellung von diesen Einflüssen an einem bestimmten Orte dadurch zu machen, daß
man den durch sie hervorgerufenen Grad der Temperatur der dem Boden zunächst ge-
legenen Luftschicht mißt. Dieser Temperaturgrad ist natürlich ebenfalls ein fortwährend
wechselnder; es läßt sich jedoch aus einer Summe von Beobachtungen die mittlere Jahres-
temperatur feststellen, deren Wechsel in größeren Perioden nicht mehr sehr bedeutend