375
abzuändern und zu erweitern, bis die tatsächlichen Verhältnisse sich allmählich klar
herausschälen.
Auf diesem Weg ist man in neuester Zeit dazu geschritten, auf anderen Gebieten
der Naturwissenschaften, namentlich auf dem der Elektrizität, nach verwandten Erschei-
nungen zu forschen. Man hat sich daran erinnert, daß Gewitterwolken vielfach Flüsse
nicht zu überschreiten vermögen, sondern ihnen folgen, daß sich bei Windstille die Ge-
wässer in den Wolken als Lücken widerspiegeln. (Bassussche Wolkenbilder, Prometheus
1905, Nr. 808, 8. 48), man hat die eigentümlichen Erscheinungen bei drahtlosem Tele-
graphieren auf See über Gebirge weg, ihre Besonderheiten bei Tag oder Nacht untersucht
und hofft so mit der Zeit Angriffspunkte zu, weiterer Forschung zu erhalten. Dann erst
wird man vielleicht auch in die Lage kommen, den — als Mensch subjektiven — Ruten-
gänger durch zuverlässige — weil physisch und psychisch nicht beeinflußte — Appa-
rate zu ersetzen. Es liegen zwar schon eine Reihe von Versuchen vor (vgl. Klinckow-
stroem-Aigner, Bibliographie der Wünschelrute), allein ihre Erfolge sind nicht unbestritten
und solange weder die Tatsachen noch die Theorie der Erscheinung genügend erforscht
ist, können natürlich auch Apparate nicht mit Sicherheit konstruiert oder angewandt
werden.
3. Erfolge und Mißerfolge der Rutengänger. Von prinzipiellen Gegnern
des Wünschelrutenproblems ist der Begriff des Erfolges bei Angaben mit der Wünschel-
rute in der Regel so definiert worden, daß man nur dann von einem Erfolg reden könne,
wenn das Ergebnis der nachherigen Bohrungen „befriedigend“ ausfalle, d. h. wenn der
Rutengänger so viel Wasser findet, als der Auftraggebende haben will. Damit ist aber der
Begriff des praktischen mit demjenigen des wissenschaftlichen Erfolges verwechselt. Für
die wissenschaftliche Beurteilung des Wünschelrutenproblems handelt es sich nur darum,
ob überhaupt Wasser gefunden wurde, nicht aber darum, wieviel, oder von welcher Quali-
tät; die praktischen Fragen nach der Wassermenge und -Qualität haben mit dem wissen-
schaftlichen Problem zunächst gar nichts zu tun. Ganz dasselbe gilt von dem Auffinden
von einzelnen Gesteinen, es kommt für,die wissenschaftliche Erforschung zunächst nur
auf die Tatsache selbst, nicht auf den Wert der Gesteine an.
Für wissenschaftliche Versuche müssen aber wohl solche Gebiete ausscheiden,
in welchen allgemeine Erfüllung des Bodens mit Grundwasser stattfindet, da dort auch
ein sich irrender Rutengänger Wasser finden wird. Allerdings würde man von Erfolg
dann reden können, wenn es einem Rutengänger gelänge, in einem solchen Gebiet eng
begrenzte ausgesprochene Wasseradern nachzuweisen, welche auch in allen Gebieten
allgemeiner Grundwassererfüllung vorkommen müssen, wo der Untergrund nicht
allenthalben gleiche Durchlässigkeit in horizontalem Sinn besitzt (vgl. $ 45). Die Un-
kenntnis dieser zweifellosen Tatsache hat sicher zur prinzipiellen Verurteilung der Wün-
schelrute viel beigetragen. Aus der mathematischen Theorie der Grundwasserbewegung
entnahm man deren notwendige Voraussetzung eines gleichartigen Grundwasser-
trägers, ohne daran zu denken, daß diese Voraussetzung ihrerseits nur gemacht war, um
überhaupt Formeln aufstellen zu können. Diese Voraussetzung trifft aber durchaus nicht
immer zu, die Formeln geben uns oft nur sehr rohe Bilder von der tatsächlichen Wasser-
bewegung im Untergrund.
Eine weitere Erschwerung der Prüfung liegt darin begründet, daß namentlich in-
telligente und länger tätige Rutengänger sehr wohl mit der Zeit — wie jeder Hydrologe —
einen gewissen Blick für die Wahrscheinlichkeit des Wasservorkommens im Gelände
erwerben können, der ihnen bei ihren Arbeiten — bewußt oder unbewußt — zugute
kommt. Dieser Umstand ist wertvoll für den praktischen Erfolg ihrer Tätigkeit, störend
Eee EBD eat
Bere en Ne