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Danach stimmten die Formelwerte mit den gemessenen Werten nicht ganz überein,
und zwar scheinen bezüglich der Absenkungswerte die Brunneneintrittswiderstände
eine störende Rolle gespielt zu haben. Auch scheint die Grundwassergeschwindigkeit
in der Nähe der Brunnen so groß gewesen zu sein, daß, wie wir schon früher andeuteten,
statt der Formel v—%kJ Formeln von der Bauart v,—=k, J am Platze wären. Dazu
kam noch, daß die stark wechselnde Durchlässigkeit des Untergrundes die Überein-
stimmung von Rechnung und Beobachtung unmöglich machte.
Namentlich dieser letzte Gesichtspunkt scheint uns bei allen ausgedehnteren Fas-
sungen für das praktische Verhalten maßgebend zu sein. Der praktische Versuch
wird hier nie durch Formeln ersetzbar sein. Man wird z. B. beim Betrieb einer Fassung
in Flußnähe aus laufenden Wasserstandsbeobachtungen und Wasseruntersuchungen
bald entnehmen können, wie weit man mit den Absenkungen bei verschiedenen Fluß-
wasserständen gehen darf, wenn man kein Flußwasser fördern will. Aus diesen prak-
tischen Erhebungen beantwortet sich dann die etwa gestellte Frage, ob eine Fassung
erweitert werden muß oder nicht.
Selbstverständlich soll mit dem Vorstehenden der tatsächliche nicht geringe Wert
solcher mathematischen Entwicklungen nicht herabgesetzt werden. Sie geben die all-
gemeinen Gesichtspunkte für das praktische Vorgehen des Ingenieurs.
$ 56. Unvollkommene Fassungsanlagen.
Wie wir schon in $ 54 ausgeführt haben, sind durch die neueren Versuche von
den früheren Annahmen abweichende Anschauungen über die Wasserbewegung in der
näheren Umgebung unvollkommener, d.h. nicht bis auf die undurchlässige
Sohle reichender Fassungsanlagen entstanden. Danach ist es z. B. nicht zutreffend,
daß man bei unvollkommenen Schlitzfassungen annehmen darf, nur das über einer
Horizontalen durch die Schlitzsohle befindliche Wasser trage wesentlich zur Ergiebigkeit
dieser Fassung bei.
Andererseits fehlen bisher noch genügend zahlreiche und umfassende Versuche
über den Einfluß der Eintauchungstiefe der Fassungsanlagen sowie der Mächtigkeit
des Grundwasserträgers. Namentlich Versuche im großen an regelmäßig abgelagerten
Grundwasserträgern wären erwünscht, damit die Theorie oefördert erden könnte.
Natürlich wird der Wechsel der Durchlässigkeit im nie gestatten, in allen
Fällen ohne sogenannte Versuchsbetriebe auszukommen.
Im elsenden geben wir die für unvollkommene Brunnen mit durchlässiger Wand
und dichter Sohle bezw. dichter Wand und durchlässiger Sohle von Rother und von
Forchheimer gelieferten Berechnungsarten wieder.
1. Unvollkommene Brunnen mit durchlässiger Wand. Für die Berechnung
derartiger Brunnen hat Rother unter der Voraussetzung gleichartigen Untergrunds und
eines 6 rundwasserbeckens eine Methode entwickelt, die wir in ihren
Hauptzügen wiedergeben wollen, soweit dies für ihre praktische Anwendung er-
forderlich scheint. Das angefügte Beispiel, welches auf die Berechnung von Verhältnis-
zahlen zwischen der Liefermenge vollkommener und unvollkommener Brunnen
hinausläuft, zeigt, daß sich die Methode auch auf strömendes Grun dwasser
anwenden läßt. Die Beoründung der Ergebnisse muß in der Originalarbeit (Journ.
für Gasbel. und Wasservers. 1904) nachgelesen werden.