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Wir sehen also, daß Verunreinigungen, die einem offenen Gewässer zufließen,
mit der Zeit eine erhebliche Abnahme erfahren können. Eine große Anzahl derartiger
Beobachtungen findet sich in König: Die Verunreinigung der Gewässer, Bd. I., ferner
in den Arbeiten des Kaiserlichen Gesundheitsamtes und in den verschiedensten Zeit-
schriften. Man hat gefunden, daß dieser „Selbstreinigung der offenen
Gewässer“ eine ganze Reihe von Ursachen zugrunde liegt. Wir führen sie im fol-
genden, uns an König anschließend, auf (a. a. O. 8. 217 ff.). In Betracht kommen nach
König:
I. Die Verdünnung der Verunreinigungen in großen Wassermengen.
IT. Mechanisch-chemische Wirkungen.
1. Sedimentation bei schwacher Strömung; ihre Wirkung wird bei Hoch-
wasser oft rückgängig gemacht.
2. Rein chemische Umsetzungen.
3. Unmittelbare Oxydation, hauptsächlich durch Belebung der Bakterien-
tätigkeit.
4. Verdunstung und Belichtung. Besonders scheint hierbei Ammoniak zu
verschwinden.
III. Biologisch-chemische Vorgänge.
1. Oxydierende Wirkungen der Bakterien und der Wasserfadenpilze.
2. Wirkung der Algen und sonstigen Wasserpflanzen.
IV. Selbstreinigung von Bakterien durch
1. Sedimentation (siehe oben unter II, 1);
2. Absterben durch Veränderung der Wachstumsbedingungen (Nahrungs-
mangel, Auftreten von Feinden);
3. Lichtwirkung, nach Rothermund infolge einer Art „Photophobie‘“ der
Bakterien.
Der Gesamteffekt der Selbstreinigung offener Gewässer hängt
von einer ganzen. Reihe von weiteren Umständen ab, die wir in der Folge zusammenstellen.
Dieser Effekt ist aberjedenfallsschwankend und, wenigstens
in Flüssen, nicht so zuverlässig, daß man für Wasserver-
sorgungszwecke viel damit anfangen könnte. Die Selbstreini-
gung wird gefördert durch seeartige Erweiterungen, sowie durch Buhnen oder tote Arme
der Flüsse; Krümmungen letzterer beschleunigen die Durchmischung und Verdünnung.
Warme Temperatur, bewachsene, nicht glatte Ufer, nicht ganz geringe und nicht zu große
Wassergeschwindigkeit der Flüsse sind günstig. Dagegen sind der Selbstreinigung
schädlich Schleusen- und Wehranlagen, Eisbedeckung und Zuflüsse, die organisches
Leben zerstören.
Von besonderer Bedeutung ist die Selbstreinigung bei Talsperrenbecken. Man hat
hier recht günstige Erfahrungen gemacht.
„Bei der Schneeschmelze Anfang März 1901 wurde der größte Teil des Remschei-
der Staubeckens mit Wasser angefüllt, welches zirka 3000 Keime aufwies. Mit jeder
Woche sank die Keimzahl im Becken, und nach 6 Wochen fand man im Mittel nur noch
38 Keime.
Diese Erfahrungen konnte Kruse nachträglich bei der neugebauten Sperre in
Barmen bestätigen.
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