Full text: Vorkenntnisse und Hilfswissenschaften, die Hydrologie, die Wassergewinnung (2,a)

   
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
     
    
Im März und April 1901 wurde das Staubecken zum ersten Male bis zu einem In- 
halte von 1 Mill. Kub.-Meter gefüllt, wobei die Keimzahl im zufließenden Wasser 1000 
bis 2000 in 1cem betrug. Trotzdem fand man Ende Mai in dem größten Teile des Beckens 
nur noch etwa 100 Keime; bloß in der Nähe des Bacheinlaufes wurden höhere Zahlen 
festgestellt. 
Auch die in den letzten Jahren durch Kolkwitz gemachten Beobachtungen an 
dem Remscheider Stauweiherwasser bestätigen diese hervorragenden Wirkungen der 
Selbstreinigung.“ 
2. Kapitel. 
Hygıenische Beurteilung des Wassers. 
$ 10. Anforderungen an Trinkwasser. 
Auf Grund des in Kapitel 1 Vorgetragenen sind wir nun in der Lage, die ein- 
zelnen Anforderungen wiederzugeben, die man an ein gutes Trinkwasser zu stellen hat. 
Dabei muß jedoch nochmals eindringlich davor gewarnt werden, auf Grund einer ein- 
maligen Beobachtung bezw. Untersuchung über die Beschaffenheit eines Wassers 
bezw. Wasserbezugsortes ein Urteil abgeben zu wollen. Dies gilt auch für die Beurtei- 
lung der Grundwasser, da eine Reihe von Umständen, namentlich die Grundwasser- 
stände, von bedeutendem augenblicklichen und länger dauernden Einfluß auf die 
Beschaffenheit des Grundwassers sein können. Man wird deshalb bei mehrfacher Unter- 
suchung in den meisten Fällen auch verschiedene Ergebnisse bekommen, deren Einzel- 
bedeutung und gegenseitige Beziehung nur durch die Beurteilung der ganzen Örtlich- 
keit und der übrigen Umstände ermittelt werden kann. 
Allgemeine Vorschriften über die an Trinkwässer zu stellenden Anforderungen, 
wie sie früher oft zu geben versucht wurden, stiften, wenn sie starr und schablonenhaft 
angewandt werden, mehr Schaden als Nutzen, einmal, weil es auch auf die möglichen 
schädlichen Kombinationen verschiedener Verunreinigungen ankommt, und 
dann, weil es erfahrungsgemäß Wasser gibt, die einzelne Verunreinigungen in weit hö- 
herem Maß zeigen, als man dies für gewöhnlich gern sieht, und die trotzdem willig ge- 
trunken werden, ohne ungünstige hygienische Folgen zu zeigen. Bei Verwendung starrer 
Grenzwerte würde man also im ersten Fall zu mild, im zweiten zu streng urteilen. 
Wie verschieden die in der Wasserversorgung verwendeten Wasser sind, geht 
deutlich aus den in Litermilligramm erfolgten Angaben der folgenden Tabelle hervor, 
die mit Ausnahme von Spalte 11 und des Magdeburger Elbwassers (Spalte 12—14), 
das filtriert wird, lauter zum Gebrauch fertige Trinkwasser enthält). Die Größt- 
und die Mindestwerte in den einzelnen wagrechten Spaltenlinien 1 bis 10 sind jeweils 
durch Fettdruck ausgezeichnet, soweit für Vergleiche genügendes Zahlenmaterial vor- 
lag. Eine Betrachtung dieser Zahlen erübrigt wohl weitere Worte über die Unzulässig- 
keit fester Grenzwerte. Dies braucht jedoch nicht davon abzuhalten, die Anforderungen, 
!) Vgl. auch Teil 2 (1. Aufl.), Seite 365.
	        
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