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die Nachricht von diesem glücklichen Funde durch ganze
gebildete Europa, so daß auch in Padua natürlich davon die
Rede war, und es kann uns nach allem, was wir von Galilei
wissen, nicht wundern, daß derselbe unverzüglich der Sache ans
den Grund zu gehen beschloß. Er selbst stellte es so dar, als
ob ihn wesentlich theoretische Erwägungen aus die richtige
Spur geleitet hätten. Hören wir seine eigene, vielleicht von
Schönfärberei nicht völlig freie Erzählung des Sachverhalts^'').
„Vor ungefähr zehn Monaten erfuhr ich, daß in Belgien ein
Instrument erfunden worden sei, durch welches man entfernte
Objekte deutlich sehen könne, und mancherlei wunderbare Ge
rüchte wurden über diese Erfindung verbreitet, die von einigen
bezweifelt, von anderen geglaubt wurden. Als mir Jacopo
Badovere in Paris eben diese Nachrichten gab, sann ich dar
über nach, auf welche Weife ein solches Instrument zu kon
struieren sein möchte, und hatte bald, von den Gesetzen der
Dioptrik geleitet, mein Ziel erreicht. An den Enden eine»
bleiernen Rohres befestigte ich zwei Gläser, ein plankonvexes
und ein plankonkaves. Als ich das Auge dem letzteren näherte,
sah ich die Gegenstände etwa dreimal näher und neunmal
größer, als wenn ich sie mit unbewaffnetem Auge betrach
tete ..." Von anderer Seite ist das Bedenken geäußert
worden, ob nicht doch vielleicht Galilei etwa» nähere Kunde
über die Art der Linsenverbindung erhalten gehabt habe, al»
er hier eingestehen will, denn der damalige Stand der Lehre
von der Lichtbrechung sei doch für eine solche Schlußreihe, wie
sie der Nacherfinder sich vindiziert, zu niedrig gewesen^). Wie
dem auch sei, bald glückte ihm eine solche Verbesserung de» Fern
rohres, daß amHimmelwie aufderErde damit die unerwartetsten
Erfolge sich erzielen ließen. Welchen praktischen Nutzen die»
für Galilei hatte, wie es die Signoria bewog, ihrem berühmten
tmd zugleich für das Staatswohl so thätigen Gelehrten eine
hohe Besoldung, und zwar auf Lebensdauer, auszusetzen, davon
haben wir bereits in unseren: zweiten Kapitel gesprochen.